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"Song in the Smoke Rekindled" – ein VR-Überlebenskampf

Das VR-Survival-Game "Song in the Smoke" gibt es jetzt auch für die PlayStation VR2. 

Rene Findenig
Sieht nun auf der PlayStation VR2 stark verbessert aus – "Song in the Smoke Rekindled" im Test.
Sieht nun auf der PlayStation VR2 stark verbessert aus – "Song in the Smoke Rekindled" im Test.
17-BIT/Perp Games

Eine gute Nachricht gleich vorweg: Wer "Song in the Smoke" bereits auf der PlayStation 4 und der PlayStation VR gezockt hat, bekommt das Update auf die neue Version für die PlayStation 5 beziehungsweise PlayStation VR2 kostenlos. Und damit haben wir es gleich vorweggenommen: "Song in the Smoke Rekindled" ist kein komplett neues Spiel für die PSVR2, sondern ein technisch überarbeiteter Port – das Original war übrigens eines der meistbeachteten VR-Games der vorigen Konsolen-Generation. Dank Entwickler 17-BIT und Publisher Perp Games kommen nun neue und spannende VR-Funktionen hinzu.

"Song in the Smoke" ist ein typisches Survival-Game. Als Einwohner einer prähistorischen und gefährlichen Welt geht es darum, so lange wie möglich zu überleben. Gegen gefährliche Kreaturen und widrige Wetterbedingungen muss dabei fast alles selbst hergestellt werden, von Waffen über Kleidung bis hin zu einem Lager, das als Basis dient. Nahrung wird mit der Jagd nach Tieren gewonnen – schnell wird man aber auch selbst zum Gejagten. Clever: Statt in eine Loot-Orgie zu verfallen, stellt "Song of the Smoke" den Spielern immer nur gerade so viele Materialien zur Verfügung, um eine Zeitlang zu überleben.

Viele Optionen, aber unübersichtlich wird es nicht

Das Herstellungs-System ist schlau und einfach zu verstehen, jedoch ohne sonderlichen Tiefgang. Die Spielwelt wiederum ist nicht allzu offen, sondern führt uns im Verlauf des Abenteuers durch abgegrenzte Levels, die dank Detailreichtum und Grafik aber interessant und abwechslungsreich ausfallen. Jeder Abschnitt fordert vom Spieler die Erledigung mehrerer Aufgaben und das Besiegen eines Bosses, bevor zum nächsten Sektor vorangegangen werden kann. Im Mittelpunkt steht dabei die jeweilige Suche nach den drei "Song"-Steinen, die starke Bestien beschwören, deren Bekämpfung rasche Reflexe erfordert.

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    "Song in the Smoke" ist ein typisches Survival-Game. Als Einwohner einer prähistorischen und gefährlichen Welt geht es darum, so lange wie möglich zu ...
    "Song in the Smoke" ist ein typisches Survival-Game. Als Einwohner einer prähistorischen und gefährlichen Welt geht es darum, so lange wie möglich zu ...
    17-BIT/Perp Games

    Unterbrochen wird der Survival-Aspekt immer wieder von Traum-Sequenzen, die anfangs gewöhnungsbedürftig und etwas deplatziert wirken, bis sie offenbaren, worum es in der Handlung des bis zu 20 Stunden langen Games eigentlich geht. In Sachen Survival bietet das Spiel eine extrem breite Palette an Bedrohungen und Möglichkeiten, sich vor diesen zu schützen, ohne dass es ebenso wie beim Herstellen allzu komplex oder unübersichtlich wird. Rund zwei Dutzend Items lassen sich herstellen, was nicht allzu viel ist – die Herstellung der Items selbst kann sich aber durchaus sehen (und spielen) lassen.

    Herstellung und Ausrüstung sehr realistisch umgesetzt

    Nicht nur müssen Spieler die notwendigen Materialien für Heiltränke und Waffen selbst in den Levels zusammensuchen, sondern sie auch entsprechend weiterverarbeiten. Für einen Heiltrank etwa werden Kräuter in einem Mörser per Hand zermahlen und zerstoßen, für einen Pfeil Federn und Steine am Holzschaft angebracht. Das alles wird manuell mit den Sense-Conttrollern ausgeführt, was sich dank der Bewegungserkennung fantastisch spielt. Außerdem bewirkt das manuelle Herstellen, dass man die ohnehin knappen Ressourcen noch mehr schätzt und sich zweimal überlegt, die Items einzusetzen. 

    Auch eine strikte Begrenzung der Ausrüstungs-Plätze sorgt dafür, dass wir uns nicht einfach mit Hunderten Materialien und Waffen auf die Bedrohungen vorbereiten können. Was ebenso realistisch wie die Herstellung ist, denn welcher Mensch kann in der Realität Tonnen an Holzstöcken mit sich herumtragen? Diese Holzstücke sind es auch, die die Basis vieler Funktionen in "Song of the Smoke Rekindled" darstellen. Kleine, gerade Stöcke können zu Pfeilen verarbeitet werden, mittelgroße als Spieße und Gerüst für die Kleiderherstellung dienen, große mit einem Messer zu Bögen oder Keulen geschnitzt werden. 

