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Staatsanwalt: US-Bürger (98) war Nazi-Kommandant

Heute Redaktion
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Ein polnischer Staatsanwalt behauptet, dass US-Staatsbürger Michael Karkoc zu "100 Prozent" ein ehemaliger SS-Lieutenant gewesen sei. Angeblich war er an einem Massaker mit 44 Toten in Polen beteiligt. Staatsanwälte wollen nun eine Festnahmeanordnung und in weiter Folge eine Auslieferung erreichen.

Ein polnischer Staatsanwalt behauptet, dass US-Staatsbürger Michael Karkoc zu "100 Prozent" ein ehemaliger SS-Lieutenant gewesen sei. Angeblich war er an einem Massaker mit 44 Toten in Polen beteiligt. Staatsanwälte wollen nun eine Festnahmeanordnung und in weiter Folge eine Auslieferung erreichen.

Laut Staatsanwalt Robert Janicki ist die Beweislast nach jahrelangen Recherchen zu Karkoc erdrückend. Staatsanwälte des Instituts für Nationales Gedenken in Polen haben bei einem lokalen polnischen Gericht angesucht, eine Festnahmeanordnung zu erteilen. Wird dieser stattgegeben, werde Polen seine Auslieferung fordern, sagte Janicki laut "Daily Mail".

Karkoc soll Leiter einer Einheit der Ukrainischen Selbstverteidigungslegion (USDL) gewesen sein, die mit der Wehrmacht zusammenarbeitete. Diese Einheit soll für die Massaker in den polnischen Dörfern Chlaniow und Wladyslawin am 23. Juli 1944 verantwortlich sein, die nach dem Tod eines polnischen Soldaten verübt wurden. 44 Polen, darunter auch Kinder, wurden getötet.

Einer der damaligen Untergebenen Karkoc' sagte laut "AP"-Berichten 1967 im Gespräch mit sowjetischen Verhörspezialisten aus, dass der Befehl, alle Dorfbewohner zu liquidieren, gegeben worden sei. Wer den Befehl erteilt hatte, sagte er jedoch nicht.

Deutsche Gerichte hielten ihn für prozessuntauglich

Karkoc selbst bestreitet die Vorwürfe, in einem Interview mit AP im Jahr 2013 sagte er, er könne nicht erklären, was er im Krieg gemacht habe. Karkoc hatte auch deutsche Ankläger auf den Plan gerufen, doch er wurde 2015 aus gesundheitlichen Gründen für prozessuntauglich befunden.

Sein Sohn Andriy Karkoc verweist darauf, dass es keine Beweise gebe. Die Aussage des ehemaligen Untergebenen könnte auf Zwang und Folter zurückzuführen sein. Karkoc sagte auch, dass die Sowjetunion durch Manipulation möglicherweise die Entwicklung einer ukrainischen Identität, die sein Vater befürwortete, verhindern wollte. Die Anschuldigungen würden nur Ukrainern und Polen schaden, Wladimir Putin würde als einziger profitieren.

Bei Einreise gelogen?

Karkoc war 1949 mit seinen beiden Söhnen in die USA emigriert, die Mutter war ein Jahr zuvor gestorben. Angeblich soll er bei seiner Einreise gelogen und behauptet haben, er sei niemals im Militärdienst gestanden. 1959 wurde er US-Staatsbürger. In Minneapolis heiratete der gebürtige Urkrainer erneut und bekam vier weitere Kinder.