Österreich

St. Gabriel: Ab 18. Juni werden Flüchtlinge verlegt

Die von FP-Landesrat angeordnete Umverteilung der über 100 Asylwerber aus St. Gabriel in Maria Enzersdorf (Mödling) startet nächste Woche.

Heute Redaktion
Teilen
Das Flüchtlingsheim St. Gabriel in Maria Enzersdorf.
Das Flüchtlingsheim St. Gabriel in Maria Enzersdorf.
Bild: Thomas Lenger

Der Meißel-Mord im Mai am Areal des Missionshauses St. Gabriel in Maria Enzersdorf (Mödling) war für Asyllandesrat Gottfried Waldhäusl ausschlaggebend, die Verlegung der über 100 teils psychisch beeinträchtigten Bewohner in andere Quartiere in NÖ anzuordnen.

Vorwürfe gegen den Betreiber des Asylheimes, die Caritas Wien, wurden laut. Die FPNÖ beschuldigte die NGO der "Schlamperei, Ignoranz und Wurschtigkeit", wogegen sich die Caritas wiederum heftig wehrt.

18. Juni starten UMFs

Während die Partei unter FPNÖ-Klubchef Martin Huber und die Hilfsorganisation im Clinch liegen, werden die Vorbereitungen für die Umverteilung der Flüchtlinge getroffen. Am 18. Juni, also kommenden Montag, soll es losgehen. Zuerst werden die unbegleiteten, minderjährigen Asylwerber übersiedelt. Am 25. Juni und am 2. Juli folgen dann die restlichen Bewohner.

Heftige Kritik an der Maßnahme hagelt es nun von der Österreichischen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik (ÖGPP). Man sei "aus fachlicher Sicht verwundert und bestürzt", dass die über 25 Jahre geführte Einrichtung "aufgrund eines tragischen Vorfalls geschlossen werden soll".

Bei einem Tagsatz von 44 Euro pro psychisch schwer krankem Flüchtling sei davon auszugehen, dass "eine nicht einmal annähernd ausreichende Therapie und Versorgung" möglich gewesen sei. Das sei auch sämtlichen Behörden seit Langem bekannt.

Kritik von Ordensgemeinschaften

"Die Caritas hat in St. Gabriel über Jahre hinweg versucht, diese Menschen mit den vorhandenen Mitteln möglichst gut zu betreuen und dadurch auch Expertise gesammelt. Wenn man die Betroffenen jetzt auf zehn oder zwölf Einrichtungen verteilt, fehlt dort das Fachwissen", so ein Wiener Psychiater zur APA.

Auch die Präsidentin der österreichischen Ordensgemeinschaften, Schwester Beatrix Mayrhofer, (Anm.: Das Missionshaus in Maria Enzersdorf gehört den Steyler Missionaren), bedauert den Schritt und mahnt: "Immer deutlicher habe ich den Eindruck und die Befürchtung, dass staatliche Stellen die Fürsorge für geflüchtete Menschen nicht wollen. Es ist so, als ob dem Grundwasser der Solidarität in unserem Land das Wasser abgegraben und die tätige Nächstenliebe ausgetrocknet werden soll. Es steht uns eine menschliche Dürrekatastrophe bevor. Das Land braucht Staudämme der Solidarität, der Nächstenliebe."

(nit)

;