Welt

Fake-Reporter Relotius meldet sich zu Wort

Heute Redaktion
Teilen
Ex-"Spiegel"-Reporter Claas Relotius.
Ex-"Spiegel"-Reporter Claas Relotius.
Bild: picturedesk.com

Nach den Vorwürfen, er habe Spendengelder veruntreut, nimmt Claas Relotius erstmals dazu Stellung. Er streitet alles ab, will den Betrag sogar aus eigener Tasche aufgestockt haben.

Nachdem bekannt wurde, dass der "Spiegel"-Reporter Claas Relotius (33) über mehrere Jahre hinweg in seinen Reportagen über Dinge geschrieben, die nie passiert waren und Menschen zitiert hatte, denen er niemals begegnet war, dauerte es nicht lange bis weitere Vorwürfe gegen den bislang mehrfach preisgekrönten Journalisten laut wurden.

So wurde dem 33-Jährigen alsbald unterstellt, Spendengelder seiner Leser für Waisenkinder in der Türkei veruntreut zu haben. Diese Gelder seien nach einem Aufruf auf sein privates Bankkonto geflossen. Wie viele Leser auf die Aktion reagiert hatten, war zunächst unklar. Der "Spiegel" beteuerte jedenfalls, von dem Aufruf, der von Relotius im Zuge der Geschichte "Königskinder" angestellt wurde, nichts gewusst zu haben.

Jetzt hat sich der beschuldigte Deutsche erstmals selbst zu Wort gemeldet – über einen Brief seines Anwalts, der der "Welt" vorliegen soll. Er streitet vehement ab, dass das Geld in seine eigene Tasche gewandert sei.

Spender sollen Geld zurückbekommen

"Tatsächlich hat unser Mandant den bis dahin auf seinem Konto eingegangenen Spendenbetrag von insgesamt über 7.000 Euro aus eigenen Mitteln auf 9.000 Euro aufgestockt und [...] an die Diakonie Katastrophenhilfe [...] überwiesen", wird aus dem Schreiben zitiert. "Unser Mandant entschuldigt sich hiermit ausdrücklich bei allen hilfsbereiten Spendern, die sich in ihrer Intention, an die von ihm geschilderten syrischen Geschwister zu spenden, getäuscht fühlen müssen", so die Kanzlei weiter.

Seitens der Diakonie Katastrophenhilfe konnte man bestätigen, von Relotius im Jahr 2016 eine Spende erhalten zu haben. Trotzdem kündigte der gefallene Stern am Journalistenhimmel an, allen Spendern ihr Geld erstatten zu wollen. Er bedaure zutiefst "über mehrere hinweg vielfach Fakten falsch dargestellt, verfälscht und hinzuerfunden" zu haben. (red)