Wirtschaft

Spitalsärztinnen plagen üble Arbeitsbedingungen

Heute Redaktion
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Bild: Fotolia.com

Ärztinnen in Österreichs Krankenhäusern leiden einer neuen Studie zufolge unter schlechten Arbeitsbedingungen. Gefordert werden familienfreundliche Dienstmodelle, eine Arbeitszeitverkürzung und bessere Kinderbetreuung.

Laut einer IFES-Umfrage im Auftrag der Kammer arbeiten Österreichs Spitalsärztinnen im Durchschnitt 52,4 Stunden pro Woche und machen monatlich 3,9 Nachtdienste. Ähnlich wie in einer Befragung 2010 wünschen sich 80 Prozent eine maximale zulässige Dienstdauer von 25 Wochenstunden. 68 Prozent halten es für sehr oder eher unwahrscheinlich, dass sie ihre derzeitige Tätigkeit auch noch mit 65 Jahren ausüben können.

Frauen müssen zwischen Beruf und Familie entscheiden

Obwohl ihr Anteil immer größer werde, müssen sie sich die Frauen weiterhin alternativlos zwischen Beruf und Familie entscheiden, hieß es in einer Pressekonferenz der Ärztekammer am Mittwoch. Gefordert wurden familienfreundliche Dienstmodelle, eine Arbeitszeitverkürzung und bessere Kinderbetreuung.

Brigitte Steininger, Vizepräsidentin der Kammer im Burgenland, pochte auf Arbeitszeitmodelle wie Jobsharing, bei dem sich zwei Kolleginnen einen Arbeitsplatz teilen können. Die derzeit existierenden Halbzeitstellen seien unattraktiv, weil sie sich finanziell nicht lohnten und in der jetzigen Form eine Belastung für das übrige Team darstellten.

Neue Arbeitszeitmodelle seien auch in Hinblick auf die Karrieremöglichkeiten unerlässlich. Derzeit gebe es nur eine Handvoll weiblicher Primarärzte (198 von 1.450 österreichweit, rund 14 Prozent), was in erster Linie an den starren Strukturen in den Spitälern liege. Unter den 16.119 angestellten berufsberechtigten Ärzten finden sich 8.341 Frauen (51 Prozent), bei den Turnusärzten sind es gar 4.028 von 6.609 (61 Prozent).

Schwangerschaft als Karriere-Killer

Wird eine Ärztin schwanger, handelt sie sich Probleme ein. Im Turnus kommt es oft zur mehrjährigen Unterbrechung der Ausbildung, außerdem drohen finanzielle Nachteile, so Steininger. Eine schwangere Ärztin darf keine Nachtdienste leisten, was sich nicht nur bei den bezahlten Überstunden, sondern auch bei der Wochengeld-Berechnung negativ auswirkt.

Handlungsbedarf sieht die Vizepräsidentin auch bei der Kinderbetreuung. Es gebe zu wenig Plätze in Betriebskindergärten, anders als in Deutschland sei auch die Betreuung während der Nachtdienste ein Ding der Unmöglichkeit.

Schützenhilfe bekam Steininger von Harald Mayer, Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer. Über die derzeitige Arbeitszeitdiskussion um den Zwölf-Stunden-Tag könnten die Ärzte nur lachen, sagte er. Für sie seien derzeit 32 Stunden unter der Woche und 49 am Wochenende gesetzlich möglich.