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Springer soll nichts gegen Burg-Irrsinn getan haben

Heute Redaktion
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In dem von Kulturminister Josef Ostermayer in Auftrag gegebenen Gutachten rund um das Finanzdesaster am Burgtheater soll auch Bundestheater-Holding-Chef Georg Springer belastet werden. Das berichten "Standard" und "Presse". Der Bericht liegt der Korruptionsstaatsanwaltschaft vor, sie prüft den Verdacht auf Untreue.

In dem von Kulturminister Josef Ostermayer in Auftrag gegebenen Gutachten rund um das Finanzdesaster am Burgtheater soll auch Bundestheater-Holding-Chef Georg Springer belastet werden. Das berichten "Standard" und "Presse". Der Bericht liegt der Korruptionsstaatsanwaltschaft vor, sie prüft den Verdacht auf Untreue.

Das von (Kanzlei Dorda Brugger Jordis) verfasste 134-seitige Papier datiert von Ende April und wurde offenbar vor der Übergabe an die Staatsanwaltschaft überarbeitet. In das Gutachten sollen auch Erkenntnisse des Rechnungshofs über die Holding eingeflossen sein.

"Vertrauensunwürdigkeit"

Die Letztfassung stammt vom 30. Mai: "Aus den uns vorliegenden Unterlagen erscheint es naheliegend, dass Springer - in seiner Funktion als Geschäftsführer der Bundestheater-Holding - über Wissen hinsichtlich der Lage des Burgtheaters verfügte . . . , welches die übrigen Mitglieder des Aufsichtsrats der Burg nicht besaßen." Und: "Die im Zuge des RH-Berichts bekannt gewordenen Umstände über das Verhalten von Springer sind grundsätzlich geeignet, eine Vertrauensunwürdigkeit zu begründen."

"Nichts dagegen unternommen"

Weiters ist es "nicht auszuschließen", dass Springer "von den Praktiken der ehemaligen kaufmännischen Burgtheater-Geschäftsführerin Sylvia Stantejsky - insbesondere etwa aus dem Kontakt mit diversen Künstlern - zumindest Kenntnis hatte". Dass die Mängel im Burgtheater "tatsächlich über Jahre bestanden, lässt den Verdacht aufkommen, dass von Springer keine wirksamen Maßnahmen zu deren Beseitigung ergriffen wurden und er seinen (...) Pflichten (...) nicht vollständig gerecht wurde".

Zu spät für Springer-Entlassung

Laut Katharina Körber-Risak, Anwältin des entlassenen Burgtheater-Direktors Matthias Hartmann, wurde das Gutachten vor Übermittlung an die Staatsanwaltschaft um zwei Absätze gekürzt: "In diesen beiden Absätzen steht, dass der Eigentümer (SPÖ-Minister Ostermayer) schon im April über Springers Verfehlungen Bescheid wusste, man mit der Entlassung wohl zu spät dran wäre. Klar ist, dass uns der Minister in Sachen Springer einen Bären aufbinden wollte."

"Erhebliches Prozessrisiko"

Ostermayer zufolge würde eine Entlassung Springers jedenfalls "derzeit ein erhebliches Prozessrisiko mit sich bringen". "Es ist meine Aufgabe, wirtschaftlichen Schaden vom Steuerzahler abzuwenden. Deswegen ziehe ich es vor, mit dem Kopf, auf Basis von Fakten und rechtlicher Sicherheit, zu entscheiden, anstatt wild Köpfe rollen zu lassen", so der Minister. Die Darstellung der Mitverantwortung "reicht ... nicht aus, um eine Entlassung im arbeitsrechtlichen Sinne rechtfertigen zu können."

Die Verantwortung Springers kann erst beurteilt werden, wenn der Endbericht des RH vorliegt. Laut Rechnungshof ist mit der Vorlage des Endberichts erst in der zweite Juli-Hälfte zu rechnen. In der Bundestheater-Holding wird erwartet, dass sämtliche vorgebrachten Einwände vollinhaltlich Eingang in den Bericht finden.

Justiz: Jetzt geht's los

Kommenden Dienstag gibt es vor dem Arbeits- und Sozialgericht Wien die erste Tagsatzung in der Klage Hartmanns wegen seiner als ungerechtfertigt und unwirksam " an. Hätte man damals schon von den Vorfällen an der Burg gewusst, so die Begründung, hätte man ihn nicht verlängert.

Das Burgtheater hat in der abgelaufenen Saison einen Verlust von knapp eingefahren.