Wien

Stadt will Arbeitslose zu Pflegefachkräften umschulen

Mit einem 120 Millionen Euro schweren Paket hilft die Stadt Jobsuchenden bei der Weiterbildung. Vor allem im Gesundheits- und Sozialbereich.

Louis Kraft
Teilen
Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke (li.) und Bürgermeister Michael Ludwig (beide SPÖ) präsentieren das "Wiener Ausbildungsgeld".
Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke (li.) und Bürgermeister Michael Ludwig (beide SPÖ) präsentieren das "Wiener Ausbildungsgeld".
Sabine Hertel

Die Coronakrise samt Lockdowns schlägt sich deutlich in den Wiener Arbeitsmarktdaten nieder. Im Jänner waren in Wien 838.799 Menschen arbeitslos gemeldet, ein Plus von 32.335 Arbeitslosen oder 26,4 Prozent. Gleichzeitig werden in manchen Branchen dringend Mitarbeiter gesucht. Mit ihrem vierten Coronahilfspaket nimmt die Stadt daher genau jene Wachstumsbranchen ins Visier, dafür wurde das Budget des Wiener Arbeitnehmerinnen- und Arbeitnehmerförderungsfonds waff auf 120 Millionen Euro erhöht, so viel wie nie zuvor.

"Laut der Studie 'Pflegebedarfsprognose Langzeitpflege Wien' des Dachverbandes Wiener Sozialeinrichtungen werden in Wien bis 2030 alleine im ambulanten Bereich mehr als 9.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter benötigt", erklärt Stadtchef Michael Ludwig (SPÖ). Mit ihrem Förderpaket will die Stadt nun arbeitslosen Wienerinnen und Wienern eine Chance geben, sich für einen dieser stark nachgefragten Jobs ausbilden zu lassen.

Jobsuchende in Umschulung bekommen pro Monat 400 Euro zum Arbeitslosengeld dazu

Dabei habe man sich genau angesehen, was Interessenten davon abhält, eine Umschulung zu beginnen. In vielen Fällen ist es die Sorge, zu wenig finanzielle Rücklagen für die Zeit der Ausbildung zu haben. Je nach Job dauert diese zwischen 12 und 36 Monate. Daher wird die "Job plus Ausbildung" des waff nun durch das Stipendienmodell "Wiener Ausbildungsgeld" erweitert. Dabei zahlt waff pro Auszubildendem und Monat 400 Euro Ausbildungsgeld zusätzlich zum Arbeitslosengeld dazu. Damit sollen auch längere Ausbildungen ermöglicht werden.

Insgesamt stehen dafür zusätzlich 31,5 Millionen Euro bereit, die Aktion läuft bis Ende 2023. Die Kosten teilen sich der waff, das AMS Wien und die jeweiligen Kooperationsbetriebe, wie beispielsweise der Wiener Gesundheitsverbund.

"Wir schaffen mit der neuen Ausbildungsinitiative in den nächsten zweieinhalb Jahren 4.100 Ausbildungsplätze für arbeitslose Wienerinnen und Wiener, die sich umorientieren und einen gefragten Gesundheits- oder Sozialberuf ergreifen wollen", betont Wirtschafts- und Finanzstadtrat Peter Hanke (SPÖ). 

Erstmals auch Fachhochschulausbildungen dabei

Die 4.100 Ausbildungsplätze teilen sich auf folgende Bereiche auf:

- 1.760 Pflegeassistenten (Ausbildungsdauer 12 Monate)

- 590 Pflegefachassistenten (24 Monate)

- 300 Fachsozialbetreuer (24 Monate)

- 60 Medizinische Fachassistenten (23 Monate)

- 490 Bachelorabsolventen im Bereich Gesundheits- und Krankenpflege, medizin-technische Dienste und Hebammen (36 Monate)

- 270 Assistenzpädagogen (36 Monate)

- 630 Elementarpädagogen (12 Monate)

Im Rahmen der Initiative "Wiener Ausbildungsgeld" können nun erstmals auch Fachhochschulausbildungen absolviert werden, etwa zum Diplomierten Gesundheits- und Krankenpfleger. Zudem gilt das Wiener Ausbildungsgeld auch für Ausbildungen der Gemeinde in der Elementarpädagogik und Kindergartenbetreuung. 

Die Stadt sieht sich mit der Aktion erneut in der Vorreiterrolle und wünscht sich vom Bund ähnliche Maßnahmen. "Es wäre wünschenswert, dass diese Initiative eine österreichweite ist. Wien unterstützt daher auch die Forderung des Österreichischen Gewerkschaftsbundes ÖGB nach Einrichtung einer Pflegestiftung", so Ludwig. 

