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Song Contest: Steiermark kritisiert Vergabe

Heute Redaktion
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Nach der Vergabe des Song Contest 2015 an die Bundeshauptstadt Wien ist man vor allem in der Steiermark enttäuscht. Landeshauptmann-Stellvertreter Hermann Schützenhöfer übt offene Kritik am ORF und dessen General Alexander Wrabetz. Am Donnerstag wurden bei einer Pressekonferenz erste Aufgliederungen der Kosten der Veranstaltung veröffentlicht.

an die Bundeshauptstadt Wien ist man vor allem in der Steiermark enttäuscht. Landeshauptmann-Stellvertreter Hermann Schützenhöfer übt offene Kritik am ORF und dessen General Alexander Wrabetz. Am Donnerstag wurden bei einer Pressekonferenz erste Aufgliederungen der Kosten der Veranstaltung veröffentlicht.

"Wenn der ORF-General , dann hätte man sich das ganze Drumherum ersparen können. Dann hätte man andere Städte und Länder nicht in eine Bewerbung hetzen müssen. Also das hätte er vor zwei Monaten auch wissen können, und das ist schon Hinterfragens wert", hält sich Schützenhöfer, der auch Tourismus-Landesrat in der Steiermark ist, nicht mit Kritik an der Vergabe zurück.

Freude in Wien

Auch der Grazer Bürgermeiser Siegfried Nagl, der von der Niederlage im Griechenland-Urlaub überrascht wurde, gab sich in einer ersten Mitteilung enttäuscht. Graz hätte mit der Stadthalle die technisch beste Halle zur Verfügung gestellt und Innsbruck das finanziell beste Angebot gemacht, so Nagl.

Die Grazer ÖVP wolle außerdem, dass der ORF Stiftungsrat einen Einblick in die finanziellen Hintergründe der Vergabe nimmt. Danach könnten Gerüchte - Wien soll bei weitem nicht das günstigste Angebot gelegt haben - entkräftet werden. Das sei insbesondere interessant, weil es sich um das Geld der Gebührenzahler handle.

Während in der Steiermark die Köpfe hängen, ist die Freude in Wien umso größer. "Wien ist als internationale und weltoffene Stadt, in der alle Kulturen und Lebensentwürfe willkommen sind und geschätzt werden, ein idealer Boden für den Eurovision Song Contest. Die Entscheidung für die Wiener Stadthalle ist eine perfekte Voraussetzung - zum 60. Wettbewerb werden wir uns noch ein paar Besonderheiten einfallen lassen", kündigt Vizebürgermeisterin Renate Brauner an.

11,71 Million Euro an Kosten

Auch Peter Hanke, Geschäftsführer der Wien Holding, begrüßt die Entscheidung zu Gunsten Wiens: "Diese Entscheidung ist auch für den Standort Wien eine nachhaltige und wirtschaftliche. Die multifunktionelle und architektonisch wertvolle Wiener Stadthalle mit baulichen Verbesserungen auszustatten, macht Sinn für die Zukunft."

Nach der Vergabe der Austragung des Eurovision Song Contests 2015 an Wien, stehen nun auch die Kosten für die Stadt fest: 11,71 Millionen Euro. Diese wurden am Donnerstag im Rahmen einer Pressekonferenz vom Wiener Stadtrat Christian Oxonitsch bekanntgegeben.

Gleichzeitig zwei Messen

Die für April bzw. Mai 2015 geplanten Messen wandern wegen der Abhaltung des Eurovision Song Contest in der Wiener Stadthalle an ein gemeinsames Juni-Wochenende. Vom 12. - 14. Juni finden so mit der 15. BabyExpo und der 3. PetExpo zwei populäre Publikumsmessen parallel auf zwei Ebenen statt.

Veranstalter Johannes Breit kann der Zusammenlegung durchaus Positives abgewinnen: "Wir sprechen hier zwei Zielgruppen an, die sich stark überschneiden. Die Messen bleiben räumlich getrennt, wir werden einen Besuch beider Expos aber mit stark vergünstigten Kombi-Tickets äußerst attraktiv gestalten. So gesehen sorgt der Song Contest auch nachträglich für ein interessantes und unterhaltsames Wochenende für die ganze Familie."

