Szene

Song Contest kommt nach Ö, wird aber nicht billig

Heute Redaktion
Teilen

Nach dem Feiern kommt das Arbeiten, respektive das Zahlen: Der fulminante Triumph von Conchita Wurst beim Eurovision Song Contest 2014 bedeutet, dass das größte Musikevent der Welt kommendes Jahr in Österreich ausgerichtet wird. Für die Show mit 120 Millionen Fernsehzuschauern reisen allein jährlich an die 2.000 Journalisten an. Damit stehen große Planungen und durchaus auch große Kosten ins Haus.

Nach dem Feiern kommt das Arbeiten, respektive das Zahlen: beim Eurovision Song Contest 2014 bedeutet, dass das größte Musikevent der Welt kommendes Jahr in Österreich ausgerichtet wird. Für die Show mit 120 Millionen Fernsehzuschauern reisen allein jährlich an die 2.000 Journalisten an. Damit stehen große Planungen und durchaus auch große Kosten ins Haus. ORF-Unterhaltungschef Edgar Böhm verrät erste Details (unten).

In Summe werden die Aufwendungen für einen ESC meist mit rund 25 Mio. Euro kalkuliert, wobei hier nicht alles allein vom heimischen Fernsehsender zu tragen ist und die Umwegrentabilität nicht außer Acht gelassen werden darf. Die Kosten für den Ausrichter ARD lagen etwa in Düsseldorf 2011 bei rund 12 Mio. Euro. Das norwegische Fernsehen musste 2010 etwa 16,25 Mio. Euro ausgegeben. Moskau im Jahr davor lag nochmals deutlich höher.

Aserbaidschan zahlte wahrscheinlich halbe Milliarde Euro

Weniger transparent waren die öffentlichen Ausgaben, als die autoritär regierte Kaukasusrepublik Aserbaidschan 2012 den Megaevent dazu nutzte, gleich eine gigantische Veranstaltungshalle, die Baku Crystal Hall, am Ufer des Kaspischen Meers aus dem Boden zu stampfen, die dem Vernehmen nach mehr als 100 Mio. Euro gekostet haben soll. Offiziell machte die Ex-Sowjetrepublik keine Angaben, jedoch wurden die Gesamtkosten für die ESC-Vorbereitung - einschließlich des Baus neuer Straßen und einer Uferpromenade zur Crystal Hall - vom East-West Research Centre in Baku damals auf eine halbe Milliarde Euro geschätzt.

25 Millionen zahlte Kopenhagen

Kleiner dimensioniert war dann Malmö im Vorjahr, wo die Halle mit 12.000 Zuschauern deutlich weniger Menschen als etwa die Düsseldorf Arena mit 36.000 Gästen fasst. Das Budget lag damals bei rund 18 Mio. Euro. Und heuer in Kopenhagen muss das Danmarks Radio (DR) mindestens 25 Mio. Euro zahlen - wenn nicht mehr. Denn der Umbau des Veranstaltungsorts B&W-Hallen mit etwa 11.000 Zuschauern verschlang nach Medienberichten 3 Mio. Euro mehr als veranschlagt. Für die Finanzierung des Hallenumbaus ist jedoch eine Projektgesellschaft zuständig, die unter anderem von der Stadt unterhalten wird.

Die Entscheidung, wo Österreich genau das Event veranstalten wird, dürfte allerdings noch eine Weile auf sich warten lassen. Düsseldorf erhielt etwa erst Anfang Oktober 2010 den Zuschlag für die Ausrichtung der Veranstaltung im Mai 2011, für die sich auch Berlin, Hamburg und Hannover beworben hatten.

Wien als Veranstaltungsort nicht sicher

So wäre auch nicht zwangsläufig klar, dass Wien den Musikzirkus beheimaten wird. Der ESC gastiert sogar gerne außerhalb der großen Metropolen: So finden sich weniger glamouröse Austragungsorte wie Harrogate, Brighton oder im Vorjahr Malmö auf der Liste. Allerdings muss man zugestehen, dass die Hauptstädte bei den Austragungsorten klar in Führung liegen - mit derzeit 37:22.

Und auch wenn sich Österreich die Gelegenheit, sich vor weit über 100 Millionen Menschen zu präsentieren, nicht entgehen lassen wird, könnte man die Ausrichtung des Wettbewerbs theoretisch auch abgeben, was in der Vergangenheit bereits geschehen ist. So haben Länder meist wegen der hohen Kosten auf die Ehre verzichtet. Die Niederlande (1960), Frankreich (1963), Monaco (1972) und Luxemburg (1974) ließen Großbritannien ran; Israel überließ 1980 den Niederlanden den ESC.

ORF-Unterhaltungschef Edgar Böhm: "Wir werden es in Österreich machen - das garantiere ich"

Ist die Freude über den Sieg größer als der Schock, den ESC nun 2015 ausrichten zu müssen?

Edgar Böhm: "Ich bin ja schon das 20. Mal bei einem Song Contest und habe viele Enttäuschungen erlebt. Und jetzt überwiegt natürlich eine Riesenfreude, nach 48 Jahren wieder einmal den Song Contest zu gewinnen! Dass das natürlich eine Riesenaufgabe ist, ist völlig klar. Das weiß ich von Kollegen, schließlich war ich auch in die Vorbereitung in Düsseldorf 2011 eingebunden. Das ist ein Riesentschoch und eine Riesenverantwortung. Aber wenn es auch kleine Länder wie Dänemark geschafft haben, eine solche große Veranstaltung auf die Beine zu stellen, dann werden wir es auch schaffen."

Das bedeutet, am Sonntag geht es mit der Arbeit los?

Böhm: Am Montag geht es los. Da gibt es einen ganz strikten Zeitplan. Wir werden ein Team für diesen Event freistellen müssen - das ist ein Fulltimejob. Und jetzt, da wir gewonnen haben, wollen wir auch gute Gastgeber sein. Wir haben uns in den vergangenen 20 Jahren immer sehr wohlgefühlt in den Gastgeberländern - und das wollen wir zurückgeben.

Ist Wien aus Ihrer Sicht als Veranstaltungsort fix?

Böhm: Da bitte ich um Verständnis, dass ich dazu jetzt noch nichts sagen kann. Es ist unvermutet gekommen, wie bei jedem Land, dass überraschend gewinnt. Wir werden jetzt sehen, wie und wo das realisierbar ist. Aber wir werden es in Österreich machen - das garantiere ich.

APA/red.

;