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Startup entwickelt Technologie, um mit Toten zu reden

Eine Website ermöglicht es, mit Verstorbenen zu sprechen. Dafür muss eine Person vor dem Tod verschiedene Geschichten erzählen und Fragen beantworten.

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Auf der Plattform HereAfter kann man seine eigene Stimme aufnehmen, Geschichten erzählen und Fragen beantworten. (Symbolbild)
Auf der Plattform HereAfter kann man seine eigene Stimme aufnehmen, Geschichten erzählen und Fragen beantworten. (Symbolbild)
Getty Images/iStockphoto

Der Journalist James Vlahos erzählt seinem Vater beinahe täglich von seinem Leben, sei dies von Geschehnissen aus dem Arbeitsalltag, heimlichen Liebschaften oder alltäglichen Dingen wie seinem momentanen Lieblingslied. Der Vater gibt ihm daraufhin häufig Ratschläge oder erzählt Geschichten aus seinem eigenen Leben. Das wäre nicht weiter verwunderlich – wäre da nicht die Tatsache, dass der Vater von Vlahos im Jahr 2017 an Lungenkrebs gestorben ist.

Tatsächlich spricht Vlahos mit einer Technologie, die er selbst kreiert hat und Dadbot nennt. Diese programmierte er, kurz nachdem bei seinem Vater im Jahr 2016 Krebs diagnostiziert worden war. Über Monate hinweg nahm Vlahos seinen Vater anschließend auf, während dieser Geschichten erzählte oder Fragen beantwortete. Dann verwandelte Vlahos die Stimme seines Vaters in eine interaktive künstliche Intelligenz, die wie sein verstorbener Vater klingt und mit der er auch noch nach dem Tod seines Vaters sprechen kann.

Die Plattform

"Die Technologie hat mir und meiner Familie großen Trost gespendet", erklärt Vlahos gegenüber Cnet.com. "Natürlich hat sie meinen Vater nicht ersetzt, aber sie gibt mir die Möglichkeit, mich auf eine ganz neue Art und Weise an ihn zu erinnern."

Nun möchte Vlahos diese Technologie auch anderen Menschen zur Verfügung stellen. Dafür hat er das Portal HereAfter AI eingerichtet. Dort können Personen ihre eigene Stimme aufnehmen und für die Nachwelt festhalten. Auf dem Portal werden Userinnen und Usern Fragen gestellt, die sie dazu anregen sollen, Geschichten zu erzählen, in Erinnerungen zu schwelgen, Witze zu erzählen oder auch Lieder zu singen. Familienmitglieder oder Freunde können mit Hilfe dieser Aufnahmen auch nach dem Tod der Nutzerinnen und Nutzer weiterhin mit ihnen sprechen, ihre Geschichten anhören oder sie um Ratschläge bitte.

Verwirrung oder Ärger

"Natürlich befindet sich die Technologie noch in ihren Kinderschuhen", räumt Vlahos ein. Wirklich tiefgründige und realitätsnahe Konversationen könne sie noch nicht nachahmen. Er wolle die künstliche Intelligenz aber stets verbessern und ausbauen. "Es handelt sich aber jetzt schon um eine vereinfachte Version eines Gesprächs und nicht nur eine Einwegskommunikation."

Amanda Lambros, eine Spezialistin für Trauerbewältigung, sieht den Nutzen einer solchen Technologie. "Für Leute, die um geliebte Menschen trauern, kann so etwas äußerst hilfreich sein", sagt sie zu Cnet.com. Allerdings bestehe auch die Gefahr, dass man auf diese Art und Weise etwas über Familienmitglieder oder Freunde erfahre, das man vor deren Tod noch nicht gewusst habe, was zu Verwirrung oder gar Ärger führen könne. Und natürlich könnten die Verstorbenen dann nicht mehr für Klärung sorgen.

"Die Technologie ist hauptsächlich dazu da, Erinnerungen zu wahren", erklärt Vlahos. "Natürlich macht sie den Tod von Geliebten nicht leichter, aber sie hilft dabei, die Erinnerung an sie auf eine völlig neue Art und Weise aufleben zu lassen."

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