Österreich

Was Nachbarn bei häuslicher Gewalt tun können

Heute Redaktion
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Würdest Du hier eingreifen? "Mehr Zivilcourage" soll das Nachbarschaftsprojekt StoP fördern.
Würdest Du hier eingreifen? "Mehr Zivilcourage" soll das Nachbarschaftsprojekt StoP fördern.
Bild: iStock

Hast du schon einmal deine Nachbarn lautstark streiten gehört oder gesehen wie jemand verprügelt wurde? Das Nachbarschaftsprojekt StoP will eine Anleitung für Zivilcourage geben.

Frauen, die von ihrem Partner misshandelt werden, tun sich oft sehr schwer, Hilfe zu suchen und zu holen. Sie schweigen lange. Das Projekt StoP setzt deshalb auf die, die den Opfern und Tätern am nächsten sind: Ihre Nachbarn. Sie wissen viel und können viel tun. Erfahrungen zeigen, dass Nachbarn auch gerne etwas tun wollen, aber oft nicht wissen, was sie genau tun bzw. wie sie es richtig machen können – im Sinne der Gewaltprävention und des Selbstschutzes. Hier der Spot zum Kampagnenauftakt "Zivilcourage bei Partnergewalt. Was sagen. Was tun.":

Viele Menschen haben Angst, die Polizei zu rufen, weil sie nicht wissen, was dabei oder danach passiert. Viele glauben, dass es zu gefährlich ist, sich persönlich einzumischen. Manche haben bereits etwas getan, aber dabei negative Erfahrungen gemacht. Andere wiederum sind oder waren verunsichert über die Reaktion der Opfer, weil sie ihre Hilfe nicht oder nicht so wie erwartet angenommen haben.

Gewalt passiert überall

All diese Befürchtungen sind berechtigt und legitim. Aber je mehr Informationen und Wissen Nachbarn über Methoden der Zivilcourage haben bzw. kennenlernen, desto sicherer können sie werden. Je besser sie "trainiert" sind, desto besser können sie sich und die betroffenen Frauen und Kinder schützen oder Täter konfrontieren. Gewalt passiert überall, zu Hause, aber auch in vielen anderen Alltagszusammenhängen.

Viele Menschen bemerken und erkennen Gewalt und bekommen Gewalt mit, auch wenn es oft im Verborgenen passiert. Es ist wichtig zu wissen, dass nicht alle Gewalttäter sofort Mörder sind und sofort zu Waffen greifen. Oft gibt es schon vorher Anzeichen und Hinweise. Wichtig ist, dass Nachbarn achtsam sind und frühzeitig hinschauen, hinhören und Was sagen. Was tun, bevor schwerere Gewalt passiert?

Gewalt ist auch schon, wenn jemand frauenverachtende, diskriminierende Witze erzählt, wenn jemand Gewalt verharmlost und sich darüber lustig macht oder wenn jemand Konflikten ausweicht, lange schweigt, mit niemanden spricht, aber dann bei jeder Kleinigkeit ausrastet und auf 180 ist. Wenn jemand mit seiner Wut andere in Angst und Panik versetzt. Wenn jemand nach außen hin nett und freundlich ist, aber zu Hause seine Frau und seine Kinder anschreit.Hier kann man bereits handeln und agieren.

Was können Nachbarn und Nachbarinnen tun?

Nachbarn können den Fernseher leiser drehen oder ganz ausschalten, wenn Schreie aus der Nachbarwohnung oder im Haus zu hören sind.

Sie unterbrechen die Gewalt, indem sie an der Nachbarstür oder Haustür klingeln und etwas sagen oder nach etwas fragen.

Sie rufen die Polizei 133 oder den Euro-Notruf 112. Sie informieren sich, was sie als Nachbar oder Nachbarin tun können.

Sie rufen z.B. bei der Frauenhelpline gegen Gewalt 0800 222 555 an, wenn sie sich unsicher sind, was sie tun können.

Sie können sich auch bei der Polizei unter der Service Nummer: 059 -133 unverbindlich erkundigen, was sie tun können.

Sie rufen andere Nachbarn an, um nicht alleine zu sein.

Sie aktivieren andere Nachbarn, auch wachsam zu sein.

Sie überlegen gemeinsam mit anderen Nachbarn, was sie tun können.

Sie nehmen eine klare Haltung gegen jede Form der Gewalt ein.

Sie konfrontieren Täter – aber achten vorher auf den Selbstschutz/Bauchgefühl.

Sie informieren und überzeugen Täter, sich professionelle Hilfe zu holen.

Sie bieten Betroffenen konkrete Unterstützung an.

Sie informieren Betroffene, wo sie Hilfe bekommen können.

Sie signalisieren der Betroffenen und ihren Kindern, dass sie nicht alleine ist/sind.

Nachbarn können aktiv bei den StoP-Aktivitäten mitmachen.

Nachbarn können bei den Frauen- und Männertischen in Wien-Margareten teilnehmen, mitgestalten und dabei ihre Erfahrungen, Ideen und Initiativen mit anderen teilen und umsetzen.

Nachbarn können Verbündete bzw., sogenannte "Bystander" gegen Partnergewalt werden.