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"Stonefly" im Test: Ein Mech-Adventure der anderen Art

Bei Mechs denkt man an Raketen, Explosionen und Action pur. Dass es auch anders und trotzdem super geht, zeigt uns das neue Adventure "Stonefly".

Rene Findenig
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    Herzstück des streckenweise atemberaubend schönen "Stonefly" ist die Protagonistin. Das kleine Mädchen wächst einem mit ihrem Erfindergeist und ihrer Abenteuerlust sofort ans Herz, liebevoll gestaltete Videosequenzen tun ihr übriges dazu.
    Herzstück des streckenweise atemberaubend schönen "Stonefly" ist die Protagonistin. Das kleine Mädchen wächst einem mit ihrem Erfindergeist und ihrer Abenteuerlust sofort ans Herz, liebevoll gestaltete Videosequenzen tun ihr übriges dazu.
    Flight School Studio

    Ein Action-Adventure zum Entspannen? Genau das will "Stonefly" für Konsolen und PC aus dem Entwicklerstudio Flight School Studio sein. Das gelingt durch eine kuriose, aber herzerwärmende Geschichte. In der Welt des Games sind Wesen wie Menschen und Außerirdische in abgeschotteten Siedlungen eigentlich zufrieden, wäre da nicht ein Problem: Sie sind nun weit winziger als die vielen Insekten und Krabbler, die sich vor den Toren der geschützten Siedlungen herumtreiben.

    Abhilfe sollen gigantische – oder besser gesagt Insekten-große – Mechs schaffen, in die die Einwohner schlüpfen, um sich gegen die Krabbelviecher wehren zu können. Annika Stonefly ist die Tochter eines legendären Mech-Entwicklers und selbst eine angehende, aber etwas naive Erfinderin. Als ihrem Vater ein Familienerbstücks-Mech gestohlen und Annika daran nicht ganz unschuldig ist, macht sich das kleine Mädchen in die große Welt auf, um das Diebesgut wieder nach Hause zu bringen.

    Sehr präzise Steuerung

    Aus der schrägen Vogelperspektive geht es dann in ein liebevoll umgesetztes Abenteuer, in dem man verschiedene Areale der Außenwelt erkundet, Insekten von Blättern katapultiert und Materialien einsammelt. Zwar wird im rund zwölf Stunden langen Abenteuer auch etwas Geschick verlangt, was das Springen von und das landen auf den verschiedenen Plattformen betrifft, die Steuerung ist aber simpel und schnell erlernt, womit es keinerlei Frustmomente oder Ungenauigkeiten gibt.

    Befindet man sich im Gleitflug in der Luft, zeigt zudem ein kleiner Punkt unter unserem Mech an, wo wir gerade landen können. Selbst mit einem "Spieltod" nimmt es "Stonefly" nicht so genau: Wer in die Tiefe segelt, wird automatisch am Absprungpunkt wieder abgesetzt. Entsprechend entspannend sind dann sogar die Kämpfe. Gänzlich unblutig werden Insekten vom Boden und der Luft aus angegriffen, bis sie bewusstlos sind – um sie dann sanft per Windstoß wegzublasen.

    Überraschend großer Skill-Tree

    Überraschend groß ist das Upgrade-System des Spiels ausgefallen. Nicht nur können Beine beziehungsweise Glieder des Mechs sowie Hülle und Fühler in verschiedenen Formen mit gesammelten Mineralien aufgemotzt werden, auch kann man Dutzende Fähigkeiten wie etwa einen Stampfer freischalten, der Gegner in die Luft wirbelt. Hat man anfangs Angst, dass der Mech gleich auseinanderbricht, verfügt man am Ende über einen Hightech-Mech-Anzug. Cool gelöst: Je nachdem wie gut oder schlecht man sich in den Kämpfen schlägt, passt sich der Schwierigkeitsgrad automatisch an den Spieler an.

    Wirklich herausfordernd wird "Stonefly" aber erst zum Ende hin – vor allem deshalb, weil dort Gegner in großen Wellen gleichzeitig auftreten. Dann ist auch Taktik gefragt, wann die vielen Fähigkeiten, die jeweils nur in zeitlichen Abständen aktiviert werden können, eingesetzt werden sollen – und wann welche Arten von Käfer-Feinden attackiert werden. Für einen Wiederspielwert bereits absolvierter Areale sorgt wiederum, dass sie über jeweils verschiedene Mineralien verfügen. Wer also möglichst immer weiter upgraden will, muss die spaßigen Abschnitte zwangsläufig öfter durchlaufen.

    Die Protagonistin als Highlight

    Herzstück des streckenweise atemberaubend schönen Spiels ist die Protagonistin. Das kleine Mädchen wächst einem mit ihrem Erfindergeist und ihrer Abenteuerlust sofort ans Herz, liebevoll gestaltete Videosequenzen tun ihr übriges dazu. Schade, dass diese Detailverliebtheit nicht in der Handlung an sich oder den übrigen Charakteren zugute kommt. Zwar gibt es immer wieder herzerwärmende Ereignisse, warum aber wir entweder winzig klein oder die Insekten riesig groß sind, bleibt trotz einiger Andeutungen unbeantwortet. Manche NPCs wirken zudem so unbeteiligt, dass man sie schnell wieder vergessen hat.

    Picture

    Neben den märchenhaften, handgezeichneten Welten und den toll animierten Figuren und Mechs gefällt auch die fast nicht vorhandene Ladezeit und die Musikuntermalung gut. Sowohl unaufdringliche, aber eindrucksvolle Soundeffekte, als auch der mal orchestrale, mal treibende Soundtrack sind mit das Beste, was die Videospielwelt zu bieten hat. Schade nur, dass es keine Synchronisation der Charaktere gibt und "nur" Texte bei Gesprächen eingeblendet werden. Eine einzigartige Grafik, eine sehr präzise Steuerung, dem entspannten Entdecken und Kämpfen sowie einer Protagonistin, die man einfach mögen muss, machen "Stonefly" zu einem Adventure der etwas anderen Art, das dennoch voll überzeugen kann.