Wien

Nicht abschlecken! Diese Briefmarken sind Schmuckstücke

Die Wienerin Sophie Stieber hat es sich zur Aufgabe gemacht, alten Fundstücken mit etwas Kreativität neues Leben einzuhauchen. 

Yvonne Mresch
Teilen
Ein Paradies für Vintage-Fans: Die Wienerin Sophie Stieber alias Sophie Soufflé lässt ihrer Kreativität in ihrem Atelier in der Leopoldstadt freien Lauf.
Ein Paradies für Vintage-Fans: Die Wienerin Sophie Stieber alias Sophie Soufflé lässt ihrer Kreativität in ihrem Atelier in der Leopoldstadt freien Lauf.
Sabine Hertel

Aus den Tasten alter Schreibmaschinen Ringe herstellen, die Briefmarke zur Kette umfunktionieren: Alles kein Problem für die 32-jährige Sophie Stieber, die unter dem Label Sophie Soufflé Upcycling Design kreiert und verkauft.

Alles begann, als die junge Wienerin 2010 auf einer Geburtstagsfeier eingeladen war. Das Geld war bei der Kunststudentin etwas knapp und reichte nicht für ein Geschenk. Eine Idee musste her. So kam es, dass eine alte Schallplatte kurzerhand zu einem Armreif und einer Schüssel wurde. Das Geschenk kam so gut an, dass bald die ersten Kaufangebote eintrudelten. Ein Stand auf dem Flohmarkt eines Freundes war rasch ausverkauft und gab Stieber das Gefühl: Daraus könnte sich etwas Größeres entwickeln. Kreativ war die junge Designerin immer schon, mit dem Thema Upcycling wuchs sie auf. "Meine Mutter hat viel selbst gemacht, Kleidung genäht, wenn sie kaputt war", erinnert sie sich. "Wir sind eine sehr kreative Familie." 

1/9
Gehe zur Galerie
    Sophie Soufflé hat sich dem Upcycling Design verschrieben. Ihr Spezialgebiet: Alte Briefmarken.
    Sophie Soufflé hat sich dem Upcycling Design verschrieben. Ihr Spezialgebiet: Alte Briefmarken.
    Sabine Hertel

    Von Schreibmaschinen-Ringen bis zum Origami-Ohrschmuck

    Heute, 12 Jahre später, betreibt die junge Unternehmerin erfolgreich ihren Online-Shop und ist in ganz Österreich auf Kunsthandwerks- und Designmärkten unterwegs. Ihrem Hobby zufolge hat sie sich ganz dem Upcycling Design verschrieben. Stieber verkauft Schmuck aus Vinyl-Schallplatten, Ringe aus Schreibmaschinen-Tasten, Ohrringe aus altem Origami-Papier und kreieren Kunstwerke aus Pokerwürfeln, Korken oder ausgebrannten Glühbirnen. 

    Spezialisiert hat sich die Studentin jedoch auf alte Briefmarken. "Eigentlich habe ich mich dafür früher gar nicht interessiert", lacht Stieber. "Aber meine Mama hat mir eine alte Briefmarkensammlung gegeben und ich fand es zu schade, sie wegzuschmeißen oder einfach irgendwo zu verstauen". Stieber kam auf die Idee, die Marken in Anhänger zu geben und daraus Schmuck zu machen. Das Ziel: Menschen für alte Schätze wieder neu zu begeistern. "Briefmarken sind eigentlich out. Mein Ziel ist es, sie wieder unter die Leute zu bringen", so die Designerin. Die Sammlung der jungen Künstlerin ist vielfältig, für jeden Geschmack etwas dabei. Die Marken sind in Themengebiete gegliedert, wie Film, Musik oder auch Landschaftsbilder. Zusätzlich gibt es Themenschwerpunkte wie etwa Feminismus. Hinzu kommen sehr seltene Marken und besondere Exemplare, wie etwa aus der Kaiserzeit. Bei der Auswahl der Marken unterstützt sie ihr Freund Maximilian Diezl, ebenfalls Kunststudent, tatkräftig.

    Die Marke aus dem ersten Liebesbrief

    Hinter vielen der Briefmarken stecken ganz besondere Geschichten. Mit diesen beschäftigen sich Stieber und Diezl detailliert. "Ich habe Freude daran, die Produkte zu verkaufen, weil wir immer etwas dazu erzählen können", sagt die junge Wienerin. Und Geschichten können die beiden bis zum Abwinken erzählen. "Wir bekommen oft Marken von Privatpersonen, die daraus gerne Schmuck gemacht hätten", erzählt Stieber. "Einmal kam eine Dame mit einer Briefmarke zu mir, die ich bereits hatte. Ich hab ihr gesagt, sie kann ihre behalten und ich mache ihr eine Kette aus der Marke, die ich habe. Sie hat mir daraufhin erzählt, dass sie gerne genau diese Marke hätte, da diese auf ihrem ersten Liebesbrief geklebt ist. Solche Geschichten sind immer berührend." Ans Herz gehen Stieber auch jene Momente, in denen sich ältere Personen durch die Marken an etwas erinnern. "Ein Mann hat bei uns eine Kette gefunden mit einer Marke, die den Poststempel aus seinem Heimatort trug". 

    Für die Zukunft schweben der Jungunternehmerin noch zahlreiche Ideen vor. Alles im Bereich des Upcyclings, versteht sich. Damit der Umweltgedanke, der das Upcycling so besonders macht, nicht verloren geht, sind Stieber und ihr Freund ausschließlich mit dem Zug unterwegs zu Märkten. "Darum können wir auch nicht in großen Mengen produzieren. Wer soll denn das alles tragen", lacht Stieber. Wer Interesse hat, findet die Produkte von Sophie Soufflé hier oder beim nächsten Wiener Ostermarkt.

    Mehr zum Thema