Österreich

St. Pöltener Altbischof Kurt Krenn gestorben

Heute Redaktion
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Der emeritierte Bischof von St. Pölten, Kurt Krenn, ist am Samstag im Alter von 77 Jahren gestorben. Krenn war seit Jahren schwer erkrankt und daher nicht mehr öffentlich aufgetreten. Der Altbischof, der um 20.17 Uhr starb, hatte 13 Jahre lang die Diözese St. Pölten geleitet. Sein Wirken hat laut Kardinal Christoph Schönbörn zu Kontroversen geführt, "Freunde wie Gegner" hätten jedoch seine "Geradlinigkeit" anerkannt.

Der emeritierte Bischof von St. Pölten, Kurt Krenn, ist am Samstag im Alter von 77 Jahren gestorben. Krenn war seit Jahren schwer erkrankt und daher nicht mehr öffentlich aufgetreten. Der Altbischof, der um 20.17 Uhr starb, hatte 13 Jahre lang die Diözese St. Pölten geleitet. Sein Wirken hat laut Kardinal Christoph Schönbörn zu Kontroversen geführt, "Freunde wie Gegner" hätten jedoch seine "Geradlinigkeit" anerkannt.

Der gesundheitliche Zustand des Altbischofs galt lange als schlecht. Er verbrachte seine letzten Monate in der Pflegestation des Gerersdorfer Schwesternkonvents. Ein Begräbnistermin soll in den kommenden Tagen festgesetzt werden.

Seit seinem auf Wunsch des Papstes erfolgten Rücktritt im Herbst 2004 im Zusammenhang mit der Affäre um Kinderpornos und Homosexualität im Priesterseminar lebte er zurückgezogen in der NÖ Landeshauptstadt.

"Er trägt geduldig seine Krankheit, die nach und nach immer etwas weiter fortschreitet. Er ist jetzt nur mehr wenig mobil, besonders schwierig ist für ihn die Kommunikation. Gäste empfängt er nur mehr sehr wenige, freut sich aber, wenn man ihm etwas Positives erzählt, wie ich von meinen regelmäßigen Besuchen weiß", so Diözesanbischof Klaus Küng in seinem Grußwort zum 75. Geburtstag des Vorgängers, das im St. Pöltner Diözesanblatt erschienen ist. Er bat damals um das Gebet für Krenn, damit ihm Gott "in der lange dauernden Prüfung" beistehen möge.

Schönbrunn spricht "Kontroversen" an, lobt aber "Mut"

Der Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn bezeichnete den verstorbenen Altbischof Kurt Krenn als Menschen, dessen Wirken "zu manchen Kontroversen geführt" habe. "Freunde wie Gegner" hätten jedoch "seinen Mut und seine Geradlinigkeit anerkannt", wurde Schönborn am Samstagabend von Kathpress zitiert.

"Er hat sich nie gescheut auch schwierige Themen und das Widerständige der kirchlichen Lehre gegen den Mainstream zu argumentieren und zu verteidigen", so der Kardinal. Auf diese Weise habe Bischof Krenn immer wieder gerade für Menschen, die seiner Glaubensüberzeugung fern standen, ein "spannender Gesprächspartner" sein können.

In einer Stellungnahme bezeichnete der niederösterreichische Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP) den Verstorbenen als "streitbaren Mann der Kirche mit Handschlagqualität".

Viele negative Höhepunkte in Krenns Karriere

Die gesamte Amtszeit des "streitbaren Bischofs" war überschattet von heftigen Kontroversen um seine Person, seinen Stil und viele seiner Aussagen. Krenn war im März 1987 von Papst Johannes Paul II. zum Wiener Weihbischof ernannt worden. Am 15. September 1991 übernahm er von Franz Zak die Leitung der Diözese St. Pölten, die er bis zur Emeritierung am 7. Oktober 2004 innehaben sollte.

Für Krenn taten sich in der 13-jährigen Tätigkeit in St. Pölten mehrere Fronten auf. Auf massive Ablehnung war er etwa bei den Äbten der niederösterreichischen Stifte gestoßen. Eine schier unendliche Geschichte war auch die Auseinandersetzung mit dem Paudorfer Pfarrer Udo Fischer. Die Affäre um Kinderpornos und Homosexualität im St. Pöltener Priesterseminar läutete das Ende Krenns als Oberhirte ein. De facto wurde er der Leitung der Diözese am 20. Juli 2004 mit der Einsetzung eines Apostolischen Visitators - Klaus Küng, letztlich sein Nachfolger - enthoben.

Groer niemals Unterstützung versagt  

Widerstand gegen und Konflikte mit Krenn waren aber weit über St. Pölten hinausgegangen. Auslöser dafür war in erster Linie der Fall des früheren Wiener Erzbischofs Kardinal Hans Hermann Groer, gegen den im Frühjahr 1995 Vorwürfe laut geworden waren, er habe in seiner früheren Tätigkeit als Erzieher Buben sexuell missbraucht. Die nie wirklich aufgeklärten Anschuldigungen führten zur Absetzung Groers. Die Folge war die schwerste Krise der katholischen Kirche in Österreich nach 1945, auf das "Kirchenvolks-Begehren" reagierte die Amtskirche mit dem "Dialog für Österreich". Krenn lehnte beides ab, versagte aber Groer im Gegensatz zu seinen Amtsbrüdern niemals die Unterstützung.

1998 war die Kirchenkrise dann Thema bei einem Ad-limina-Besuch der österreichischen Bischöfe in Rom. Dort kam es zum offenen Konflikt: Krenn sagte - sehr zum Ärger des Wiener Erzbischofs Kardinal Christoph Schönborn als Vorsitzender der Bischofskonferenz - er kenne den Bericht der Bischöfe nicht. Schönborn widersprach, Krenns Reaktion war heftig: "Mir genügt's, wenn die Lügner das Maul halten."

Krenn hat Kritik stets zurückgewiesen  

Im Zuge der Affäre um das Priesterseminar wurde Schönborn dann im Juli 2004 deutlich und kritisierte auch den Vatikan: Die Bischofskonferenz und Nuntius Georg Zur hätten schon vor Monaten darauf hingewiesen, dass in St. Pölten etwas "nicht richtig" laufe. "Und es ist traurig, dass erst jetzt reagiert wird." Krenn selbst hat die Kritik an ihm stets zurück gewiesen. Streitbar zu sein gehöre für ihn zum "Wesen eines vernünftigen Menschen", sagte er einmal. Als positiver Höhepunkt seiner Amtszeit gilt der Papstbesuch im Juni 1998. Johannes Paul II. zelebrierte damals einen Gottesdienst im St. Pöltner Regierungsviertel.

Kurt Krenn wurde am 28. Juni 1936 in Rannariedl (OÖ) als zweites von sechs Kindern des Ehepaares Karl und Leopoldine Krenn geboren. Nach der Matura am Realgymnasium in Schlierbach trat er 1954 in das Priesterseminar Linz ein und begann das Studium in Linz und Rom. In der "Ewigen Stadt" wurde Krenn am 7. Oktober 1962 auch zum Priester geweiht. In einer Pfarre bei Rom startete er seine Tätigkeit als Seelsorger. Es folgten Studienaufenthalte in Tübingen und München und Lehrtätigkeit in Linz, St. Pölten sowie - über Jahre zeitgleich mit dem jetzigen Papst Benedikt XVI. - an der Universität Regensburg.

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