Seite 2: Auflistung der Leistungen für das Großevent, dessen Finale am 23. Mai 2015 in der Wiener Stadthalle über die Bühne geht!

BEREITSTELLUNG DER STADTHALLE: Darauf entfällt der größte Brocken. 8,89 Mio. Euro macht die Stadt dafür locker. Dieser Posten umfasst laut Oxonitsch die Mietkosten für die insgesamt sechs Hallen inklusive der großen Halle D, die knapp gehalten werden muss, sowie spezielle Adaptierungsmaßnahmen. Dazu gehören u.a. die Einrichtung des "Greenrooms" (Aufenthaltsbereich der Teilnehmer während der Show, Anm.), zusätzlicher Künstlergarderoben und eines Medienzentrums für mehr als 1.500 Journalisten. Auch die technische Aufrüstung - etwa in Form eines Notstrom-Netzes - wird übernommen.

Von den im Vorfeld zirkulierten Kosten von bis zu mehr als 20 Mio. Euro könne keine Rede sein - u.a. deshalb, weil der Einbau neuer Klimaanlagen voraussichtlich nicht nötig sei. "Wir gehen davon aus, dass wir nach dem derzeitigen Anforderungsprofil - und das ist natürlich immer etwas sehr Dynamisches - lediglich in der Halle D eine temporäre Zuschaltung einer Klimaanlage geben", so Oxonitsch. Sollte deren Einrichtung tatsächlich notwendig werden, sei mit Zusatzkosten in Höhe von mehreren Hunderttausend Euro zu rechnen, heißt es vonseiten der Wiener Stadthalle.

EUROVISION-VILLAGE: Für das Fanareal, in dem Teilnehmer des internationalen Gesangwettbewerbs auch in kleinerem Rahmen auftreten sollen, stellt die Stadt Leistungen im Gegenwert von 150.000 Euro zur Verfügung. Als Standort präferiert man im Rathaus die Kaiserwiese beim Riesenrad im Prater. Diese Fläche sei nämlich im Besitz der Stadt, so Oxonitsch. Die Letztentscheidung liegt allerdings beim Veranstalter. Sollte sich der ORF anders entscheiden, schlage man den Heldenplatz oder das Museumsquartier vor. Diese Areale gehören allerdings dem Bund. Hier gebe es seitens der Stadt dann einen Barzuschuss in Höhe von 150.000 Euro.

INTERNATIONALE UND HEIMISCHE WERBEMASSNAHMEN: Wenn vom ORF gewünscht, will die Stadt über den Wien-Tourismus seine internationale Werbekampagne in Höhe von 850.000 Euro auf den Song Contest zuschneiden. Außerdem hat man 1 Mio. Euro für sogenanntes City Branding reserviert, mit dem das Wettsingen in der Host City selbst sichtbar gemacht werden soll. Darunter fallen etwa Werbeflächen auf den Öffis, Plakate, Printprodukte oder Social-Media-Präsenz.

TRANSPORT: Laut Oxonitsch sollen alle akkreditierten Gäste kostenlos mit den öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs sein können. Für die Gratistickets rechnet man mit 70.000 Euro.

Darüber hinaus will man dem ORF in mancherlei Hinsicht mit Know-how, also Beratungsleistungen, zur Seite stehen. Als Beispiel nannte der Stadtrat Erfahrungen des Stadt Wien Marketings in Sachen Verkehrs- und Sicherheitskonzept, für deren Erstellung und Kosten allerdings der Veranstalter selbst aufkommen müsse. In Zusammenarbeit mit dem Wien-Tourismus wurden auch bereits 5.766 Hotelbetten für den Zeitraum geblockt. "Für den ORF stellen sie einen Wert dar, für die Stadt aber keine Kosten", versicherte der Ressortchef.

Einen Termin für die Eröffnungsgala des Song Contests, dessen Finale am 23. Mai 2015 über die Bühne geht, gibt es auch schon. Der Festakt mit bis zu 1.000 Gästen wird am 17. Mai 2015 im Festsaal des Wiener Rathauses stattfinden.