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Steckt hier ein IS-Terrorist aus den USA fest?

Heute Redaktion
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Die Türkei schafft westliche IS-Anhänger in deren Heimatländer zurück. Für Verwirrung sorgt ein plötzlich auftauchender Amerikaner an der türkisch-griechischen Grenze.

Die Türkei macht ernst: Sie hat damit begonnen, westliche Kämpfer der Extremistenmiliz Islamischer Staat (IS) aus türkischer Haft in deren Heimatländer zu deportieren ("Heute.at" hat berichtet). Das Land hält nach eigenen Angaben fast 1.200 ausländische IS-Anhänger gefangen.

"Wir sind kein Hotel für IS-Mitglieder"

Dabei will Ankara auch jene Extremisten in ihre Heimatländer zurückschaffen, die ihnen, wie etwa Großbritannien, die Staatsbürgerschaft entzogen haben. "Wir sind kein Hotel für irgendjemandes IS-Mitglieder", sagte Süleyman Soylu, der türkische Innenminister. "Was soll ich mit euren Terroristen anfangen?"

Am Montag sind laut Medienberichten bereits ein dänischer und ein US-Staatsbürger in ihre Heimat ausgeschafft worden, die verdächtigt werden, dem IS anzugehören.

Im Niemandsland zwischen der Türkei und Griechenland

Wegen des Amerikaners gab es zuletzt Verwirrung. So zeigt ein Video einen Mann im schwer befestigten Niemandsland zwischen der Türkei und Griechenland. Der Mann, laut Medienberichten ein US-Amerikaner und mutmaßlicher IS-Terrorist, sei von türkischen Behörden nach Griechenland abgeschoben worden. Griechenland habe aber seine Aufnahme verweigert, erklärte ein namentlich nicht genannter griechischer Beamter.

Somit steckt der Mann zwischen beiden Ländern fest. Im Video ist zu sehen, wie er Reporter zu sich heranwinkt, die ihn von der türkischen Seite filmten. Sie durften offenbar nicht nähertreten. Ob es sich um jenen US-Bürger handelt, den Ankara am Montag abschieben wollte, ist bislang unklar. Von den USA gab es dazu bislang keine Reaktion.

Wichtiges Urteil aus den Niederlanden

In Zusammenhang mit den Rückschaffungen teilte die Türkei mit, dass bald auch zwei Iren sowie elf französische Staatsbürger folgen würden. Dazu kommen zehn mutmaßliche IS-Jihadisten, die im Verlauf dieser Woche nach Deutschland geflogen werden sollen – offenbar drei Männer, fünf Frauen und zwei Kinder mit deutscher Staatsbürgerschaft.

In den Niederlanden sorgte am Montag zudem ein wegweisendes Gerichtsurteil für Aufsehen. Es verpflichtet die Regierung der Niederlande fortan, 56 niederländische Kinder aus den IS-Camps in Syrien zurückzuholen, zumal diese in Gefangenenlagern in Nordsyrien schuldlos erbärmlichen Zuständen ausgesetzt seien.

Mütter mit Kindern werden doch aufgenommen

Für deren Mütter gelte eine Pflicht zur Rückholung nicht, entschied das Gericht. Aber: Die Kurden, in deren Internierungslagern die Frauen von IS-Kämpfern sitzen, haben immer wieder angedeutet, dass sie nicht gewillt sind, Mütter und Kinder zu trennen. In dem Fall, so das niederländische Gericht, müssten die Niederlande auch die Mütter aufnehmen und gegebenenfalls vor Gericht stellen.

Österreich ist von den Abschiebungen der Türkei nicht betroffen, hat "Heute.at" am Dienstag berichtet. "Die Lager, wo österreichische Staatsbürger sich derzeit aufhalten, sind nicht Teil des Operationsgebiets der Türken, sagte Außenminister Alexander Schallenberg vor dem EU-Außenministerrat in Brüssel. Zugleich hielt er fest, dass man sich durch die "türkischen Drohungen" nicht erpressen lassen solle. Diese seien nicht der richtige Weg.

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