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Starb Susanne Lothar an gebrochenem Herzen?

Heute Redaktion
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Nach dem Tod der Ausnahmeschauspielerin Susanne Lothar wird weiter über die Todesursache gerätselt. Die Familie will sich nicht näher dazu äußern.

wird weiter über die Todesursache gerätselt. Die Familie will sich nicht näher dazu äußern.

"Meine Mandanten werden aus nachvollziehbaren Gründen keine weiteren Erklärungen zum Tod von Frau Lothar abgeben oder diesbezügliche Anfragen beantworten", heißt es in dem Schreiben vom Anwalt der Familie, Christian Schertz. "Wir bitten aus Respekt vor der Privatsphäre aller Beteiligten daher auch von derartigen Anfragen Abstand zu nehmen."

Susanne Lothar, die mit nur 51 Jahren gestorben ist, ging auf der Theaterbühne und vor der Filmkamera immer bis zum Äußersten: Sie erkundete das Seelenleben ihrer Figuren bis an die Grenzen der menschlichen Existenz.

Haneke-Liebling

In Michael Hanekes Jelinek-Verfilmung "Die Klavierspielerin" spielte Lothar an der Seite des französischen Stars Isabelle Huppert, auch in "Das Schloß" war sie zu sehen. Im preisgekröntem Schwarz-Weiß-Drama des Austro-Regisseurs, "Das weiße Band" war sie die Hebamme, die ein Verhältnis mit dem Dorfarzt hat und von ihm in eine schrecklich entwürdigende Lebenssituation gedrängt wird.

Der Zuschauer litt mit ihr - wie schon in seiner beklemmender Gewaltstudie "Funny Games". Trauriger Zufall: Alle Hauptdarsteller von "Funny Games", Lothar, ihr Mann Ulrich Mühe, und auch Frank Giering, sind alle früh gestorben.

Die Rolle meisterte sie 1997 an der Seite ihres 2007 im Alter von 54 Jahren an Krebs verstorbenen Ehemannes Ulrich Mühe. Seinen Tod hat sie im echten Leben nie überwunden, berichten Bekannte der Schauspielerin. Die Nachricht ihres Todes wurde nun auf den Tag genau fünf Jahre nach seiner Beerdigung veröffentlicht.

Haneke: "Verlust eine Katastrophe"

Der Regisseur würdigte Lothar in einer ersten Stellungnahme als Ausnahmekünstlerin. "Ich kannte sonst kaum jemanden, der so eine mutige Schauspielerin war, die sich alles getraut hat", sagte Haneke am Donnerstag. "Sie war eine Rarität und unersetzbar. Für den Film und das Theater ist das ein großer Verlust, eine Katastrophe."

Haneke fügte hinzu: "Ich bin sehr traurig und erschrocken, auch weil ich damit überhaupt nicht gerechnet habe. Uli Mühe und sie waren ja meine beiden Haupt- und Lieblingsschauspieler und die wichtigsten Partner für mich im deutschsprachigen Raum. Das ist schon ein Schock."

Der Tod ihres Mannes "war für Susanne ein furchtbarer Schlag und sie hat extrem gelitten. Aber dann mit eiserner Disziplin weiter gearbeitet. Wenn man eine Sache aber tausendprozentig macht, dann kann das sehr auszehren."

Seite 2: Susanne Lothars Werdegang

 

Werdegang

Susanne Lothar wuchs als Tochter des Schauspielerpaares Hanns Lothar und Ingrid Andree in Hamburg auf. Dort studierte sie an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst. Ihr Filmdebüt in Tankred Dorsts "Eisenhans" (1983) brachte Lothar gleich den Bundesfilmpreis ein. Ihr Bühnenleben wurde von Regisseuren wie Peter Zadek und Luc Bondy geprägt, in deren Inszenierungen sie immer wieder auftrat.

Berühmt wurde Lothar als Zadeks "Lulu". Die 1988 am Schauspielhaus Hamburg entstandene Wedekind-Inszenierung sorgte nicht nur mit einer barbusigen Titelheldin für Aufsehen, sondern auch durch Lothars exquisites Spiel. Lothar war auf den Bühnen von Hamburg, Stuttgart und Berlin, aber auch in Wien und Salzburg zuhause. 1988 wurde sie vom Fachblatt "Theater heute" zur "Schauspielerin des Jahres" gewählt.

Die Wahl-Berlinerin Lothar spielte in Constantin Costa-Gavras "Der Stellvertreter" und war in Andres Veiels RAF-Drama "Wer wenn nicht wir" als Mutter der Terroristin Gudrun Ensslin zu sehen. In Stephen Daldrys Bestsellerverfilmung war sie die Mutter des "Vorlesers" an der Seite von Kate Winslet.

Aber auch in Fernsehfilmen trat Lothar auf. Zuletzt war sie unter anderem in der im Spreewald spielenden "Polizeiruf 110"-Folge "Die Gurkenkönigin" zu sehen. Hanna Dooses Mutter-Tochter-Drama "Staub auf unseren Herzen" gewann mit Lothar in einer der Hauptrollen beim diesjährigen Münchner Filmfest Preise. Im vergangenen Jahr stand Lothar für die britische Kinoproduktion "Anna Karenina" mit Jude Law und Keira Knightley vor der Kamera. Der Film soll im Herbst ins Kino kommen.