Österreich

Stadt zahlt Kinderärzten nun 44.000 Euro Prämie

In Wien gibt es zu wenig Kinderärzte und Allgemeinmediziner. Stadt, Gebietskrankenkasse und die Ärztekammer schaffen nun Anreize, um das zu ändern.

Heute Redaktion
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v.li.: ÄK-Wien-Vizechef Steinhart, WGKK-Obfrau Reischl und Gesundheitsstadträtin Frauenberger
v.li.: ÄK-Wien-Vizechef Steinhart, WGKK-Obfrau Reischl und Gesundheitsstadträtin Frauenberger
Bild: Christian Haas

Nach sechsmonatigen Tarifverhandlungen haben sich die Wiener Ärztekammer und die Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK) auf eine neue, dreijährige Vereinbarung geeinigt. Das Verhandlungsergebnis soll vor allem die Situation in Mangelfächern fur Ärzteschaft und Patienten gleichermaßen spurbar verbessern. Dementsprechend setzen WGKK und Ärztekammer besondere Akzente bei den Allgemeinmedizinern und Kinderärzten. In beiden Fächern sind von 2018 bis 2020 jährlich jeweils zehn Prozent an Honorarerhöhung vorgesehen. Wobei die Gelder nicht nach dem Gießkannenprinzip verteilt, sondern bestimmte Kriterien finanziell besonders berucksichtigt werden, hieß es am Freitag in einer gemeinsamen Aussendung von Stadt Wien, WGKK und Ärztekammer.

Insgesamt investiert die Stadt Wien 2019 rund 15 Millionen Euro in den niedergelassenen Bereich, um Spitalsambulanzen zu entlasten.

Die Details zu den Ärzte-Anreizen:

- Fur Ordinationen, die uberdurchschnittlich versorgungswirksam sind und zumindest 25 Stunden pro Woche offenhalten, sind Bonus-Zahlungen vorgesehen.

- Ordinationsgrundungen werden gefördert. Im Bereich der Allgemeinmedizin ist in einem ersten Schritt ein Pilotprojekt fur den 10. Bezirk vorgesehen, um die lokale Versorgung zu verbessern:Ärzten, die sich in Wien-Favoriten niederlassen, können mit einem Startkapital von 44.000 Euro rechnen. Mittelfristig ist von rund zehn Kassenstellen in Wien Favoriten auszugehen.

- Bei den Kinderärzten gilt die gleiche finanzielle Förderung im Zuge einer Ordinationsgrundung – allerdings wienweit.

Auch ausverhandelt wurden direkte Verbesserungen fur die Patienten, der aktuelle Honorarabschluss sieht zusätzliche Leistungen vor:

- Der gynäkologische Ultraschall kann ab Mitte 2019 uber die e-card abgerechnet werden.

- Ab Oktober 2020 wird es möglich sein, die sogenannte OCT-Untersuchung zur Bestimmung etwaiger Netzhautschäden bei niedergelassenen Augenärzten kostenlos in Anspruch

zu nehmen.

Hier gibt's die Einigung im Detail zum Nachlesen

Stadt, WGKK und Ärzte loben "wichtigen Schritt"

"Der Abschluss trägt den Herausforderungen der Zukunft Rechnung. Und er garantiert, dass die Gesundheitsversorgung der Wienerinnen und Wiener in den nächsten Jahren nicht nur gesichert ist, sondern weiter verbessert wird", so WGKK-Obfrau Ingrid Reischl am Freitag.

"Die Stadt Wien investiert mit dieser Vereinbarung in die Stärkung der Primärversorgung. Wir unterstutzen mit Bonusbeträgen Neugrundungen und Übernahmen von Ordinationen im allgemeinmedizinischen und pädiatrischen Bereich. Daruberhinausgehend fördern wir auch versorgungsintensive Ordinationen bzw. Gruppenpraxen. Diese beiden Maßnahmen finanzieren wir deswegen mit, um die wohnortnahe Versorgung zu verbessern und die Spitäler zu entlasten", unterstreicht Gesundheitsstadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ).

Der aktuelle Abschluss sei ein „wichtiger Schritt in die richtige Richtung, um die Gesundheitsversorgung von morgen zu sichern. Lange Zeit gab es dazu oft nur Lippenbekenntnisse ohne positive Konsequenzen", so Johannes Steinhart, Obmann der Kurie niedergelassene Ärzte und Vizepräsident der Ärztekammer fur Wien. (ck)