Österreich

Polizist verriet Interna an Rockerbande: Verurteilt

Der Mann soll seinem Schwager, einem Mitglied der Rockergruppe "Osmanen Germania", polizeiintere Informationen weitergegeben haben.

Heute Redaktion
Teilen
Die "Osmanen Germania" sind als türkisch-nationalistische Rockerbande berüchtigt.
Die "Osmanen Germania" sind als türkisch-nationalistische Rockerbande berüchtigt.
Bild: picturedesk.com

Vor dem Wiener Straflandesgericht wurde am heutigen Dienstag einem Polizisten mit Verbindung zur Rockergruppe "Osmanen Germania" der Prozess gemacht.

Er soll seinem Schwager, einem 30 Jahre alten Glaser aus Wien, Polizei-interne Informationen zu laufenden Ermittlungen weitergegeben haben. Der Schwager soll der zweithöchste Kopf des Österreich-Ablegers gewesen sein, welche seit letztem Jahr ein Vereinshaus in Favoriten betreibt. Das berichtet der "Kurier".

Dabei dürfte die Anklage weitaus dramatischer gewesen sein, als sich während des Prozesses herauskristallisierte. "Der erste Eindruck, dass er der große Maulwurf für diese Rockergruppe ist, das hat das Beweisverfahren nicht gebracht", so der urteilende Richter Philipp Schnabel.

Die "Osmanen-Germania" stehen in Deutschland unter genauer Beobachtung der Polizei und sollen regelmäßig in Gewaltexzesse, Erpressungen verwickelt sein. So sollen sie auch regelmäßig mit den konkurrierenden "Hell's Angels" aneinander geraten.

Der derzeit suspendierte Polizist wurde zu einer bedingten

Freiheitsstrafe von 9 Monaten verurteilt. Ab einer Freiheitsstrafe von einem Jahr würde der Mann sein Amt als Exekutivbeamter verlieren. Er bleibt weiterhin Polizist, muss sich aber der Disziplinarbehörde stellen, welche entscheidet, ob die Sache für ihn weitere Konsequenzen haben wird.

Der 30-jährige Schwager war ebenfalls angeklagt, wurde aber von den Vorwürfen rechtskräftig freigesprochen, weil es keine sicheren Beweismittel gegeben habe.

Die Familie machte sich Sorgen

Seiner Familie gegenüber hatte er immer wieder beteuert, dass es sich bloß um freundschaftliche Zusammenkünfte und gemeinsame Box-Treffs handle. Doch nachdem seine 35-jährige Ehefrau und frischgebackene Mutter des gemeinsamen Sohnes das Internet nach Informationen über die "Osmanen Germania" durchsucht hatte, alarmierte sie ihre Schwester (31), die mit dem angeklagten Polizisten verheiratet ist.

Der 30-jährigen Glaser war in der Vergangenheit schon mehrmals auf Tuchfühlung mit dem Gesetz gegangen. Laut dem Bericht wurde gegen ihn wegen Körperverletzung und gefährlicher Drohung ermittelt. Daraufhin studierte der Polizist in der internen Datenbank den Akt seines Schwagers, weil er dessen Worten, nach eigenen Aussagen, keinen Glauben mehr schenken konnte.

Einer der Vorwürfe vor Gericht: Er habe seinen Schwager vor der laufenden Telefonüberwachung gewarnt. Der Exekutivbeamte versicherte dem Richter, von einer tatsächlichen Spitzelaktion gegen seinen Verwandten nichts gewusst zu haben. Er habe dem 30-Jährigen nur "Angst machen" wollen, nachdem er in den Medien gelesen hatte, dass die Rockerbande flächendeckend abgehört wurde.

Mittlerweile soll der Glaser bei den "Osmanen Germania" ausgetreten sein. Er selbst sei während seiner längeren Mitgliedschaft von selbst dahintergekommen, "was für Leute das sind". Vor Gericht betonte er allerdings wiederholt, dass der Österreich-Ableger keinerlei kriminellen Hintergrund habe.

Der Polizist ließ allerdings bereits mehrfach Verschwiegenheit missen. So soll er eine Freundin vor einem Planquadrat gewarnt haben und einer Tante (51) Auskunft über laufende Ermittlungen zu Bekannten gegeben haben. Die 51-Jährige wurde zu einem Bußgeld in Höhe 1.560 Euro wegen versuchter Anstiftung zum Amtsmissbrauchs verurteilt. (red)