    Im VR-Überlebenskampf gibt es ständig was zu tun

    Auch Feuer spielt eine wichtige Rolle im Survival-Game, entweder als Fackel gegen Feinde und die Dunkelheit oder als Lagerfeuer, das uns in den Nächten wärmt. Wiederum ist alles auf Realismus ausgelegt: Fackeln brennen mit der Zeit runter und beim Lagerfeuer muss jede Menge Holz nachgelegt werden, damit es eine ganze Nacht hindurch lodert. Alleine durch die vielen realistischen Elemente ist man im Spiel ständig dabei, Ressourcen zu sammeln und zu verarbeiten und sich um die lebenswichtigen Stellen wie das Lagerfeuer zu kümmern. Achja, hungrig und müde ist man zudem beinahe rund um die Uhr.

    Den Magen füllt schließlich die Jagd nach Tieren, deren Stücke dann über dem Lagerfeuer gebraten werden können. Aber auch einige Pflanzen und Wasser sorgen für einen kleinen Nahrungsschub. Daraus ergibt sich ein sich wiederholender Prozess aus Inventar-Management, Material- und Nahrungssuche sowie Herstellung, der weit mehr Spielzeit einnimmt, als die eigentlichen Hauptaufgaben der jeweiligen Level. Denn erst mit einem gut ausbalancierten Inventar aus Heilmitteln, Waffen und Nahrung macht es überhaupt Sinn, sich den Bossen der jeweiligen Region zu stellen, die immens stark ausfallen.

    Überraschend simple Kämpfe und etwas stupide Feinde

    Achja, nächstens hat das Spiel einen ganz besonderen Schrecken für alle zu bieten, die sich gemütlich ans nicht gut vorbereitete Lagerfeuer legen und eine ruhige Nacht erwarten – ohne zu spoilern, die erste Begegnung war ein riesiger Schreckmoment. Apropos Lagerfeuer: Drei dieser Camps darf man in jedem Level errichten und sie dienen dann auch gleich als Speicher- sowie Neustart-Punkte im Falle eures Ablebens. Unterschiedliche Schwierigkeitsgrade gibt es nicht, aber wer die Herausforderung nicht scheut, kann sich einem besonders harten Spielmodus stellen, der Spielern sehr viel abverlangt.

    Überraschend simpel kommt im Vergleich zu den übrigen Tätigkeiten schließlich der Kampf daher. Die feindlichen Kreaturen basieren auf einer recht einfach reagierenden Künstlichen Intelligenz. Zwar sind große Kreaturen aufgrund ihrer Stärke und Lebensenergie mühsam kleinzukriegen, wie ihre kleineren Vertreter nehmen sie voneinander aber kaum bis gar nicht Notiz und greifen uns konsequent an, wenn wir einen Mindestabstand zu ihnen unterschreiten. Angriffe werden abgeblockt, indem man rechtzeitig zuschlägt, wenn ein rotes VR-Signal eingeblendet wird. Komplexe Konter- oder Ausweich-Optionen fehlen.

    Bemerkenswerte Verbesserungen durch die PlayStation VR2

    Dem Realismus geschuldet weiß man durch fehlende Gesundheits-Balken auch nicht, wie oft man mit der Keule auf die Kreaturen eindreschen muss. Auch ein Kampf mit Pfeil und Bogen ist möglich, da dies aber recht wenig Schaden anrichtet, ist das Pfeilarsenal schnell leer und der Bogen eher für die Jagd nach Tieren geeignet. Immerhin: Die grafische Abwechslung bei den Kreaturen ist enorm, sie reichen von federgeschmückten Velociraptoren bis zu Großkatzen. Auch die Umgebung zeigt sich detail- und abwechslungsreich, einige Texturen wirken aber weiterhin grob oder matschig und fallen aus dem Raster.

    Bemerkenswert ist aber die technische Verbesserung der "Rekindled"-Version für die PSVR2. Die 4K-Auflösung samt flüssigen 90 Bildern pro Sekunde macht das Spiel zwar zu keinem Grafik-Wunder, sorgt aber optisch für eine immense Verbesserung. Noch mehr ins Gewicht fallen jedoch die neuen Features. Musste man bisher teleportieren, um Wände zu erklimmen oder Plattformen nach unten zu folgen, geschieht dies nun durch eine neue Funktion, die uns optional "frei" springen lässt und Kletterpassagen sind nun bewältigbar, indem das Headset-Augen-Tracking erkennt, wohin wir blicken. 

    "Song in the Smoke Rekindled" – ein VR-Überlebenskampf

    Auch das haptische Feedback der PSVR2 wird ausgenützt – so zeigen die Trigger-Tasten der Sense-Controller einen neuen Widerstand, etwa beim Spannen eines Bogens. Und: Controller und auch Headset selbst vibrieren immersiv, wenn wir den Kopf unter einen Wasserfall stecken oder wir Kräuter im Mörser zerdrücken müssen. Dazu kommt auch noch der schon in den Vor-Versionen bekannte Tag und Nachtwechsel sowie wechselndes Wetter, das neben Regen und Sonnenschein auch gefährliche Schneestürme zu bieten hat. Anfänger dürfen außerdem an einer Reihe von Komfort-Optionen herumspielen.

    "Song in the Smoke Rekindled" erfindet weder sich selbst, noch VR-Spiele auf der PlayStation VR2 neu, zählt aber zu den umfassendsten Survival-Games am Markt und wurde für die PSVR2 umfassend modernisiert. Bei Kämpfen und der KI der Angreifer hätte man sich etwas mehr Tiefgang gewünscht, ansonsten aber kann der VR-Überlebenskampf überzeugen. Wer Wert auf eine möglichst realistische Umsetzung legt, darf in "Song in the Smoke Rekindled" nicht nur Hunger, Kreaturen und die Natur bekämpfen, sondern auch alle Werkzeuge und Waffen für diesen Kampf selbst in der VR-Welt herstellen.