Wien

Stadt stockt jetzt psychiatrische Hotlines auf

Fassungslosigkeit und Schock: Der Anschlag in der Wiener City macht vielen zu schaffen. Die Stadt Wien stockt nun bei der psychiatrischen Hilfe auf.

Louis Kraft
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    Vier Tote und viele teils schwer Verletzte – das ist die traurige Bilanz eines Terroranschlags in der Wiener Innenstadt.
    Vier Tote und viele teils schwer Verletzte – das ist die traurige Bilanz eines Terroranschlags in der Wiener Innenstadt.
    Reuters

    Es sind Bilder, die zutiefst verstören und wohl auch noch lange nachwirken. Natürlich vor allem bei jenen, die gestern direkte oder indirekte Zeugen des verheerenden Angriffs in der Wiener Innenstadt waren. Aber auch jene, die das Geschehen via Medien oder Social Media verfolgt haben.

    "Darüber reden hilft", ist der Wiener Koordinator für Psychiatrie Ewald Lochner überzeugt. Daher hat die Stadt Wien nur kurz nach dem Terroranschlag die Kapazitäten der psychiatrischen Unterstützung erweitert. Beim sozialpsychologischen Notdienst stehen 15 Mitarbeiter rund um die Uhr im Einsatz. Daneben wurde auch die Corona-Sorgenhotline um die Aufgabe erweitert, sich um Sorgen und Ängste nach dem Anschlag zu kümmern.

    Psychiatrische Hotlines auf fünf Leitungen erweitert

    "Wir haben von zwei auf fünf volle Leitungen aufgestockt, können das bei Bedarf weiter ausbauen", erklärt Lochner gegenüber "Heute". Lochner verweist darauf, wie wichtig es sei, über das Gesehene und Erlebte zu sprechen. Erlebnisse dieser Art könnten rasch zu posttraumatischen Belastungsstörungen führen, daher sei es so wesentlich, sich möglichst zeitnah nach dem Ereignis psychologische Hilfe zu holen. Vor allem dann, wenn man merke, dass das Gespräch mit Familie oder Freunden nicht ausreichen. Denn andernfalls könnte es zu depressiven Störungen oder Angststörungen kommen, erklärt Lochner. 

    Unterstützung bieten die Hotlines auch für Gespräche mit Kindern und Jugendlichen. Viele hätten im Internet Videos gesehen, auf denen auf Menschen geschossen wird. Daher rät Lochner gegenüber dem ORF mit den Kindern und Jugendlichen darüber zu sprechen. Wie das am besten und altersgerecht geht, dazu beraten die psychiatrischen Hotlines

    Anzahl der Hotline-Anrufer deutlich gestiegen

    Die verstörenden Bilder der letzten Nacht ließen bei vielen Help-Hotlines die Anruferzahlen nach oben schnellen. So berichtet etwa der Chefarzt des Psychosozialen Dienstes Wien (PSD) Georg Psota von einem "massiven Anstieg bei den Telefonaten". Auch bei der TelefonSeelsorge der Erzdiözese Wien bestätigt man auf "Heute"-Anfrage den Anstieg. "Uns erreichen verstörte Anrufer und viele besorgte Eltern, die Hilfestellungen im Umgang mit den Kindern benötigen", erzählt die Leiterin der Telefonseelsorge Wien, Antonia Keßelring. In einem Artikel der Kathpress rät sie etwa zu einem bewussten, zurückhaltenden Medienkonsum und zu einer bewussten Strukturierung des Alltags: "Man sollte Dinge tun, die man sonst auch tut, wie Kochen, den Garten umgraben oder mit seinen Kindern spielen und nicht alles dem Attentat unterordnen", so die Theologin.