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Spitalskonzept 2030: So werden wir künftig behandelt

Heute Redaktion
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Bild: Archiv

Der Wiener Krankenanstaltenverbund (KAV) hat Strukturen vorgestellt, wie die Qualität der Spitalsversorgung in Zukunft gesichert bleibt. Kernelemente sind die Schaffung von medizinischen Schwerpunkten und Zentren, die Bündelung von Leistungen und Qualifikationen, und neue Formen der betrieblichen Abläufe.

Der Wiener Krankenanstaltenverbund hat Strukturen vorgestellt, wie die Qualität der Spitalsversorgung in Zukunft gesichert bleibt. Kernelemente sind die Schaffung von medizinischen Schwerpunkten und Zentren, die Bündelung von Leistungen und Qualifikationen, und neue Formen der betrieblichen Abläufe.

Im KAV werden jährlich rund 400.000 stationär aufgenommene Patienten betreut und rund 3,5 Millionen Ambulanzbesuche gezählt. Anhand der prognostizierten Bevölkerungsentwicklung der Stadt Wien ist absehbar, dass die Zahlen ansteigen werden. Dieser Tatsache, dem medizinischen Fortschritt und den steigenden Erwartungen der Patienten soll der Medizinische Masterplan Rechnung tragen.

 

Regionen. Die medizinische Versorgung Wiens wird in Zukunft in drei Regionen organisiert. In jeder Region gibt es zwei Partnerspitäler, deren Leistungsangebot aufeinander abgestimmt und einander ergänzend ist. Das AKH bleibt als Universitätskrankenhaus in vollem Umfang und mit seinem derzeitigen Leistungsangebot bestehen. An allen Standorten werden auch in Zukunft medizinische Grundversorgung und jeweils definierte Schwerpunkte angeboten. In den Spitälern werden Zentren geschaffen, die Knowhow und Kompetenzen aus verschiedenen Fachrichtungen bündeln. Die ganzheitliche Behandlung und Betreuung von Patienten sei internationaler Trend.Regionen und Partnerspitäler: Region West: Krankenhaus Hietzing und Wilhelminenspital, Region Nord/Ost: Krankenhaus Nord und Donauspital, Region Süd: Kaiser-Franz-Josef-Spital und Rudolfstiftung

 


Grundversorgung, Zentrale Notaufnahme. An allen Standorten wird es eine erweiterte Grundversorgung und eine Zentrale Notaufnahme (ZNA) geben. Die erweiterte Grundversorgung umfasst Angebote in der Inneren Medizin, der Allgemeinchirurgie und der Neurologie. Eine gynäkologische Grundversorgung wird an fünf von sechs Standorten angeboten. In jeder Region wird es außerdem eine akutgeriatrische Abteilung geben. Zu den Aufgaben der Zentralen Notaufnahmen werden die Ersteinschätzung, die Schockraumversorgung, ambulante und stationäre Notfallversorgung sowie die Übergabe von Patienten an andere Fachbereiche gehören. Mit der erweiterten Grundversorgung, die alle Gemeindespitäler auch in Zukunft bieten werden, können Patienten in Notfällen auch weiterhin ihr nächstgelegenes Spital aufsuchen.

 


Überweisende Ärzte und Rettungsorganisationen. Diese werden Patienten zielgerichtet in jenes Spital bringen, das das erforderliche Fächerspektrum bietet. Je nach Art der des Problems wird dann entweder der Notfallarzt eine Ersteinschätzung und gegebenenfalls Erstbehandlung vornehmen oder wird der Konsiliararzt vor Ort das Problem behandeln, oder der Patient wird ins Augenzentrum in der Rudolfstiftung oder auch ins AKH weiter geleitet.

 


Zentren. Komplexere Krankheitsbilder werden künftig in inter- und monodisziplinären Zentren behandelt. Die Zentren sowie die Schwerpunkte und Kompetenzzentren an den Standorten ergänzen einander zu einer standortübergreifenden Gesamtversorgung. Zu den interdisziplinären Zentren zählen die Onkologischen Zentren, die Zentren Innere Medizin, die Herz-Gefäß-Zentren und die Eltern-Kind-Zentren. Jede Region wird über ein onkologisches Zentrum verfügen, in dem Krebs-Patienten nahe ihrem Wohnort auf höchstem medizinischem Niveau behandelt werden können. Als Standorte sind das Wilhelminenspital, das Kaiser-Franz-Josef-Spital und das Donauspital vorgesehen. In den Onkologischen Zentren wirken alle diese Fachabteilungen und Institute zusammen, um in der interdisziplinären Zusammenarbeit die zielgerichtete Diagnostik und bestmögliche Behandlung der onkologischen Patienten sicherzustellen.

