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Steve – das Polarlicht, das gar keines ist

Den lila Streifen am Himmel hielten die Betrachter für ein besonders schönes Polarlicht. Dabei ist es eine bisher unbekannte Lichterscheinung.

Heute Redaktion
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Fans von Polarlichtern tauschen sich auf Facebook unter anderem in der Gruppe "Alberta Aurora Chasers" aus. Dort posten Hobby- und Profifotografen Aufnahmen von Polarlichtern (Aurora borealis), die in der kanadischen Provinz aufgenommen wurden. Andere Motive werden hier nicht erwartet.

Und so zweifelte niemand daran, dass eine von Dave Markel geteilte Aufnahme tatsächlich ein Polarlicht zeigt – jedenfalls zunächst.

Gestatten, Steve

Doch dann stieß Himmelsforscher Eric Donovan von der University of Calgary auf das Bild – und er hatte keine Ahnung, was er dort vor sich hatte, wie er am "Swarm Science Meeting" erzählte. Fest stand für ihn nur: Um ein Polarlicht handelt es sich nicht. Gemeinsam mit Markel beschloss er, das mysteriöse Licht Steve zu nennen.

Seither beschäftigen sich Forscher weltweit mit der bislang unbekannten Erscheinung. Sogar Satelliten der Europäischen Raumfahrtbehörde ESA, die das Magnetfeld der Erde kartieren sollen, haben sie untersucht.

Deutliche Unterschiede

"Als der Satellit geradewegs durch Steve hindurchflog, zeigten die Messinstrumente klare Unterschiede. Die Temperatur, rund dreihundert Kilometer über dem Erdboden stieg plötzlich um 3.000 Grad Celsius an und die Daten enthüllten ein rund 25 Kilometer breites Band aus Gas, das westwärts mit rund 6 Kilometer (!) pro Sekunde dahinfließt." Verglichen mit der Flussgeschwindigkeit der umgebenden Teilchen – 10 Meter pro Sekunde – ist Steve also ein wahrer Speedjunkie.

Zudem fließen darin keine geladenen Partikel, was Donovans Eindruck, dass es sich um kein klassisches Polarlicht handelt, bestätigt.

Geladene Partikel entstehen nämlich, wenn von der Sonne kommende, elektrisch geladene Partikel auf das Magnetfeld der Erde stoßen, von diesem abgelenkt werden und schließlich in Richtung Nordpol niederregnen. Während sie sich quer über den Horizont ausbreiten, erscheint Steve als senkrechte Säule (siehe Bild oben).

Worum es sich bei Steve genau handelt, sei nach wie vor offen, teilt die ESA mit. Deshalb wollen die Forscher dem Mysterium weiter nachgehen.

(20 Minuten)

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