Österreich

Start für Wiens ersten inklusiven Verkehrsgarten

Heute Redaktion
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Im neuen Verkehrserziehungsgarten in Wien-Liesing lernen Kinder das richtige Verhalten im Straßenverkehr. Das besondere dabei: Sie üben gemeinsam mit Menschen mit Behinderung.

Im Dezember erfolgte der Spatenstich, heute wurde der neue Verkehrserziehungsgarten in der Elisenstraße (Liesing) offiziell eröffnet. Und schon am 1. Tag zeigten die Schülerinnen und Schülern der Volksschule Akaziengasse (Liesing) vor dem Leiter der Landesverkehrsabteilung der Wiener Polizei, Brigadier Michael Takacs, und dem Liesinger Bezirksvorsteher Gerald Bischof (SPÖ) vor, dass sie ihre "Bikes" im Griff haben.

Das besondere an dem nun 4. Verkehrsgarten Wiens (neben den Standorten in Leopoldstadt, Landstraße und Floridsdorf) ist, dass hier Schüler der 4. Klasse Volksschule gemeinsam mit Menschen mit Behinderung lernen, wie man sich richtig Straßenverkehr verhält.

Erster Verkehrsgarten mit Inklusion

Bislang gab es in Wien zum Thema Verkehrssicherheit entweder nur Kurse für Kinder sowie Schülerinnen und Schüler oder eigene Kurse für Menschen mit Lernschwierigkeiten und Behinderung. Im Rahmen einer Kooperation haben die Organisation "Jugend am Werk" und die Verkehrsabteilung der Landespolizeidirektion Wien nun in Liesing den ersten inklusiven Verkehrserziehungsgarten der Stadt umgesetzt.

Prüfstrecke für freiwilligen Radfahr-Ausweis

Auf rund 7.000 Quadratmeter, etwa so groß wie ein Fußballfeld, wird gelehrt und gelernt, wie man sich richtig bei Stopptafeln, Abbiegespuren, Ampeln oder im Kreisverkehr verhält. Auch die Prüfung zum freiwilligen Radfahr-Ausweis kann man hier absolvieren.

"Diese erfolgt in drei Phasen: Zunächst gibt es ein Kennenlernen der Strecke und des Fahrrads. Bei einem zweiten Termin gibt es eine theoretische Schulung und einen Praxisteil. Die Prüfung selbst erfolgt beim dritten Termin und umfasst eine theoretischen und einen praktischen Teil. Per Buzzer wählen die Prüflinge aus vier Antwortmöglichkeiten die richtige aus", erklärt Chefinspektor Martin Slimar, Leiter des Fachbereiches LVA 1.1. der Landesverkehrsabteilung gegenüber "Heute".

Die Anmeldung für die Prüfung erfolgt über die Schulen, die Bildungsdirektion Wien hilft bei der Koordination der Termine. "Der Radfahr-Ausweis wird nicht spaßhalber ausgegeben, sondern gilt als Nachweis, dass die Kinder die Fähigkeiten besitzen, um selbstständig im Straßenverkehr unterwegs zu sein. Daher ist auch ein Durchfallen möglich", so Slimar.

Verkehrsgarten unter Motto "Gemeinsam.Sicher"

Der Übungsplatz befindet sich am Gelände der Tagesstruktur von "Jugend am Werk" in der Elisenstraße und bietet Raum, auf dem unter dem Projekttitel "Gemeinsam.Sicher" Menschen mit und ohne Behinderung zusammenkommen, voneinander lernen und Menschen mit Lernschwierigkeiten in der Rolle als Wissensvermittlerinnen und –vermittler aktiv werden können. Eine Rolle, die ihnen sonst oftmals innerhalb der Gesellschaft abgesprochen werde.

Go-Karts sind als "Autos" unterwegs

Insgesamt fünf Personen mit Lernschwierigkeiten werden im Verkehrsgarten bei der Helm- und Radausgabe, bei der Ampelanlage und bei der Stopptafel sowie gemeinsam mit der Polizei auch begleitend am Fahrrad unterstützt. "Im Verkehrsgarten geht es auch um Perspektivenwechsel. Gedacht ist er in erster Linie als Radfahr-Parcours, aber eine Art 'Go-Kart' symbolisiert die Autos. Schüler und Wissensvermittler können hier in unterschiedliche Rollen – Radfahrer, Fußgänger oder 'Autofahrer' schlüpfen und so den Verkehrsfluss aus verschiedenen Blickwinkeln erleben", erklärt Wolfgang Bamberg von "Jugend am Werk".

Verkehrsgarten Teil des Wiener Ferienspiels

Im Sommer werden im Rahmen des Wiener Ferienspiels die ersten Kurse stattfinden. Als Termine sind Ende Juli und Mitte August anberaumt, bei Interesse kann der Kontakt kann direkt über die Tagesstruktur Elisenstraße unter der Telefonnummer 01/888 42 21 erfolgen. In den Regelbetrieb geht der neue Verkehrserziehungsgarten dann am 11. September 2019 nach Beginn des neuen Schuljahres. Die Kosten für den Verkehrsgarten betrugen rund 70.000 Euro. (lok)

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