Niederösterreich

Stadtgartendirektor von Baden wegen Untreue verurteilt

Badens Stadtgartendirektor wurde wegen Untreue zu zehn Monaten bedingter Haft und einer Geldstrafe von 27.600 Euro verurteilt. Im Amt darf er bleiben.

Erich Wessely
Teilen
Rosen im Doblhoffpark, Rosarium, Baden
Rosen im Doblhoffpark, Rosarium, Baden
Rainer Mirau / picturedesk.com

Gar nicht Rosenkavalier-like soll ein ranghoher Beamter in der Kurstadt Baden gefuhrwerkt haben. Jahrzehntelang hatte der heute 60-jährige Pflanzenexperte und Buchautor hohes Ansehen in der Stadtgemeinde besessen. Doch kürzlich drehte sich das Blatt.

Anschuldigungen und Vorwürfe wurden laut, die Staatsanwaltschaft ermittelte, nun landete der Stadtgartendirektor in Wr. Neustadt vor Gericht.

Mehr als 30 Jahre soll er laut "Kurier" die Stadtgemeinde "als eine Art Selbstbedienungsladen gesehen haben". Laut dem Anwalt der Stadt soll er so für einen Schaden von rund 170.000 Euro gesorgt haben. Und seine Mitarbeiter ausgenutzt haben, diese sollen private Einkäufe erledigt, für ihn sogar die Wäsche gewaschen haben.

Diensthaus im Kurpark

1986 übernahm der Absolvent für Bodenkultur die Stadtgärtnerei, durfte das Diensthaus im Kurpark als Wohnung nutzen, soll dann aber über Jahre hinweg es nicht so genau zwischen privat und dienstlich genommen haben. Laut "Kurier" ließ er sich von Tischlern Maßmöbel anfertigen, kaufte auf Stadtrechnung Elektrogeräte, Handys und Kameras.

Beim Prozess am Montag am Gericht in Wr. Neustadt zeigte sich der wegen Untreue Angeklagte geläutert und großteils geständig, nur die Höhe des angerichteten Schadens sei deutlich geringer als die 170.000 Euro.

Urteil bereits rechtskräftig

Das rechtskräftige Urteil: Zehn Monate bedingte Haft plus eine Geldstrafe von 27.600 Euro. Der Amtsverlust wurde ihm bedingt nachgesehen, das bedeutet er darf seinen Job behalten.

Tags darauf - nach dem Urteil - war der Prozess freilich großes Gesprächsthema in der Stadt und vor allem in der Politik. Wie geht es jetzt weiter? Für sein Wissen rund um Rosen ist der Badener Stadtgartendirektor bekannt, so Vizebürgermeisterin Helga Krismer von den Grünen. „Rosen sind die Königinnen der Blumen, aber sie haben auch Stacheln“, damit spielt Helga Krismer in einer Aussendung "auf die Schattenseiten" des Angeklagten an, die im Zuge der Gerichtsverhandlung zu Tage traten.

"Es braucht interne Nachbearbeitung"

Es sei bedauerlich, "wenn sich Führungskräfte ihrer Verantwortung für die Stadt nicht im ausreichenden Ausmaß bewusst sind. Die Verurteilung beinhaltet viele Einzelvergehen über einen längeren Zeitraum, daher braucht es interne Nacharbeitung“, geht Helga Krismer "sicher nicht zur Tagesordnung" über. „Es braucht schonungslose Aufklärung, welcher Führungsstil es ermöglichte, dass diese Vergehen so lange unter der Wahrnehmungsschwelle bleiben konnten. Daher braucht es schonungslose Analyse und vermutlich ein zeitgemäßes Meldewesen in Form von Whistleblower-Systemen und Führungskräfte-Schulungen“, setzt sich Helga Krismer für eine Verbesserung ein.

"Er soll Hut freiwillig nehmen"

„Ich bekomme unzählige Anrufe, weil niemand versteht, dass es keine Entlassung gibt mit dem Urteil ,Untreue'. Auch MitarbeiterInnen der Stadt melden sich und sind demotiviert und fragen: was muss wer noch machen, um entlassen zu werden?“, weiß Helga Krismer und weist auf das Dienstrecht hin. „Dem Bürgermeister sind derzeit als Personalchef die Hände gebunden. Es muss eine Disziplinarkommission bei der Bezirkshauptmannschaft darüber befinden. Der Stadtgartendirektor ist Beamter. Amtsmissbrauch oder Fehlverhalten der Stadtführung wird sicher keines riskiert“, nimmt die Vizebürgermeisterin ihren Kollegen und Personalchef Bürgermeister Stefan Szirucsek (VP) in Schutz. Ihr persönlicher Wunsch sei es, dass die Leistungen für Baden in Sachen Rosen und Grünraum in guter Erinnerung bleiben können, "wenn er die Größe hat, den Hut freiwillig zu nehmen“, so Helga Krismer abschließend.

1/62
Gehe zur Galerie
    <strong>24.04.2024: 365-€-Jahreskarte: Finanzstadtrat macht Preisansage.</strong> Wiens Öffi-Stadtrat Peter Hanke (SP) gibt in <em>"Heute"</em> ein Versprechen ab: Die Jahreskarte der Wiener Linien wird auch 2025 um 365 Euro zu haben sein. <a data-li-document-ref="120032997" href="https://www.heute.at/s/365-jahreskarte-finanzstadtrat-macht-preisansage-120032997">Das ganze Interview &gt;&gt;&gt;</a><a data-li-document-ref="120032711" href="https://www.heute.at/s/dieser-milliardaer-brachte-rene-benko-zu-fall-120032711"></a>
    24.04.2024: 365-€-Jahreskarte: Finanzstadtrat macht Preisansage. Wiens Öffi-Stadtrat Peter Hanke (SP) gibt in "Heute" ein Versprechen ab: Die Jahreskarte der Wiener Linien wird auch 2025 um 365 Euro zu haben sein. Das ganze Interview >>>
    Denise Auer