Österreich

Sterben in Wien wird teurer: Heftige Kritik!

Heute Redaktion
13.09.2021, 23:42

Die Volksanwaltschaft übt heftige Kritik an den Friedhofsgebühren: Für Volksanwältin Brinek sind die Verteuerungen "intransparent und inakzeptabel".

Immer wieder beschweren sich Bürger bei der Volksanwaltschaft über massive und nicht nachvollziehbare Erhöhungen von Friedhofsgebühren. "Exorbitante Preiserhöhungen erfolgen in der Regel unangekündigt und sind für Kunden nicht transparent, da weder ein detailliertes Leistungsverzeichnis, noch eine Lageklassifizierung verfügbar sind", so die Volksanwaltschaft am Mittwoch in einer Aussendung. Für Grabbenützer sei nicht überschaubar, wo konkret welche Tarife gelten und wodurch die massiven Unterschiede bedingt sind. "Auch die Richtigkeit der Preiserhöhungen kann nicht überprüft werden", so die Volksanwaltschaft weiter.



Verteuerung von über 2.000 Prozent in 30 Jahren


In einem besonders drastischen Fall soll etwa ein Wiener anstatt 199,10 nun für dasselbe Grab plötzlich 420 Euro bezahlen. Dies entspricht einer Preissteigerung von über 110 %. Im Verlauf der letzten 30 Jahre wurde der Volksanwaltschaft in diesem Fall sogar eine Verteuerung um mehr als 2000 % dargelegt, heißt es.

Für Volksanwältin Brinek ist diese massive Verteuerung durch einen marktbeherrschenden Anbieter wie die Wiener Friedhöfe GmbH "völlig inakzeptabel und keinesfalls nachvollziehbar": "Für viele Menschen ist es einfach keine Option, ein Grab aufzulassen. Sie sind praktisch gezwungen, die Gebührenerhöhungen hinzunehmen. Gerade ältere Menschen mit eingeschränkten finanziellen Mitteln fallen diesem System zum Opfer", so Brinek.

Wiener Friedhöfe GmbH soll Berechnungen, Protokolle und Beschlüsse vorlegen

Daher fordert die Volksanwaltschaft die Wiener Friedhöfe GmbH dazu auf, Berechnungen, Protokolle und Beschlüsse vorzulegen, aus denen "die Erforderlichkeit der gravierenden Gebührenerhöhungen hervorgeht und auch zum Vorwurf der intransparenten Gebührengestaltung Stellung zu nehmen".

Bestattung kontert der Kritik

"Der Stadtrechnungshof hat 2015 unsere Entgelte geprüft (Friedhöfe Wien) und die Tarifstruktur als in Ordnung ausgewiesen. Zusätzlich wurden wir darauf hingewiesen, dass einige unserer Entgelte unterdeckt sind", so Sprecher Florian Keusch zu "Heute". Die alten Haupttarife, die auch schon seit längerem nicht mehr neu vergeben wurden, wurden über der Inflationsrate erhöht – in den Jahren 2008 und 2011.

Der Grund hierfür sei die massive Unterdeckung und auch „Tarifungerechtigkeit" gegenüber den Neukunden – nachdem der Tarif auch sehr lange nicht angepasst wurde, so Keusch weiter. Dies betreffe einige hundert Verträge in ganz Wien, "also einen Bruchteil unserer Kunden", erklärt Keusch. Sämtliche andere Verträge seien maximal gemäß der kumulierten Inflationsrate erhöht worden. Von 1996 bis 2008 habe es überhaupt keine Preisanpassungen gegeben.



"Unsere günstigsten Erdgräber beginnen bei 29 Euro im Jahr. Darüber hinaus gibt es ein Teilzahlungsmodell. Grabnutzungsentgelte laufen immer über einen Zeitraum von 10 Jahren. Man kann diese auch nach einem 4-3-3 Modell bezahlen", so Keusch abschließend. (Red)

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