Wirtschaft

Spusu streicht Aufschlag für Anrufe ins EU-Ausland

Kunden des virtuellen Mobilfunkers Spusu können künftig Guthaben ohne Aufschläge für Auslandstelefonate nutzen.

Heute Redaktion
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Mit 15. Juni wurde europaweit Roaming zumindest in Teilen abgeschafft. Für Telefonate vom Heimat- in ein anderes EU-Land dürfen Mobilfunker jedoch weiterhin gewaltige Aufschläge kassieren. Ab Österreich sind es bis zu 99 Cent pro Minute, die etwa bei einem Anruf nach Deutschland fällig werden können.

"Es kann nicht sein, dass man als österreichischer Mobilfunkkunde von Italien nach Deutschland ohne Mehrkosten telefonieren kann, aus Österreich nach Deutschland aber mit teils horrenden Preisen konfrontiert wird", kritisiert Spusu-Boss Franz Pichler deshalb die in seinen Augen insgesamt gescheiterte Umsetzung.

"Auslandstelefonie" wird abgeschafft

Aus diesem Grund setzt Spusu als erster österreichischer Provider die "Auslandstelefonie" mit sofortiger Wirkung für alle aktuellen und künftigen Kunden innerhalb der EU außer Kraft. Im Klartext: "Das heißt, egal ob von Italien nach Deutschland oder von Österreich nach Deutschland – unsere Kunden können alle Freiminuten im gesamten EU-Raum ohne zusätzlichen Kosten verbrauchen."

Ärger über horrende Daten-Preise

Ebenfalls als "Katastrophe" bezeichnet Pichler die Regelung beim Datenverbrauch, konkret den horrenden Preis, den Anbieter pro Gigabyte zu bezahlen haben. Während der virtuelle Mobilfunker Spusu Daten in Österreich für unter einen Euro je Gigabyte einkauft, müssen für jeden vom Kunden im europäischen Ausland versurften Gigabyte 7,70 Euro an den jeweiligen Netzbetreiber überwiesen werden.

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Die 7,70 Euro sind zwar die von der EU festgelegte Obergrenze, vor allem kleinen Anbietern wie Spusu (derzeit 100.000 Kunden) fehlt jedoch die Marktmacht, um eine Senkung ausverhandeln zu können. "Für uns heißt das", so Pichler: "Wir erhalten vom Kunden 15 Euro, müssen aber Leistungen im Gegenwert von 30 Euro zur Verfügung stellen."

EU-Regelung bedroht Jobs in Österreich

Eine weitere Gefahr, die Pichler sieht: Da in österreichischen Verträgen generell größere Datenpakete enthalten sind als etwa in deutschen, dürfen österreichische Urlauber im EU-Ausland auch mehr Daten versurfen als umgekehrt.

"Im Großen und Ganzen betrachtet, werden durch diese Regelung die österreichischen Einnahmen ins Ausland verfrachtet und Österreich verliert an wirtschaftlicher Kraft. Heimische Anbieter, Arbeitsplätze und Einnahmen durch Steuern gehen dadurch verloren", ist Pichler überzeugt.

Und die Ursache für die Misere? "Ein Kniefall der EU vor den Großkonzernen", sagt Pichler. Denn die sind international tätig und profitieren von den extrem hohen Gigabyte-Preisen, die sie jenen verrechnen können, die ihre Netze nutzen.

Spusu plant weitere Expansion

Dennoch will der virtuelle Mobilfunker Spusu weiter expandieren. Aktuell laufen Verhandlungen mit Netzbetreibern in Deutschland, Belgien, der Schweiz, Italien – und anderen Nachbarländern. Gleichzeitig wird aber laut Pichler aufgrund der hohen Zusatzkosten aufgrund der neuen EU-Roaming-Verordnung bei den Mitarbeitern gespart und wohl auf geplante "50 bis 100" Neueinstellung verzichtet. (bart)

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