Österreich

Sprengung des Kraftwerks Voitsberg spektakulär missl...

Heute Redaktion
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Nach dem Abbruch des 180 Meter hohen Kamins des Kraftwerks Voitsberg Anfang August wurden am Sonntag die letzten Teile des verbliebenen Bauwerks gezielt zu Fall gebracht - so zumindest der Plan. In nur zehn Sekunden sollte das Gebäude mit der Hilfe von 666 Kilogramm Sprengstoff Geschichte sein. Für das Bundesheer war es die größte Bauwerkssprengung in der Zweiten Republik - und sie schlug gewaltig fehl. Nach der Sprengung stand das Gebäude noch, nur kleine Teile stürzten ein.

Sonntag um 15.30 Uhr: Die Zündung von 1.760 Einzelsprengungen erfolgt über einen Zeitraum von zehn bis 15 Sekunden. 1.060 Ladungen wurden im Stahlbeton platziert, 700 weitere warteten als "Schneidladungen" im und am Stahl. Exakt 1.320 Zünder wurden im Tausendstelsekundenbereich und exakt getaktet mit der elektrischen Zündanlage zur Detonation gebracht. Ein ohrenbetäubender Knall und eine riesige Rauchwolke - doch als sie sich verzieht, steht das Kesselhaus, fast als wäre nichts gewesen.

Nach der Sprengung herrschte großes Rätselraten, denn nur ein Seitenteil des Gebäudes stürzte ein, der Hauptteil blieb von der Explosion unbeeindruckt stehen. Bundesheer und Einsatzkräfte wollten die Ursache dafür noch am Sonntag untersuchen. Unklar war, wie es weitergeht, und, ob die Sperrzone aufrecht erhalten wird.

15.400 Tonnen Bauwerk

"Die Sprengung wurde in Abschnitten durchgeführt. Jede Sprengladung war programmierbar. Es entstand über zehn Sekunden ein sehr großer Lärm, der weithin hörbar war. Damit war die Sprengung aber noch nicht vorbei, dann erst hatten die Gebäude die Möglichkeit, umzufallen", sagte Oberstleutnant Walter Voglauer, sprengtechnischer Leiter des beauftragten Bundesheers.

Rund 15.400 Tonnen Bauwerk sollten umstürzen, wobei zuerst der Stiegenhausturm, dann der Mittelbau und zum Schluss das Kesselhaus fallen sollen. Mit der Sprengung will man den Anrainern eine monatelange Staub- und Lärmbelastung ersparen, die ein Abtragen mit anderen Methoden bedeutet hätte.

300 Meter Sicherheitszone

Die Sprengung startete um 15.30 Uhr. Trotz aller Vorkehrungen musste das Bundesheer zusammen mit Feuerwehren und Polizei einen Abstand von 300 Metern rund um das Kraftwerk frei von Menschen halten. Anrainer mussten ihre Häuser aus Sicherheitsgründen verlassen. Niemand durfte sich im Gefahrenbereich aufhalten. Der Sicherheitsbereich galt ab 13.00 Uhr bis mindestens eine halbe Stunde nach der Sprengung. Doch da stand das Gebäude immer noch fast komplett.

Um Staub, Lärm und Erschütterungen samt Schäden an unbeteiligten Gebäuden zu minimieren, haben die Fachleute Maßnahmen getroffen. Fallbette aus angehäufter Erde sollen den Aufprall dämpfen und Gräben die Bodenerschütterung nicht zu stark an die Umgebung weitergeben. 15 Wasserbecken, gefüllt mit 84.000 Litern Wasser, in denen ebenfalls Sprengladungen hochgehen, sollen einen Wasserschleier bilden, der die Staubentfaltung eindämmt. Spezielle Vorhänge vor dem Kesselhaus sollen den Lärm ebenfalls reduzieren und Splitter abfangen.

Übungssprengung für das Bundesheer

Die Kosten für die Unterstützungsleistung des Bundesheeres werden von Porr bezahlt. 118 Soldaten waren in die Vorbereitungen eingebunden und nutzen das Projekt vor allem für Ausbildungszwecke. Für das Bundesheer wird es die größte Bauwerkssprengung in der Zweiten Republik sein. Der laut Porr derzeit größte industrielle Rückbau in Österreich geht mit dieser letzten Sprengung in die Endphase. Das Kraftwerk, dessen Block 1 seit 1948 in Betrieb war und dessen letzter Strom 2006 aus Block 3 floss, war prägend für die Region.

Nachdem die Reste der Sprengung beseitigt sind, will die Porr das rund 250.000 Quadratmeter große Areal rekultivieren. Die Gemeinde als Käufer erwartet eine "grüne Wiese", auf der in Zukunft Gewerbe und Industrie Platz finden sollen.

Der Voitsberger Bürgermeister Ernst Meixner (SPÖ) empfahl den Bürgern, lärmempfindliche Haustiere im näheren Bereich des Kraftwerks während der Sprengung in geschlossenen Räumen zu halten. Da mit großem Interesse an der Sprengung und entsprechendem Andrang von Zuschauern zu rechnen sei, wurde eine rechtzeitige Anreise empfohlen.