Er wirkt in sich ruhend, spricht mit Bedacht und scheint zu jedem großen Lebensthema Antworten zu haben. Doch das war bei Lars Amend (45) nicht immer so. Vor etwa zehn Jahren hatte der deutsche Bestseller-Autor ("Why Not") und Life-Coach mit einen schweren Depression zu kämpfen. Er begab sich auf Sinnsuche und landete im Armenviertel von Rio de Janeiro, wo er beinahe erschossen wurde. Dann traf er in einem Kinderhospiz auf den herzkranken Jugendlichen Daniel Meyer und beschloss, ihm dessen letzten Wünsche zu erfüllen. Daraus entstand ein weiterer Erfolgs-Roman: "Dieses bescheuerte Herz" wurde später mit Elyas M’Barek verfilmt.
Weil er schon viel gesehen hat, lud der Autor und Motivator am Mittwoch in Wien zu einem "Abend über die Fragen des Lebens". Davor gab er im "Heute"-Gespräch Einblicke in seinen neuen Alltag als Vater einer Zweijährigen. "Meine Tochter zu sehen und meine Freundin, die neben ihr liegt, ist das Schönste überhaupt. Das ist das pure Glück für mich." Das war nicht immer so, "der Erfolg im Außen" war viele Jahre lang sein Maßstab für ein gelungenes Leben. "Ich dachte, wenn ich mal auf Platz eins der Bestseller-Liste bin, dann bin ich so richtig glücklich." Doch das Gefühl stellte sich nicht ein.
"Früher habe ich mich oft über Kleinigkeiten aufgeregt, etwa, wenn etwas im Beruf nicht geklappt hat. Heute ärgere ich mich auch noch, aber ich lasse es nicht mehr so an mich ran. Das Ego wird immer kleiner", freut er sich. Das verdankt Amend auch seiner Tochter. "Ein Kind zwingt dich, dir darüber im Klaren zu sein, was wirklich wichtig ist – einfach durch seine Anwesenheit."
Doch natürlich ist Elternschaft nicht die Antwort auf alle Fragen. Der 45-Jährige wollte sein Lebensglück nie davon abhängig machen, ob er Vater wird. "Ich glaube, ich wäre auch ohne Kind sehr, sehr glücklich." Nicht jeder sei dafür geschaffen. Ganz ohne Abwertung sagt er: "Manche Menschen sollten keine Kinder kriegen. Es ist schon eine krasse Aufgabe, die muss man all-in machen."
Im Gegensatz zum Helden seines neuen Buches "Imagine", das kommende Woche erscheint, ist er "kein geldgieriger Life-Coach, der sein Online-Programm verkaufen will." Das große Glück, so Amends Erfahrung nach vielen Höhen und Tiefen, liegt im Heute. "Suche es nicht im morgen, hab jetzt eine gute Zeit. Schätze auch die Momente, die scheinbar ätzend sind. Manchmal läuft es richtig scheiße, das kann man nicht wegtanzen. Aber man kann darüber sprechen und bewusst damit umgehen."