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Startup entwickelt eine Gender-Autokorrektur

Ein Schweizer Startup hat eine Korrekturhilfe entwickelt, die Begriffe erkennt, die gewisse Personengruppen ausschließen oder beleidigen.

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    Ein Schweizer Startup hat sich der inklusiven Sprache angenommen.
    Ein Schweizer Startup hat sich der inklusiven Sprache angenommen.
    Witty

    "In unserer heutigen Kommunikation verstecken sich noch immer viele Stereotypen, die zahlreiche Menschen ausschließen oder gar diskriminieren", so Nadia Fischer, CEO und Co-Gründerin des Schweizer Startups Witty. Dies geschehe meist unbewusst, führe aber dazu, dass Menschen aus gewissen sozialen Gruppen ausgeschlossen oder beleidigt werden.

    "Die Idee kam mir und Co-Gründer Lukas Kahwe Smith, weil wir beide aus der Tech-Branche stammen und uns aufgefallen ist, dass die Sprache dort besonders einseitig ist. Oft werden nur die Bedürfnisse gewisser gesellschaftlicher Gruppen beachtet." Daher setzten sich die beiden Gründer zusammen und erarbeiteten ein Konzept, dessen Ziel es war, nicht die unterrepräsentierten Gruppen zu ändern, sondern die Firmen, die diese Gruppen ausschließen. "Wir verwenden heutzutage oft noch Ausdrücke und Begriffe aus dem 18. Jahrhundert. Das kann man zum Beispiel gut bei Stellenanzeigen sehen, die laut Studien meistens Männer mehr ansprechen als Frauen", erklärt Fischer.

    Unbewusst verwendete Begriffe

    Daher habe sie zusammen mit Kahwe Smith die Software für Witty entwickelt, die Ausdrücke erkennt, die bestimmte Gruppen von Menschen ausgrenzen. Sie markiert im analysierten Text in Echtzeit solche Ausdrücke und schlägt auch gleich Alternativen vor, die man verwenden könnte. Dahinter steckt eine künstliche Intelligenz, die mittels Computerlinguistik die Texte zu interpretieren gelernt hat. Die Dimensionen, die dabei beachtet werden, sind der ethnische Hintergrund, die Hautfarbe, das Geschlecht, die sexuelle Identität, die sexuelle Orientierung, die körperlichen und geistigen Fähigkeiten, das Alter, sozioökonomische Unterschiede, religiöse Überzeugungen, Bildung und Kultur.

    "Meist werden ausschließende oder beleidigende Begriffe nicht absichtlich verwendet, sondern das geschieht unbewusst. Wenn man in einem Unternehmen zum Beispiel von einer Blacklist und einer Whitelist spricht, ist man sich wohl nicht bewusst, dass dahinter rassistische Ursprünge stecken, die die Farben Schwarz und Weiß etwas Schlechtem bzw. etwas Gutem zuschreiben", erklärt Fischer.

    Positive Erfahrung

    Natürlich gebe es auch Personen, denen die Arbeit von Witty nicht gefällt. "Bei jedem gesellschaftlichen Wandel gibt es Gegenwind, das war schon bei der Digitalisierung so", lässt sich Fischer aber nicht entmutigen. Größtenteils habe sie sehr positive Erfahrungen mit Unternehmen und Kundinnen und Kunden gemacht.

    In diversen Studien habe sich gezeigt, dass Diversität und Inklusion zu mehr Innovation und höherer wirtschaftlichen Leistung führen, so Fischer. "Je inklusiver ein Text ist, umso mehr Menschen fühlen sich angesprochen. Witty kann im Internetbrowser installiert werden. Für Privatpersonen ist die Nutzung auf Deutsch und Englisch kostenlos. Das Startup hat kürzlich die erste Finanzierungsrunde in Höhe von 700.000 Euro abgeschlossen. Damit will das Unternehmen auch nach Deutschland und Österreich expandieren.