Österreich

Bis Juli: Stadt will Zahl der Gangbetten halbieren

Heute Redaktion
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Stadt und KAV sagen den Gangbetten den Kampf an: Mit dem Ausbau der Zentralen Notaufnahmen und besserer Zusammenarbeit der Abteilungen soll ihre Zahl halbiert werden.

Gesundheitsstadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ) hatte die KAV-Spitze, Krankenhaus- und Personalvertreter, Patientenanwältin Sigrid Pilz und die Gesundheitssprecher aller Rathausfraktionen zum Gesundheitsdialog geladen. Kritik am Gangbetten-Treffen kam von Volksanwalt Günter Kräuter (SPÖ). Er war nicht eingeladen worden.

Stadträtin fordert "Versachlichung" des Themas

Sie wolle „Verunsicherung bei den Patienten" wegbringen, es sei aber „unsachlich zu versprechen, dass es nie wieder Gangbetten geben wird", so Frauenberger in einer Pressekonferenz nach dem „Gesundheitsdialog zu Gangbetten" am Freitag. "Auch der KAV leidet unter jedem Gangbett, weil die öffentliche Darstellung dann alles zudeckt, was an großartiger Arbeit stattfindet", ist die Gesundheitsstadträtin überzeugt, die für eine "Versachlichung" des Themas plädierte.

Das Gespräch beim Gangbetten-Gipfel sei sehr konstruktiv und sachorientiert gewesen: "Wir haben ein klares Bekenntnis abgegeben, dass wir Gangbetten nicht wollen und dass niemand in einem Gangbett übernachten muss", so Frauenberger. "Jedes Gangbett ist eines zu viel. Es ist sowohl für die Patient als auch für das Personal ein Belastung", erklärte sie.

Dazu kommt freilich noch die feuerpolizeiliche Komponente, wie der Stadtrechnungshof kürzlich in einem Bericht anführte. Die Prüfer äußerten ernste Sicherheitsbedenken im Falle eines Brandes – "Heute" berichtete.

"Gangbetten-Tool" und Co. für bessere Versorgung

Eine Reihe von Maßnahmen soll nun dafür sorgen, dass sich die Zahl der "temporären Überbelagsbetten", so der Fachbegriff, bis Juli halbiert: Das im Vorjahr eingeführte "Gangbetten-Tool" – es zeigt fast in Echtzeit die jeweilige Auslastung – soll noch effizienter genutzt werden, damit die Patienten auch abteilungsübergreifend besser auf freie Betten verteilt werden können. Besonders am Wochenende und in der Nacht steigt die Zahl der Gangbetten, wie das Gangbetten-Monitoring zeigt. Hier soll der stufenweise Ausbau der Zentralen Notaufnahmen Abhilfe schaffen, um mehr Patienten direkt dort versorgen zu können und damit die einzelnen Stationen weniger zu belasten, erklärte KAV-Direktorin Evelyn Kölldorfer-Leitgeb laut APA.

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Neben den bereits gesetzten Maßnahmen – darunter forciertes Entlassungsmanagement, interdisziplinäre Verlegungen, Zusammenarbeit mit Nachsorgeeinrichtungen – will der KAV künftig folgende Schritte setzen, um Gangbetten weiter zu vermeiden:

- Vollausbau des Entlassungsmanagements

- Reduktion der Verweildauern

- verstärkte Zusammenarbeit von unfallchirurgischen Abteilungen mit Abteilungen für Akutgeriatrie und Remobilisation

- verstärkte interdisziplinäre Belegung mit zentraler Koordination durch die Kollegialen Führungen der Spitäler

- zusätzliches Monitoring der Unter- und Überbelegung durch die Generaldirektion.

1 von 696 Patienten über 12 Stunden in Gangbett

Generell sei das Gangbetten-Thema aber nicht so brisant, wie es öffentlich diskutiert werde, so die Verantwortlichen. Sie legten am Freitag Zahlen (siehe Grafik) aus dem 3. und 4. Quartal 2017 vor. So musste pro Tag durchschnittlich einer von 696 stationären Patienten mehr als zwölf Stunden in einem Gangbett liegen, das entspricht 0,14 Prozent.

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(ck)