Wirtschaft

Steht der Dieselmotor vor dem Aus?

Heute Redaktion
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Verbot für Dieselfahrzeuge: Ab dem 1. Jänner 2018 tritt der "Umwelthilfe"-Plan der Stuttgarter Stadtregierung in Kraft.
Verbot für Dieselfahrzeuge: Ab dem 1. Jänner 2018 tritt der "Umwelthilfe"-Plan der Stuttgarter Stadtregierung in Kraft.
Bild: picturedesk.com

Seit der Schummel-Affäre von VW steht der Dieselantrieb unter Beobachtung. Bei gewissen Autos könnte der Dieselmotor schon bald keine Option mehr sein.

Am Mittwoch trafen sich in Berlin die deutschen Umwelt- und Verkehrsminister, Politiker aus den Bundesländern und Vertreter der Autoindustrie zum sogenannten "Diesel-Gipfel". Es wurde nach Lösungen gesucht, um ein drohendes Fahrverbot für Dieselautos in deutschen Städten abzuwenden. Der Entscheid: Mehr als fünf Millionen Dieselautos in Deutschland sollen neue Software erhalten und so weniger Schadstoffe ausstoßen ("heute.at" berichtete).

Doch damit sei das Problem keineswegs gelöst, sagt Ferdinand Dudenhöffer, Autoexperte und Professor an der deutschen Universität Duisburg-Essen, zu gegenüber dem Schweizer Nachrichtenportal "20 Minuten". "Die Software-Updates bringen kaum was. Das Thema ist damit noch nicht vom Tisch."

Der Dieselmotor hat seiner Ansicht nach bei Personenwagen ausgedient. "Die Kunden wollen das nicht mehr. Das Image des Diesels ist kaputt", so Dudenhöffer. Er ist überzeugt, dass die Hersteller den Dieselantrieb nun langsam beerdigen werden. Einzig bei großen Fahrzeugen und SUV sieht er künftig noch eine Nachfrage nach selbstzündenden Dieselmotoren.

Verbrennungsmotoren werden teurer

"Technologisch ist es machbar, dass der Diesel sauber wird. Allerdings sind solche Motoren in der Entwicklung und Herstellung teuer", erklärt Thomas Hilfiker. Er forscht bei der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa) in der Abteilung Fahrzeugantriebssysteme. Hilfiker erwartet deshalb, dass Hersteller bei kleinen Modellen und Kompaktwagen aus wirtschaftlichen Gründen künftig auf den Dieselantrieb verzichten könnten.

Bei anderen Fahrzeugtypen habe der Dieselmotor aber weiterhin seine Berechtigung. "In größeren Fahrzeugen, etwa bei Lastwagen, wird der Diesel auch künftig eine wichtige Rolle spielen", sagt Hilfiker. Auf Langstrecken, speziell bei Gütertransporten, gebe es derzeit keine echten Alternativen zum Dieselantrieb. Die Dieselmotoren von Lastwagen stoßen in vielen Fällen pro Kilometer weniger Schadstoffe aus als Dieselpersonenwagen.

Laut Hilfiker werden sämtliche Verbrennungsmotoren tendenziell komplexer und teurer. "Das gilt auch für Benziner." So würden künftig etwa auch Benzinmotoren Partikelfilter benötigen, um die Schadstoffgrenzwerte einhalten zu können.

Ein Ende der Erfolgsgeschichte

Spätestens seit der Diesel-Affäre von VW wurden die Defizite von Dieselmotoren bei Personenwagen immer offensichtlicher. Unter realen Bedingungen können die von den Herstellern angegebenen Emissionswerte kaum eingehalten werden. Bereits in den vergangenen Wochen haben die deutschen Hersteller Audi, Daimler oder VW den Rückruf von insgesamt mehreren Millionen Dieselfahrzeugen angekündigt.

Dieselautos waren für die deutschen Hersteller lange eine Erfolgsgeschichte. Im Heimmarkt stieg der Marktanteil innerhalb von 25 Jahren von gut 10 Prozent auf fast 50 Prozent im Herbst 2015. Grund für die Beliebtheit ist vor allem der Treibstoffverbrauch, der in der Regel geringer ausfällt als bei Autos mit Benzinmotor. (red)