Wirtschaft

Start-up will mit Cannabis Muskeln wachsen lassen

Heute Redaktion
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Ein Proteinpulver aus Hanfpflanzen soll bei Sportlern die Muskeln wachsen lassen. Ein Schweizer Start-up will die Eigenentwicklung auf den Markt bringen.

Hanf-Proteinpulver wird schon länger von Bio-Läden im Sortiment geführt. Einem Schweizer Unternehmen ist nun eine bahnbrechende Innovation gelungen: Es hat einen hohen Proteingehalt von über 60 Prozent. Besonders ist nach Angaben der Hersteller zudem die Qualität dieser Proteine und deren überdurchschnittliche Bioverfügbarkeit für den menschlichen Körper.

Das Hanf-Pulver ist eine Eigenentwicklung der jungen Firma Alpenpionier aus Graubünden. Erste Forschungsmittel kamen vom Nationalen Forschungsnetzwerk Swiss Food Research, eine Zusammenarbeit besteht mit der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften.

Der benötigte Lebensmittelhanf wird bereits angebaut, für die Produktionsanlagen fehlt aber noch Geld. Mit einem erfolgreich angelaufenen Crowdfundig will Alpenpionier bis Mitte September die benötigten 120.000 Franken (rund 105.300 Euro) zusammenbringen.

Snowboard-Profi als Markenbotschafter

Hinter dem Unternehmen stehen zwei junge Lebensmittelingenieure und ein Gartenbauunternehmer. Als Markenbotschafter und Berater mit an Bord sind der international erfolgreiche Snowboardprofi Nicolas Müller und die aufstrebende Ausnahmeköchin Rebecca Clopath.

Mit dem Alpenprotein genannten Pulver wollen sie Sportlerinnen und Sportler ansprechen, die eine vegane und regional in Bioqualität hergestellte Alternative zum herkömmlichen Proteinpulver aus Molke suchen. Aufgrund der hohen Proteinqualität soll das Pulver auch zu pflanzlichen Muskelaufbaupräparaten eine Alternative sein, etwa solchen aus Soja und fernöstlicher Produktion.

Alle essenziellen Aminosäuren

Das Hanfpulver wird aus dem reifen Samen der Hanfpflanze gewonnen, der sogenannten Hanfnuss. Laut Lebensmittelingenieur Carlo Weber, dem Entwicklungschef von Alpenpionier, enthalten die Hanfproteine alle 20 Aminosäuren – und damit auch die acht essenziellen, die der menschliche Körper nicht selber herstellen kann.

Das Pulver ist laktosefrei und enthält im Gegensatz zu Molke- und Sojapräparaten keine Allergene. Bei der Herstellung fällt als Nebenerzeugnis hochwertiges Hanföl an, das aus der Nuss kaltgepresst wird. So entsteht ein weiteres Produkt, das das Jungunternehmen vertreiben will, wie Verkaufsleiter Adrian Hirt erklärt.

Aus weiteren Produktionsresten, etwa Ballaststoffen und Kohlenhydraten, werden derzeit unter Geheimhaltung weitere Produkte entwickelt. Ziel ist die ganzheitliche Verwertung der Hanfnüsschen.

Ideale Nutzpflanze für Biobauern

Die Hanfpflanzen von Alpenpionier wachsen bereits auf zwölf Hektaren Land bei zehn verschiedenen Bio-Bauern, vorwiegend in Graubünden. Mit THC-haltigem Hanf, das als – illegales – Rauschmittel geraucht wird, hat die Pflanze ebenso wenig gemeinsam wie mit dem frei käuflichen CBD-Hanf.

"Wir pflanzen Lebensmittelhanf an, das auf eine hohe Samenproduktion hin gezüchtet ist", betont der für den Anbau verantwortliche Emanuel Schütt. Der THC-Gehalt der Hanfnüsschen sei null, derjenige in den grünen Teilen der Pflanze unter 0,2 Prozent – gesetzlich erlaubt wäre ein Prozent.

Für Bio-Landwirte und Bio-Bergbauern stellt der Hanf eine attraktive Nutzpflanze dar, wie Schütt erklärt. Sie hat eigene Abwehrmechanismen gegen Unkraut und Schädlinge, muss nicht bewässert werden und kann in höheren, alpinen Lagen kultiviert werden. Zudem eignet sie sich als Vorkultur für Getreide und stellt damit eine sinnvolle Bereicherung der Fruchtfolge in der Bio-Landwirtschaft dar – dem Anbau wechselnder Nutzpflanzen auf der gleichen Fläche. (20 Minuten)