 


Monodisziplinäre Zentren: Für bestimmte Fachbereiche sind monodisziplinären Zentren vorgesehen. Durch die Bündelung von Kompetenzen und Strukturen werden höhere Fallzahlen erreicht und optimale Voraussetzungen für die Qualität der Behandlung und der Ausbildung sichergestellt. Beispiele für monodisziplinäre Zentren sind die neuen Ortho-Trauma-Zentren, das Augenzentrum oder das Dermatologie-Zentrum. Die stationäre Behandlung erfolgt im großen Augenzentrum bzw. Dermatologie-Zentrum in der Rudolfstiftung. In den übrigen Spitälern werden stationär und teilstationär untergebrachte oder ambulante Patienten vom ärztlichen Konsiliardienst betreut. Als weitere Zentren werden u. a. aufgebaut: Herz-Gefäß-Zentren, Zentren für Innere Medizin, Pathologie und Labormedizin. Das Augenzentrum in der Rudolfstiftung organisiert auch die augenheilkundliche Versorgung in den anderen Wiener Gemeindespitälern. Das betrifft sowohl die Konsiliarversorgung der stationären Patienten an allen Standorten als auch die ambulante Versorgung, ergänzend zum niedergelassenen Bereich. Die Bündelung von Leistungen mehrerer kleinerer Abteilungen an einen Standort in einem Zentrum soll dafür sorgen, dass die Kapazitäten steigen.

 


Master-Betriebsorganisation. Wesentliche Elemente des Spitalskonzepts 2030 sind die neu definierten Zentren. Im medizinischen Masterplan ist festgelegt, welche Zentren und Schwerpunkte es künftig in welchem Krankenhaus geben wird. In der Master-Betriebsorganisation sind Aufgaben, Abläufe und Struktur der Zentren definiert. Auch die verbesserte Nutzung vorhandener Infrastruktur, der optimierte Einsatz von Personal und die Festlegung von einheitlichen Standards in Medizin, Pflege und Therapie sind Bestandteil der Master-Betriebsorganisation. Die Master-Betriebsorganisation legt unter anderem allgemeine Prinzipien für Arbeitsabläufe und für den strukturellen Aufbau von Stationen, Abteilungen und Häusern fest. Die Nutzung von räumlichen, technischen, personellen sowie fachlichen Ressourcen wird optimiert, es werden teils neue Organisationsformen geschaffen, zum Beispiel Zentrale Notaufnahmen, Zentral-OPs und Intensivbereiche. Für alle medizinischen Kernleistungen sind standardisierte Organisationsabläufe vorgegeben. Die Zentren sind vor allem für die Sicherstellung der Behandlungs-und Betreuungsqualität zuständig, es wird aber auch Raum für klinische Forschung geschaffen. Die Zentren werden sich ressourcenschonender betreiben lassen, medizinisch-technische Geräte und die (räumliche) Infrastruktur werden gemeinsam genutzt, es können Mittel für Investitionen gebündelt eingesetzt werden. Die Master-Betriebsorganisation wird konkrete Vorteile für die PatientInnen bringen, unter anderem verkürzte Wartezeiten, geringere Verweildauern oder optimiertes Aufnahme- und Entlassungsmanagement.

 


Umsetzung. Die Umsetzung erfolgt in mehreren Phasen: kurzfristig ab 2016 bis 2018, mittelfristig ab 2019 bis 2021 und langfristig ab 2022. In folgenden Bereichen wurden bereits Umsetzungsprojekte gestartet: Augenzentrum, Urologie, Zentrale Notaufnahmen, HNO, Plastische Chirurgie, Physikalische Medizin, Akutgeriatrie, Ortho-Trauma-Zentren, Pränataldiagnostik, Zentrum für Labormedizin, Zentrum für Pathologie, Strahlentherapie/Radioonkologie, Belegungsmanagement und Anästhesieambulanz, prästationäre Aufnahme. Während der gesamten Umsetzungsphase ist die flächendeckende Versorgung der Patienten selbstverständlich sichergestellt, die eingeleiteten Verbesserungen werden nach und nach spürbar werden.