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Spanner filmt Frauen, Clips landen als Pornos im Netz

Heimlich gefilmte Videos von Schweizerinnen kursieren auf einer Pornoseite. Die jungen Frauen in der Stadt Schaffhausen sind entsetzt.

Heute Redaktion
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Auf einer bekannten Pornoseite sind diverse Videos aus der rund 35.000-Einwohner-Stadt Schaffhausen zu sehen. Sie zeigen junge Frauen, die von einem Mann verfolgt und offenbar ohne ihr Wissen gefilmt worden sind. Einigen folgt der Spanner gar bis nach Hause. Betroffene oder ihr Umfeld meldeten sich am Donnerstagnachmittag bei "20 Minuten". Sie wussten von nichts und sind schockiert: "Es ist eine verdammte Frechheit – ich werde Anzeige erstatten", sagt eine davon.

Die meisten Videos wurden in der Nähe des Schaffhauser Bahnhofs aufgenommen. Dort sind die jungen Schaffhauserinnen ebenfalls fassungslos: "Man hört solche Sachen immer wieder, aber bis jetzt ist so etwas nie in Schaffhausen passiert", sagt die 16-jährige Schülerin Giulia. Es sei pervers, meint die 17-jährige Sophie aus Schaffhausen: "Egal, was man macht, es könnte sein, dass man gefilmt wird." Weitere Meinungen aus Schaffhausen sehen Sie im Video.

Nutzerin gelöscht – Videos größtenteils immer noch online

Die Porno-Webseite schreibt auf Anfrage von "20 Minuten", dass sie eine "Free-Tube-Seite" sei, bei der Nutzer Inhalte uploaden können für andere Nutzer. Bei einem Upload müsse jede Person die Nutzungsbedingungen bestätigen, dass ihnen die Inhalte gehören und sie die Berechtigungen von allen involvierten Personen haben. "Jede Person, die sich betroffen fühlt, soll sich via E-Mail melden und der Support wird sich darum kümmern und Inhalte löschen, wenn nötig."

Am Donnerstagabend wurde zwar die Nutzerin hinter den Videos auf dem Portal gelöscht – der Großteil der Videos ist aber weiterhin sichtbar.

Warum schaut man solche Videos an?

Frau Schiftan*, warum filmt man Frauen in engen Jeans auf der Straße?

Das ist ganz klar der Reiz des Verbotenen. Der Mann weiß, dass er etwas Illegales tut und dass die Frauen wohl nicht gefilmt werden wollen. Trotzdem kann er es tun, das gibt ihm ein Machtgefühl. Dieses Spiel mit dem Feuer, die Aufregung, kann sich in sexuelle Lust umwandeln. Da ist es gar nicht mehr nötig, dass man viel Haut sieht.

Und warum stellt er die Videos ins Internet?

Auch die Veröffentlichung ist illegal, das gibt ihm nochmals einen Kick. Er erhält ein Publikum für seine Aufnahmen. Gut möglich, dass er darüber fantasiert, wie andere Männer zu seinen Aufnahmen masturbieren.

Warum schaut man sich solche Filme an?

Es ist auch hier der Reiz des Verbotenen, man kann sich als Spanner fühlen, ohne das Haus verlassen zu müssen. Man stellt sich den Nervenkitzel vor, den der Filmer bei der Aktion hatte. Auch hier wandelt sich dieser Kick in Erregung um.

Wie gestört ist der Spanner?

Es ist klar illegal, solche Filme sind nicht in Ordnung. Der Filmer muss lernen, seine Lust auf legale Art und Weise zu befriedigen. Zwar ist er wohl nicht schwer gestört, aber er muss sein Verhalten ändern.

*Dania Schiftan ist Sexologin und Psychotherapeutin. (mon/wed/the)