Das Wien-Energie Werk in Simmering gilt als das größte Biomassekraftwerk Österreichs. Die Anlage wurde mit rund 10 Cent pro Kilowattstunde von Wien Energie gefördert, da es als klimafreundlicher Betrieb eingestuft wurde. Nur aus diesem Grund war die Anlage wirtschaftlich rentabel. Ohne dieser Förderung musste das Werk nun vorübergehend schließen. Am Mittwoch wurde die Anlage abgedreht, weil die Förderung von Wien Energie mit Ende Juli ausgelaufen ist.
Polit-Auseinandersetzungen in Wien
Der Bund hat diese Förderung mit 1. August den Ländern übertragen. Währenddessen schieben sich Politiker gegenseitig die Schuld über die vorübergehende Stilllegung zu. Ex-Umweltministerin Elisabeth Köstinger stellt in einer Aussendung klar, dass sie die Verantwortung bei der SPÖ sieht. Die türkis-blaue ehemalige Bundesregierung habe rechtzeitig Rahmenbedingungen gesetzt, um die 47 Biomasse-Anlagen in Österreich vor dem Aus zu retten und eine Übergangslösung zu schaffen, bis das neue Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz in Kraft tritt.
"Dass die Ex-Ministerin nun ihr eigenes Versagen der Stadt Wien in die Schuhe schieben möchte, ist eine Frechheit", kontert Umweltstadträtin Ulli Sima in einem Pressestatement. Die Stadt wollte eine tragfähige Lösung für die Biomasseförderung finden. Diese wurde, laut Sima (SP), von der türkis-blauen Regierung und Bundesministerin Köstinger abgelehnt. Die Verantwortung wurde auf die Bundesländer abgeschoben. Die Stadt Wien arbeite momentan an einer Lösung. Dies könne jedoch auch bis zu eineinhalb Jahre dauern.
Die FPÖ kritisierte in einer Aussendung Umweltstadträtin Sima:
"Wer Biomasse abdreht, dreht Atomstrom auf", kritisierte der blaue Vizebürgermeister Dominik Nepp. Die NEOS verurteilten das "parteipolitische Hickhack". Es sei unverständlich, dass die SPÖ seit Anfang des Jahres nicht an einer konstruktiven Lösung für die Biomasse interessiert sei, kritisierte Stefan Gara (Neos-Klimaschutzsprecher) in einer Aussendung.
Jährlich 144.000 Tonnen gespart
2006 wurde das Kraftwerk eröffnet. Dadurch sollen jährlich laut Wien-Energie 144.000 Tonnen CO2 eingespart worden sein. In der Anlage wurden Hackschnitzel aus österreichischen Wäldern verbrannt. 48.000 Wiener Haushalte wurden mit der in dem Biomassekraftwerk gewonnenen Energie bisher mit Strom und 12.000 mit Wärme versorgt. Da das Biomassekraftwerk von Mitarbeitern vor Ort mitbetreut wurde, sollen derzeit keine Jobs in Gefahr sein. (no)