Andreas Mauhart, DER oö. Strafverteidiger, verriet "Heute", dass er mehr Zeit im Gefängnis als seine Klienten verbracht hat, von Gegnern schon bespuckt wurde.
Seine Fälle scheinen für die Angeklagten oft aussichtslos. Der Linzer Anwalt Andreas Mauhart, der wohl bekannteste Strafverteidiger in OÖ, reißt sich aber geradezu um diese Verhandlungen. "Je hoffnungsloser der Fall ist, umso mehr Herausforderung ist es für mich. Ich mache es gerne. Einen leichten Fall kann ja jeder annehmen", so Mauhart im "Heute"-Gespräch.
Und tatsächlich: Die Lister seiner prominenten Fälle ist lang. Aktuell vertritt der 45-Jährige den mutmaßlichen Mörder der Steyrerin Michelle F. (16) und den Pyrotechnik-Händler, der David M. aus Eberschwang (Bez. Ried/I.) die tödliche Kugelbombe verkauft haben soll. Auch jener Linzer Kampfsportler (30), der vergangene Woche eine 18-Jährige beim Bahnhof vergewaltigt haben soll, zählt aktuell zu seinen Mandanten.
Erstmaliger Freispruch trotz DNA-Beweis
Sein bislang spektakulärster Fall: der Freispruch für eine wegen Mordes angeklagte Slowakin, der der gewaltsame Tod einer Pensionistin, der sogenannten "Sauna-Erni", zur Last gelegt worden war. Trotz belastender DNA-Spuren ließen sich die Geschworenen 2006 von Mauhart überzeugen. "Der Prozess hat damals hohe Wellen geschlagen. Das war das erste Mal in Europa, dass es trotz eines DNA-Beweises einen Freispruch gab", ist Mauhart stolz.
Und auch jenen zweifachen Familienvater (42), der im Februar 2016 in Leonding ein Nachbar-Ehepaar (74, 72) erschlagen hat und dafür zu neun Jahren Haft verurteilt wurde, hatte der Star-Anwalt erfolgreich vertreten. Mauhart: "Das Ergebnis war sensationell. Totschlag mit zwei Personen hat es vorher noch nicht gegeben. Für viele war es definitiv Doppelmord – sie meinten im Vorfeld das geht nicht." Im Falle einer Doppelmord-Anklage wäre der Strafrahmen bis zu lebenslänglich gegangen.
Der 45-Jährige hat es im Gerichtssaal aber nicht immer leicht, sieht sich oft auch mit Anfeindungen konfrontiert. "Wenn du Strafverteidiger bist, ist mit dir immer eine Hälfte sehr böse. Gewinnst du, hasst dich die Seite des Opfers.Verlierst du, hasst dich die Seite des Täters. Man wird immer von mindestens 50 Prozent nicht gemocht", sagt Mauhart.
"Komme auf mehr 'Häfnzeit' als meine Mandanten"
Negative Erlebnisse gab es für den Linzer schon einige. "Man geht nicht immer mit ruhigem Herzen an den Opferfamilien vorbei. Ich bin schon beleidigt und bespuckt worden. Das ist leider ein Teil, mit dem man leben muss. Ich kann diese Emotionen aber auch verstehen", so der Star-Anwalt zu "Heute".
Aber, manche, die zuvor auf Mauhart geschimpft haben, sitzen später in seiner Kanzlei. "Es waren schon einige bei mir, die dann plötzlich meine Hilfe benötigten. Das ist für mich ein großes Kompliment", grinst der Strafverteidiger.
Mauhart, der aktuell knapp 25 Fälle betreut, kümmert sich sehr intensiv um seine Klienten. "Ich bin jeden Vormittag im Gefängnis oder am Verhandeln. In den letzten Jahren komme ich auf mehr 'Häfnzeit' als die meisten meiner Mandanten", scherzt Mauhart.
Und die Arbeit wird sicher nicht weniger. Denn Verbrechen wird es immer geben…
(mip)