Österreich

Steffl-Bombendroher zu Haftstrafe verurteilt

Heute Redaktion
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(v.l.), Anwalt Werner Tomanek und der Angeklagte im Prozess wegen gefährlicher Drohung und versuchter Erpressung am Dienstag, 6. November 2018, in Wien.
(v.l.), Anwalt Werner Tomanek und der Angeklagte im Prozess wegen gefährlicher Drohung und versuchter Erpressung am Dienstag, 6. November 2018, in Wien.
Bild: picturedesk.com

Zwei Monate nach der Bombendrohung am Wiener Stephansplatz wurde der Anrufer (25) wegen versuchter Erpressung verurteilt. "Wollte nie ein Geld haben", beteuerte er.

Mit seiner Bombendrohung hatte der 25-Jährige am 1. September einen Großeinsatz der Wiener Polizei und die Evakuierung des Stephansdoms ausgelöst. Über den Notruf hatte der Beschuldigte eine halbe Million Euro in "kleinen, gebrauchten Scheinen" verlangt, ansonsten werde er "am Stephansplatz, in der Kirche" eine Bombe zünden – "heute.at" berichtete.

Am heutigen Dienstag hatte der Vorfall für den jungen Mann ein gerichtliches Nachspiel. Er wurde vom Wiener Landesgericht für Strafsachen wegen versuchter schwerer Erpressung zu zwei Jahren Haft (teilbedingt) verurteilt. Sechs Monate davon muss er tatsächlich hinter Gittern verbringen, die vierwöchige U-Haft wird ihm angerecht. Zwar nahm der Angeklagte das Urteil an, da die Staatsanwältin vorerst aber keine Erklärung abgab, ist dieses noch nicht rechtskräftig. Das geht aus einem Bericht des "ORF" hervor.

Was ihn an jenem Abend vor rund zwei Monaten geritten hatte, das konnte der gelernte Tischler und Berufsdetektiv in Ausbildung, vor dem Schöffensenat nicht schlüssig erklären. Er habe sich zuvor mit einem Freund getroffen. Nach sechs großen Bier sowie drei Weißen Spritzer habe er sich auf den Heimweg gemacht, da sei ihm die Idee für den Drohanruf gekommen. Während er in der Station Kaisermühlen auf die U-Bahn warten musste, zückte er das Handy.

"Kein Erpresser erpresst die Polizei."

"Dass die Zufuhr von Alkohol nicht zwingend zur Steigerung der intellektuellen Leistungsfähigkeit führt, kann ich aus mehreren Selbstversuchen bestätigen", merkte Verteidiger Werner Tomanek an. Sein Mandant sei jedenfalls kein Verbrecher: "Kein Erpresser meldet sich beim Notruf und erpresst die Polizei."

Wie auf dem abgespielten Audiomittschnitt zur hören ist, wiederholte der 25-Jährige seine Geldforderung mehrere Male.

Anfangs wurde das Gespräch von einer Polizeibeamtin geführt, die es jedoch an einen Kollegen weitergab. Als dieser von dem bis dato Unbekannten wissen wollte, wie er denn heiße und wo die Übergabe stattfinden sollte, brach dieser in glucksendes Gelächter aus. "Ich heiße Johnny und melde mich in einer halben Stunde wieder", antwortete der Angeklagte.

Weil sich der 25-Jährige dabei aber so laut und auffällig unterhielt, wurde ein Passant auf ihn aufmerksam. Dieser schoss geistesgegenwärtig mit seinem Handy ein Foto des Verdächtigen und alarmierte die Polizei. Während die Kollegen zur Sicherheit Stephansplatz und Dom evakuierten, stürmten zwei Dutzend Polizisten die U-Bahnstation und nahmen den Wiener fest.

Krimi nachgespielt

Vor Gericht schilderte der angehende Detektiv, dass er mehr oder weniger zufällig an einem "grünen Knopf" angekommen sei und plötzlich mit der Polizei verbunden war. Dabei sei ihm eine Szene aus einem Kriminalfilm "eing'schossen", die er daraufhin nachgespielt habe. "Ich hab' erst im Nachhinein realisiert, was das für ein Blödsinn war."

"Ich kann nur sagen, ich wollte nie ein Geld haben", beteuerte der 25-Jährige. Was habe er dann gewollt, fragte die Richterin nach. Seine Antwort: "Nichts. Vielleicht hab' ich es lustig gefunden." (red)