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Sträfling sitzt seit 38 Jahren: "Ich warte auf ihn"

Heute Redaktion
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Bild: Denise Auer

Mord, Raub, Vergewaltigung - seit 38 Jahren büßt Juan Carlos Chmelir (67) für Kapitalverbrechen mit einer Rekordstrafe. Aber er hofft, einmal in den Armen der Frau zu sterben, die ihn nie verlassen hat.

Mord, Raub, Vergewaltigung – seit 38 Jahren büßt Juan Carlos Chmelir (67) für Kapitalverbrechen mit einer Rekordstrafe. Aber er hofft, einmal in den Armen der Frau zu sterben, die ihn nie verlassen hat.

Österreichs unglaublichste Lovestory spielt hinter Gittern. Sie begann im Frühling 1978 in der Wiener Disco "Mash". Damals traf Silvia (16) einen jungen Wilden: Juan Carlos Chmelir, mit 13 Jahren aus Uruguay zugewandert, hier Heimkind, bald halbstarker Rebell und kriminell. Dancing-Queen Silvia wusste nichts von der dunklen Seite. Sie sah nur den Feschak. "Es war Liebe auf den ersten Blick", sagt sie: "Wie vom Blitz getroffen."

Zehn Wochen später traf sie der Schlag. Juan wurde verhaftet. Bei einem Postraub hatte er einen Mitarbeiter erschossen. Mordurteil: lebenslange Haft. Für Silvia kein Schlussstrich. Sie besuchte den gefangenen Partner, anfangs wohl aus pubertärer Liebelei, bald aber als Lebensmenschen: "Natürlich hatte ich auch andere Beziehungen. Aber nie lange, denn kein Mann war wie Juan. Bei uns stimmt einfach die Chemie, bei ihm bin ich geborgen." Schlüsselsatz dazu: "Für die Welt bist du jemand. Aber für jemand bin ich die Welt."

Obwohl berufstätig, war Silvia kein Gefängnis zu weit. Sie kam regelmäßig, erlebte mit, wie Juan (in Stein) gegen Missstände im Vollzug eine Revolte anzettelte und sogar aufs Dach stieg (Garsten). Sie steckte weg, dass er bei einem Ausbruch (Karlau) vor 27 Jahren eine Frau als Geisel nahm und vergewaltigte. Mittlerweile setzte sich sogar das Opfer für eine Entlassung Chmelirs ein.

Doch als aufmüpfigen Häftling lässt ihn die Justiz bereits 38 Jahre schmoren. Silvia ist 54 und hofft unerschütterlich auf Gnade für den Mann, den sie nur von der besten Seite kennt: "Aber mit 67 Jahren ist er doch für niemand mehr gefährlich. Er wünscht sich nur noch ein bisschen Glück in Freiheit mit mir." Ein neues Gutachten könnte den Weg ebnen. Silvia lächelt verträumt wie mit 16: "Dann kommt er endlich nach Hause." Zu ihr.