Österreich

Stadtwerke: Nur 1, 1 Prozent arbeiten bis 65

Bei den Wiener Stadtwerken gehen viele Mitarbeiter in Frühpension, ergab eine Anfrage-Beantwortung.

Heute Redaktion
Teilen
Bei den Wiener Stadtwerken gehen nur 1,1 Prozent der Mitarbeiter mit 65 Jahren in Pension (Symbolbild).
Bei den Wiener Stadtwerken gehen nur 1,1 Prozent der Mitarbeiter mit 65 Jahren in Pension (Symbolbild).
Bild: Wikipedia

Die Zahl der Frühpensionierungen ist bei den Wiener Stadtwerken hoch. Laut der Beantwortung einer Neos-Anfrage durch den zuständigen Stadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ) gehen nur durchschnittlich 3,25 Personen pro Jahr mit 65 Jahren in Pension, hören also mit einem "normalen" Pensionsalter auf, zu arbeiten. Das heißt: Nur rund 1,1 Prozent arbeiten im Schnitt bis zum Alter von 65 Jahren. Länger als bis zum Alter von 65 Jahren arbeiteten lediglich weitere knapp 0,3 Prozent, berichtet der "Standard".

Auch die Zahlen für die Wiener Netze, Wiener Linien und die Friedhöfe und Bestattung Wien wurden erfragt. Bei den Wiener Linien gingen etwa durchschnittlich 132,25 Beamte im Jahr in Pension, davon waren im Schnitt 0,5 zwischen 65 und 70 Jahre alt und etwa 1,25 65 Jahre alt.

Bei den Friedhöfen Wien gab es im Schnitt 4,25 Beamten-Pensionierungen – davon waren alle vorzeitig.

Frühpensionierungen: 44 Prozent wegen des gesundheitlichen Zustands

Fast 44 Prozent der Frühpensionierungen gehen auf Dienstunfähigkeit wegen des gesundheitlichen Zustandes zurück. Bei rund 31 Prozent handelt es sich um eine Wiener Sonderregelung, die ermöglicht, dass Mitarbeiter, die über 55 Jahre alt sind, "von Amts wegen" in Pension geschickt werden können.

Neos und ÖVP fordern Überprüfung

Die Neos fordern jetzt eine externe Überprüfung und einen "Stopp der systematischen Frühpensionierungen und sofortige Maßnahmen zur Anhebung des faktischen Pensionsalters".

"Bei den Wiener Linien können fast 70 Prozent ihre Arbeit aus gesundheitlichen Gründen nicht bis 65 verrichten. Das lässt nur zwei Schlüsse zu: Entweder müssen die Wiener Linien dringend Maßnahmen ergreifen, um die Gesundheit ihrer Mitarbeiter zu schützen, oder hier wird eine willkommene Hintertür genützt, um sich älterer Arbeitnehmer zu entledigen", kritisiert Meinl-Reisinger. Die Neos fordern daher die Wiener Stadtwerke auf, alle Daten offenzulegen: Es brauche eine anonymisierte Statistik der vorzeitigen Ruhestandsversetzungen sowie eine externe Überprüfung.

ÖVP-Wien-Chef Gernot Blümel fordert: "Das System der Wiener Frühpensionierungen muss endlich stillgelegt werden." Schließlich würden die Wiener Frühpensionierungen die Steuerzahler mehr als 200 Millionen Euro jährlich kosten, argumentiert die ÖVP.

SPÖ spricht von "billiger Wahlkampfpolemik"

Die Wiener SPÖ spricht von "billiger Wahlkampfpolemik". "Faktum ist: Die Wiener Stadtwerke tragen die mittelbare Pensionsverpflichtung für die ehemaligen Beamten der Stadt Wien und finanzieren die Pensionszahlungen vollständig aus ihrem Gewinn. Es gibt somit keine Folgen für den Steuerzahler, auch wenn das die ÖVP gebetsmühlenartig predigt", so SPÖ-Gemeinderat Erich Valentin. Nachsatz: "Sie sollten die Arbeit dieser Menschen einmal ausprobieren. Dann könnten sie diejenigen vielleicht besser wertschätzen, die rund um die Uhr für die Stadt – und damit auch für Sie und mich – da sind", schlägt Valentin vor.

Ein 60-jähriger Busfahrer sei zum Beispiel dem stressigen Arbeitsalltag nicht mehr so gut gewachsen. Ähnliches gelte für "jenen Kollegen, der bei jeder Witterung für die Friedhöfe Wien Gräber aushebt".

(red)