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"Für den Tourismus sind die Anschläge verheerend"

Mehrere Anschläge in Sri Lanka haben zahlreiche Opfer gefordert. Droht der Trend-Destination, dass jetzt die Touristen ausbleiben?

Heute Redaktion
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Kilometerlange Sandstrände, mystische Tempelanlagen und eine faszinierende Tier- und Pflanzenwelt: Nicht umsonst hat die Backpacker-Bibel "Lonely Planet" Sri Lanka zum angesagtesten Reiseziel von 2019 gekürt. Seit dem Ende des Bürgerkriegs 2009 hat sich die Anzahl der Touristen im Inselstaat verdoppelt.

Jedoch erschütterten mehrere Explosionen das "Juwel" im indischen Ozean. Das österreichische Außenministerium seine Reisehinweise für den Inselstaat nun verschärft. Es gilt Sicherheitsstufe 4 ("hohes Sicherheitsrisiko") im ganzen Land.

"Nachdem es mit dem Tourismus in den letzten Jahren immer weiter bergauf ging, geht nun die Angst um, dass die Tourismus-Zahlen einbrechen", sagt Norbert*, der in Negombo Apartments vermietet. Noch seien die Wunden des Bürgerkriegs nicht verheilt. "Sri Lanka gehört zu den schönsten Ländern der Welt", sagt Norbert. Eine weitere Spaltung der Nation wäre darum fatal, "für den Tourismus sind die Angriffe verheerend."

"Koordinierte Angriffe"?

Christian Laesser, Tourismus-Professor an der Universität St. Gallen, ist sicher, dass diese Tragödie auf den Tourismus wahrscheinlich negative Auswirkungen haben wird. Wie groß diese sein werden, lässt sich derzeit nicht feststellen. "Ein einzelner Anschlag kann heutzutage überall passieren. Meistens bleiben dann die Gäste nicht mehr oder nur sehr kurzzeitig weg. Wenn Anschläge aber gleichzeitig mehrfach und derart orchestriert, gezielt und geplant auftreten, haben sie klar eine Angst einflößende Qualität."

Sicherheitsbedenken würden dann in den Vordergrund rücken, mit der Folge, dass eine Destination wenigstens für eine gewisse Zeit an Attraktivität verliere, so Laesser. "Die Dauer dieses Effektes ist im Wesentlichen davon abhängig, ob es ab jetzt länger ruhig bleibt oder ob weitere Attentate auftreten. Wie die zeitlich versetzten Anschläge auf Bali im 2002 gezeigt haben, war insbesondere der zweite in Kuta mit über 200 Toten verheerend für den Tourismus auf dieser Insel."

Alternativen für Reisewillige

Dass diese Unsicherheit für den Tourismus nicht förderlich ist, sagt auch Dany Gehrig, CEO von Globetrotter. "Beim Angriff in Neuseeland war nach der Festnahme des Täters klar: Jetzt herrscht Sicherheit", sagt Gehrig. "In Sri Lanka weiß man momentan nicht, wer die Tat ausführte und wieso."

Touristen, die nach Sri Lanka reisen wollten, würden sich das jetzt eventuell nochmals überlegen. "Vom Reisen abhalten lassen sich die Menschen dadurch aber nicht. Alternativen gibt es viele."

* Name der Redaktion bekannt (dk)