So geht's zur Ausbildung im Gesundheits- und Pflegebereich

Arbeitsuchende, die sich für einen Gesundheits,- Pflege,- oder Sozialberuf interessieren, können sich entweder an ihren AMS-Berater wenden oder sich unter "Jobs plus Ausbildung" informieren. Wer sich genauer informieren will, kann dafür auch die online-Sprechstunde des waff nutzen. Sobald die Entscheidung für eine bestimmte Ausbildung, etwa Pflegefachassistenz gefallen ist, finden Bewerber alle Ausbildungsstarts auf der waff-Website. Dort gibt man seine Daten und seinen Wunschtermin ein.

Damit wird man direkt zur Ausbildungseinrichtung verlinkt und bewirbt sich. Dann absolviert man ein Auswahlverfahren. Durchläuft man das positiv, wird man in die Ausbildung aufgenommen. Die theoretische Ausbildung erfolgt in einer Ausbildungseinrichtung, die praktische in unterschiedlichen Ausbildungsunternehmen.

Neue Förderung soll unternehmerische Kompetenz bei EPUs stärken

Neben der Ausbildungsinitiative für Gesundheits- und Sozialberufe startet der waff ab April ergänzend zu den Unterstützungsangeboten der Wirtschaftsagentur Wien außerdem ein Weiterbildungsprogramm für Einpersonen-Unternehmen (EPU). Diese hätten zwar große Kompetenzen, aber oft auch eine Schwäche, betonte Hanke: "Die unternehmerische  Arbeitsweise". Um diese zu verbessern, fördert der waff Weiterbildungskurse mit bis zu 2.000 Euro. Bei Kursen wie Controlling, Kostenrechnung, Sprachkursen oder zum Erwerb von digitalen Kompetenzen übernimmt der waff 80 Prozent der Kurskosten.

Voraussetzung dafür sind ein Hauptwohnsitz oder Betriebsstandort in Wien, eine aufrechte Gewerbeberechtigung, eine Pflichtversicherung nach GSVG und dass keine Mitarbeiter angestellt sind. Die Förderung läuft von 1. April 2021 bis 31. Dezember 2022. Der Förderantrag kann von vier Monaten vor Kursbeginn bis vier Wochen nach Kursbeginn gestellt werden. Es ist möglich, entweder mehrere Anträge bis zum Höchstbetrag von 2.000 Euro oder einen einzigen Antrag zu stellen. Die berufliche Aus- und Weiterbildung muss bei vom waff anerkannten Bildungsträgern stattfinden.

"Rund 65.000 Wienerinnen und Wiener tragen als Ein-Personen-Unternehmen zur wirtschaftlichen Leistung unserer Stadt bei. Das neue Weiterbildungsprogramm des waff soll mithelfen, dass EPU gut durch die Krise kommen und vielleicht in weiterer Folge zu Unternehmerinnen und Unternehmern werden, die auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einstellen," erklärt Hanke die Zielsetzung. Dafür stellt die Stadt Wien über den waff weitere 1,5 Millionen Euro bereit.

waff-Fachkräfteschwerpunkt um 87 Millionen Euro 

2021 setzt der waff insgesamt auf einen Fachkräfteschwerpunkt, einerseits um die Wiener Arbeitnehmer gut für die zukünftigen Herausforderungen am Arbeitsmarkt zu rüsten. Andererseits aber auch, um Unternehmen beim Abdecken ihres Fachkräftebedarfs zu unterstützen und damit WienerInnen neue Jobchancen zu eröffnen. Rund 34.000 WienerInnen können heuer mit Hilfe des waff ihre beruflichen Entwicklungschancen verbessern, ihren Arbeitsplatz durch Weiterbildung absichern, Bildungsabschlüsse nachholen oder den beruflichen Wiedereinstieg oder Umstieg in einen neuen Beruf schaffen. Der waff unterstützt aber auch 992 Unternehmen, die Fachkräfte suchen oder in die Qualifizierung ihrer MitarbeiterInnen investieren wollen.

1/63
Gehe zur Galerie
    <strong>25.04.2024: Kein Auto, kein Haus – so lebt René Benko.</strong> Erstmals seit der Signa-Pleite zeigte sich Unternehmer René Benko der Öffentlichkeit. Der Tiroler erschien am Mittwoch in Innsbruck vor Gericht. <a data-li-document-ref="120033251" href="https://www.heute.at/s/kein-auto-kein-haus-so-lebt-rene-benko-120033251">Die Details &gt;&gt;&gt;</a><a data-li-document-ref="120033229" href="https://www.heute.at/s/jetzt-droht-beliebtem-lebensmittel-das-bittere-aus-120033229"></a>
    25.04.2024: Kein Auto, kein Haus – so lebt René Benko. Erstmals seit der Signa-Pleite zeigte sich Unternehmer René Benko der Öffentlichkeit. Der Tiroler erschien am Mittwoch in Innsbruck vor Gericht. Die Details >>>
    EXPA / APA / picturedesk.com