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Stadt Wien baut X-Men- Skulptur für Deserteure

Heute Redaktion
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Am Freitag präsentierte ein stolzer Kulturlandesrat Mailath-Pokorny (SPÖ) den Entwurf des Deserteursdenkmals, das bis 2014 am Ballhausplatz gebaut werden soll. Die Zuständigen lobten sich kräftig selbst. Richard Wadani, Obmann des Personenkomitees "Gerechtigkeit für die Opfer der NS-Militärjustiz" und selbst Wehrmachtsdeserteur freute sich zwar, dass ein Denkmal entsteht, musste aber zugeben, dass er es nicht versteht. Kein Wunder, schaut das Denkmal doch aus wie das Logo der X-Men.

Am Freitag präsentierte ein stolzer Kulturlandesrat Mailath-Pokorny (SPÖ) den Entwurf des Deserteursdenkmals, das bis 2014 am Ballhausplatz gebaut werden soll. Die Zuständigen lobten sich kräftig selbst. Richard Wadani, Obmann des Personenkomitees "Gerechtigkeit für die Opfer der NS-Militärjustiz" und selbst Wehrmachtsdeserteur freute sich zwar, dass ein Denkmal entsteht, musste aber zugeben, dass er es nicht versteht. Kein Wunder, schaut das Denkmal doch aus wie das Logo der X-Men.

Die Stadt bezeichnet das Deserteursdenkmal als "dunkelblaue Treppenskulptur in liegender X-Form" und soll an die Verfolgten der NS-Militärjustiz erinnern. Die Verantwortungsträger von SPÖ und Grüne waren von sich selbst und ihrer Entscheidung begeistert. Der Einzige, den es eigentlich wirklich betraf, der Einzige, der wirklich ein Wehrmachtsdeserteur ist, konnte mit dem neuen Denkmal nichts anfangen.

Einziger echter Deserteur vor Ort versteht Skulptur nicht

Richard Wadani ist der Obmann des Personenkomitees "Gerechtigkeit für die Opfer der NS-Militärjustiz" und weiß, wovon er redet. Er sei "zufrieden", dass ein Denkmal komme, so der 1922 in Prag geborene Wadani. Er hofft aber, dass bei der Skulptur auch eine Erklärung aufgestellt wird, damit die Passanten überhaupt mitbekommen, wofür dieses Beton-X gut sein soll.

"Ob mir das gefällt? Ich gehöre einer Generation an, die damals andere Auffassungen von Darstellung in der Kunst hatte", räumte Wadani ein. Das x-förmige Monument stelle nicht automatisch eine Beziehung zu NS-Verfolgten dar. Es könne durchaus schwer werden, beispielsweise Schülern hier den Zusammenhang zu erklären. Der Zeitzeuge war zwar am Donnerstag bei der 12-stündigen Sitzung dabei, in der der Entwurf bestimmt wurde, jedoch durfte er nicht mit abstimmen.

Die Fakten:

Entwurf stammt von Künstler Olaf Nicolai (geboren 1962 in Deutschland)
Maße: knapp 10 mal 9 Meter und 1,65 Meter Höhe
Das Denkmal ist für jedermann begehbar
Skulptur ist aus Beton und besteht aus drei Stufen, die jeweils 55 cm hoch und 60 cm tief sind
In die Oberfläche des Mahnmals wird eine Inschrift eingelassen. Verzinkte Stahlbuchstaben, die aus den Worten "all" und "alone" bestehen, werden in die Oberfläche eingelassen
Durch eine transparente Endbeschichtung gegen Vandalismus und Graffiti erhält das blaue Denkmal eine seidenmatte Oberfläche
wird am Rand des Volksgartens aufgestellt
soll an die Opfer der NS-Militärjustiz erinnern


Die Gründe für die Jury-Entscheidung

Die Jury entschied sich für den Entwurf, da "Stärke, Kraft und intellektueller Überbau des Projektes" für die Entscheidenden stimmten. In der Begründung führte die Jury aus: "Olaf Nicolais Skulptur setzt an einem zentralen Ort der Republik ein überzeugendes kritisches und künstlerisches Zeichen der Zivilcourage, das zugleich universal lesbar ist. Ein Symbol dafür, dass die Vergangenheit Herausforderung für die Gegenwart ist.

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