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Staatsanwalt ermittelt gegen schießwütigen Cop

Heute Redaktion
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Bei einem Polizeieinsatz in Wien-Rudolfsheim-Fünfhaus ist Mittwoch früh eine Frau von einem Beamten mehrfach angeschossen und im Brustbereich verletzt worden. Die Staatsanwaltschaft ermittelt.

Bei einem Polizeieinsatz in Wien-Rudolfsheim-Fünfhaus ist Mittwoch früh eine Frau von einem Beamten mehrfach angeschossen und im Brustbereich verletzt worden. Der Beamte gab insgesamt neun Schüsse auf die tobende Frau ab, bestätigte die Polizei. Sie schwebt in Lebensgefahr. Die Staatsanwaltschaft ermittelt.

Der Zwischenfall hatte sich in einer Wohnung in der Goldschlagstraße im 15. Bezirk ereignet. Die Beamten wurden um 3.47 Uhr alarmiert, angeblich wegen eines Brandes. Als die Polizisten ankamen, war bereits die Feuerwehr verständigt worden.

Nachdem die Feuerwehr die Wohnungstüre aufgebrochen hatte, hörten die Polizisten die Frau in der Wohnung toben und schreien, einen Brand konnten sie jedoch nicht wahrnehmen. Daraufhin wurde Unterstützung durch weitere Kräfte angefordert. Nachdem diese eingetroffen waren, betraten die Beamten die Wohnung. Die 37-Jährige befand sich im Badezimmer, in ihren Händen hatte sie je ein großes Küchenmesser und attackierte damit die Polizisten. Einer der Beamten setzte seinen Pfefferspray ein.

Dieser Einsatz zeigte jedoch keine Wirkung. Die tobende Frau griff die Beamten weiter an und verletzte einen Polizisten an seinen Händen, obwohl er Handschuhe trug. Der Beamte erlitt zahlreiche Schnittwunden sowie eine Rissquetschwunde am rechten Knie. "Seine Handschuhe waren regelrecht zerfetzt", sagte Polizeisprecherin Steyrer. Zu dem Vorfall wurde auch die Wiener Einsatzgruppe Alarmabteilung (WEGA) geholt, die Beamten wurden jedoch nicht eingesetzt.

Polizei: "Akute Notwehrsituation"

Da sich die Beamten in einer akuten Notwehrsituation sahen, gab einer von ihnen mehrere Schüsse ab - so die Version der Polizei. "Es waren definitiv mehrere Schüsse", erklärte Polizeisprecherin Regina Steyrer. Medienberichte, wonach der Polizist mindestens neun mal geschossen habe, will die Polizei nicht bestätigen. Die Überprüfung der Waffe würde noch dauern. "Das macht kein Wiener Polizist, sondern Beamte des Landeskriminalamtes Steiermark."

Die 37-Jährige wurde dabei lebensgefährlich verletzt und mit schweren Verletzungen im Oberkörper ins Wiener AKH gebracht. Dort wurde sie stundenlang notoperiert. Sie schwebt in Lebensgefahr. Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft Wien wegen Schusswaffengebrauches sowie wegen versuchten Mordes an Polizeibeamten. Zu den Hintergründen gab es zunächst keine Informationen.

Lesen Sie weiter: Schusswaffeneinsätze der Polizei in Österreich

Schusswaffeneinsätze der Polizei in Österreich

7. März 2012: Bei einem Polizeieinsatz in Wien-Rudolfheim-Fünfhaus wird eine Frau von einem Beamten angeschossen. Die 37-Jährige geht in ihrer Wohnung in der Goldschlagstraße mit einem Messer auf die Einsatzkräfte los. Ein Polizist erleidet trotz Handschuhen zahlreiche Schnittwunden an den Händen und eine Rissquetschwunde am Knie. Sein Kollege setzt daraufhin einen Schuss ab, der die Frau in den Oberkörper trifft. Die 37-Jährige wird lebensgefährlich verletzt.

4. August 2011: Bei einem Polizeieinsatz in Wien-Brigittenau wird ein Mann von der Polizei angeschossen. Der 29-jährige Mann wollte in die Nachbarwohnung einbrechen. Dafür klettert er über die Außenmauer von einem Fenstersims auf das andere und schlägt eine Scheibe ein. Anrainer beobachten ihn dabei und verständigen die Polizei. Weil er mit zwei Messern auf Beamte der Spezialeinheit Wega losgeht, feuert ein Polizist dreimal. Der 29-Jährige wird am Bein verletzt.

14. Juli 2010: Vier Wega-Beamte schießen in Wien einen rabiaten Mann nieder, der zuvor mit einer 30 Zentimeter langen Machete einen Nachbarn bedroht hatte und anschließend auf eine Polizistin losging und diese verletzte. Der 43-Jährige wurde schwer verletzt.

28. April 2010: Ein 84-jähriger Mann in Laakirchen (Bezirk Gmunden) bedroht in den Nachtstunden einen Zeitungsausträger, der in seiner Hauseinfahrt stehenbleibt, mit einer Pistole. Der Autofahrer flüchtet zur Polizei, die den Senior aufsucht. Nachdem der Mann sich auch nach einem Warnschuss weigert, die Pistole fallen zu lassen, eröffnen die Streifenbeamten das Feuer. Ein tödlicher Schuss trifft den 84-Jährigen in die Brust.

22. November 2009: Ein Polizist erschießt in einer Notwehrsituation einen Lebensmüden in Wien. Der 31-Jährige hatte eine täuschend echt aussehende Gaspistole auf den Beamten gerichtet, dieser schießt und trifft den Mann zweimal.

30. März 2009: Ein Vorarlberger Polizist schießt in Bregenz einem 45-jährigen Obdachlosen bei einer Amtshandlung in den linken Oberschenkel und verletzt diesen schwer. Er hatte zuvor den Beamten und seine Kollegin bedroht und eine Waffen-Attrappe auf sie gerichtet. Die Polizisten hielten das Pistolen-Feuerzeug für echt und setzten den Obdachlosen mit einem Schuss außer Gefecht.

17. Dezember 2008: Beamte werden wegen Ruhestörung und "Müllproblemen" in einen Gemeindebau in Wien-Favoriten gerufen. Im Innenhof treffen sie auf einen Mann, der die Beamten mit einem Besenstil attackiert und einen der Ordnungshüter verletzt. Auf der Flucht bedroht der 48-Jährige wiederholt die Polizisten mit einem Messer. Bei der Verfolgungsjagd geben diese zwölf Schusse ab, vier gezielt. Der Randalierer wird getroffen und überwältigt.

31. August 2002: Binali I. wird in der Wiener Innenstadt von einem Polizisten erschossen, als er mit zwei Mineralwasserflaschen auf die Beamten losgeht. Der 28-Jährige, der schon länger unter schizophrenen Schüben und zeitweiligem Realitätsverlust litt, hatte zuvor versucht, ein Kindermodengeschäft zu überfallen und einer älteren Passantin die Handtasche zu entreißen. Die Polizisten werden rechtskräftig freigesprochen. Das Gericht befindet, sie hätten in Notwehr gehandelt.

APA/red