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Spanien will raus aus der Hitler-Zeit

Heute Redaktion
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Bild: EFE (EFE FILES)

Seit 76 Jahren hat es in Spanien dieselbe Uhrzeit wie in Wien, Berlin oder Stockholm, obwohl es geographisch logischer wäre, wenn man sich in der selben Zeitzone wie London, also eine Stunde früher, befände. Die Regierung überlegt nun, dieses Relikt aus der NS-Zeit rückgängig zu machen, um den Arbeitstag besser gestalten zu können.

Spanien kämpft nicht nur mit einer hohen Arbeitslosigkeit sondern auch mit mangelnder Produktivität - vor allem, da Dienstzeiten für mitteleuropäische Verhältnisse eher spät, also ab 9 Uhr morgens beginnen, dann aufgrund der großen Mittagshitze im Sommer für mehrere Stunden unterbrochen werden und dann erst spät abends enden. So kommt ein Arbeitstag leicht auf elf Stunden.

Die spanische Arbeitsministerin Fatima Banez hat nun bekannt gegeben, dass man nicht nur die Produktivität im Land verbessern möchte, sondern auch für ein ausgewogeneres Verhältnis von Arbeit und Freizeit sorgen will. Dazu gehört nicht nur die Abschaffung der Siesta, also der langen Mittagspause, die seit Monaten diskutiert wird, sondern auch das Ändern der Zeitzone. Denn die spanische Zeit hinkt der natürlichen Sonnenzeit hinterher.

Der Grund dafür ist skurril: 1940 traf sich Adolf Hitler mit dem spanischen Diktator Francisco Franco, um sich die Unterstützung des Faschisten zu sichern. Franco entschied sich dafür, im Zweiten Weltkrieg lieber neutral zu bleiben, zeigte aber seine Verbundenheit zum politischen Freund auf andere Weise: Er übernahm die Mitteleuropäische Zeit, stellte seine Uhren also eine Stunde vor, um mit Berlin im Einklang zu sein.

Die spanische Regierung will diese Entscheidung nun - nach 76 Jahren - rückgängig machen und wieder die geographisch "natürliche" Greenwich Mean Time annehmen, in der sich der nördliche Nachbar Großbritannien, das westliche Portugal und das südliche Marokko befinden. Das hätte den Vorteil, dass die Sonne quasi eine Stunde früher aufgeht und sich auch wieder senkt, wodurch die Spanier nicht mehr im Dunkeln aufstehen müssen und sich auch früher schlafen legen können. Dies soll den Biorhythmus und somit der Volksgesundheit entgegen kommen.