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Ruzowitzky: "Wurscht. Morgen sind eh alle tot."

Oscarpreisträger Stefan Ruzowitzky ("Die Fälscher") sprach mit "Heute" über seine neue Endzeitserie "8 Tage".

Heute Redaktion
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Was würden Sie tun, wenn ein Asteroid auf der Erde einschlägt und die Welt untergeht? In Stefan Ruzowitzkys Endzeitserie haben die hochkarätigen Darsteller um Mark Waschke, Christiane Paul und Nora Waldstätten nur "8 Tage" (8 Folgen) Zeit, bis "Horus" auf Deutschland zurast

Der österreichische Oscarpreisträger sprach mit "Heute" über seine neue Serie (ab 1.3. auf Sky 1, 20:15 Uhr).

"Heute": Was fasziniert Sie am Weltuntergang?

Stefan Ruzowitzky: Ich fand es spannend von einer Welt in einer Extremsituation zu erzählen. Die Dinge, die man tut, haben keine Konsequenzen. Du kannst nackt auf die Straße rennen. Es ist wurscht, morgen sind eh alle tot. Das bietet tolle Möglichkeiten von Gesellschaftssatire bis zur griechischen Tragödie.

"Heute": Glauben Sie dass es im echten Leben genauso zugehen würde?

Das glaub ich schon. Dass die ganze Gesellschaft erodiert und dass es da nur mehr auf den eigenen inneren moralischen Kompass ankommt – das versuchen wir zu erzählen. Was sicherlich ist, dass wir in einer Zeit leben, wo gewisse Werte in der Gesellschaft immer als unumstößlich galten, jetzt plötzlich hinterfragt werden, zum Beispiel, ob man nicht doch ein bisschen foltern darf und dann sind da noch nie ganzen Tabubrüche vom Trump.

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"Heute": Warum wollten Sie eine Serie drehen?

Bisher war es so, dass ich mich vom Fernsehen immer ferngehalten habe, weil das eher was für ein älteres Publikum war: Keine Nackerten, nicht zu gewalttätig etc. Jetzt ist das Fernsehen quasi durch die Hintertür wieder reingekommen und die Serien von heute bieten bieten halt wirklich Kino-Stoffe. Bei "8 Tage" durften wir auch kontroversiell und provokant sein.

"Heute": Gibt es Serien, die Sie für "8 Tage" inspiriert haben?

Nein. Die klassische Endzeitserie wie die Zombieapokalypse, das ist ja immer nach der Stunde Null. Bei uns geht es um die Zeit davor und um philosophische Fragen wie: 'Was mache mit meinen letzten 8 Tagen? Warum habe ich das nicht schon vorher gemacht, wenn mir das so wichtig ist?'

Das ist natürlich ein Gedankenspiel, der den Zuschauer einlädt, auch darüber nachzudenken, was würde ich machen. Ist es wirklich toll acht Tage lang voll fett herumzuliegen? Glaub ich nicht. Das machst du vielleicht eine Nacht und das ist super. Aber danach ist es unangenehm.

Trailer zu "8 Tage"

"Heute": Wie war die Zusammenarbeit mit Michael Krummenacher (zweiter Regisseur der Serie)?

Am Anfang durfte jeder sagen, welche Figur einen am meisten interessiert. Bei mir war der Polizist und der Messias. Viele Szenen habe ich daher mit den beiden gedreht. Aber im Endeffekt waren alle größeren Figuren mal bei mir, dann bei ihm.

"Heute": Wie sind Sie bei der Besetzung vorgegangen?

Ich versuch immer eine gute Mischung zu haben – aus Stammteam und neuen Leuten. Ich glaub, sonst wird es langweilig. Beim Cast ist es hilfreich, wenn es da schon ein Vertrauensverhältnis gibt. Da hilft es schon, wenn man weiß: "Ah mit dem habe ich schon zusammengearbeitet. Das hat funktioniert."

"Heute": Was würden Sie tun, wenn in acht Tagen die Welt untergeht?

Ich glaube, das Gescheiteste ist, man setzt sich in den Garten und grillt mit der Familie. Wobei auch in der luxuriösen Lage bin, dass ich sagen kann, dass ich nicht das Gefühl mein Leben noch nicht gelebt zu haben. Ich glaube bei einer 17-Jährigen wäre das was Anderes.

Ich habe das Gefühl, dass im Großen und Ganzen, das im Leben gemacht hab, was ich mir vorgenommen hab. Deswegen wär ich da entspannter, hoff ich.

"Heute": Wie haben Sie sich auf die Apokalypse vorbereitet?

Ich hab einen großen Kanister Sprit gekauft. Wenn eine Katastrophe ausbricht, dann ist das erste das alle Tankstellen ausverkauft sind.

"Heute": Welche Serien schauen Sie persönlich?

Ich bin kein großer Serienfan, ich habe mir noch nie eine zweite Staffel angeschaut. Eine meiner Lieblingsserien war Gomorah. Aber in der Fortsetzung hab ich mir gedacht: "Ich kenn das jetzt, da hab ich jetzt kapiert. Warum nochmal?"

"Heute": Ist eine zweite Staffel geplant?

Ich finde das nicht so interessant oder reizvoll. Ich fände es spannender etwas Neues zu machen.

"Heute": Was sind Ihre Pläne für die Zukunft?

Eine Komödie will ich irgendwann mal machen, aber davor habe ich den größten Respekt. Aber irgendwann muss ich mich dem stellen. Das ist mir schon klar.