Niederösterreich

Vater hielt Kindern Waffe an Kopf, erschlug Katze

Gänsehautprozess in St. Pölten: Ein 71-Jähriger soll seine Stiefkinder, Kinder und Enkerl gefoltert, vergewaltigt, verprügelt haben - 13 Jahre Haft.

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Missbrauch
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privat

Ein unscheinbarer 71-Jähriger betrat am Donnerstag in Begleitung seines renommierten Anwaltes Werner Tomanek den Gerichtssaal in Sankt Pölten. Die Anklage legte dem 71-Jährigen Quälen von Unmündigen, schwere Körperverletzung, gefährliche Drohung, Unzucht mit Unmündigen, Vergewaltigung, Nötigung, Tierquälerei und andere Delikte vor.

Der dem Alkohol zugeneigte Tyrann soll von 1980 bis 2012 seine Stieftochter und leiblichen Kinder gefoltert, geschlagen, erniedrigt und sexuell missbraucht haben. 

Opfer versteckte sich in Wand

Aber der Reihe nach: Der Angeklagte hatte in den späten 70er-Jahren seine Frau kennengelernt. Die mittlerweile verstorbene Frau brachte ein Mäderl und einen Bub mit in die Beziehung. Gemeinsam bekam das Paar dann noch zwei Kinder. 

Ab dem 5. Lebensjahr soll er die Stieftochter mit Faustschlägen und Fußtritten malträtiert haben. Sie musste laut Anklage am Boden knien, bekam Schläge mit Gürtel und Peitsche, wurde kopfüber in eine Regentonne gesteckt. Einmal soll der Angeklagte dem Mäderl mit einem Messer in die Hand gestochen haben. Ab dem 7. Lebensjahr soll die Kleine laut Anklage sexuell missbraucht worden sein. Aus Angst verkroch sich das Mädchen unter dem Bett, baute sogar in der Wand des Kinderzimmers ein Versteck.

Gewehr an Schläfe von Kind

Aus Lust und Frust soll der Angeklagte dem Mäderl ein ungeladenes Gewehr an die Schläfe gesetzt und abgedrückt haben. Einfach so aus Spaß soll er die Katze der Kinder mit einem Prügel getötet haben. Die Verletzungen der heute erwachsenen Frau: eine ausgerenkte Schulter, Schulterbruch, Hand gebrochen.

"Bringe Euch alle um"

Auch der Stiefsohn und die eigenen Kinder bekamen seine Faust regelmäßig zu spüren. Er drohte stets damit, das Haus in St. Pölten anzuzünden oder alle umzubringen, wenn jemand über die Übergriffe rede.

Anwalt Werner Tomanek vertrat den Angeklagten
Anwalt Werner Tomanek vertrat den Angeklagten
(Bild: Sabine Hertel)

Die schwer traumatisierte Stieftochter packte erst in den zahlreichen Therapiesitzungen aus, erst in den 2010er-Jahren kam die grausame Wahrheit ans Licht, anfangs leugnete der Angeklagte: "Alles Quatsch. Ist alles nur erfunden."

"Ich habe Leben zerstört"

Nach Zureden seines Anwaltes gab der 71-Jährige die Gräueltaten zu: "Ja, das war eine Schweinerei. Ich habe Leben zerstört." Einzig die mutmaßliche, sexuelle Belästigung des Enkels zu Weihnachten 2018 stritt er ab. 

Der Schöffensenat sprach den Mann schließlich in allen Anklagepunkten schuldig. Das Urteil: 13 Jahre Haft (nicht rechtskräftig; Nichtigkeit und Berufung). Werner Tomanek: "Ich möchte mir die Urteilsbegründung ansehen, er war unbescholten und geständig. Daher ist die Strafe zu hoch."

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