Österreich

Streit um Deutschkurse: Wien halbiert das Angebot

Heute Redaktion
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Czernohorszky und Hacker (SP) sehen noch größere Probleme auf uns zukommen, wenn bei der Integration gespart wird.
Czernohorszky und Hacker (SP) sehen noch größere Probleme auf uns zukommen, wenn bei der Integration gespart wird.
Bild: Helmut Graf, iStock, picturedesk.com/APA

Die Stadt braucht mehr finanzielle Mittel für bessere Integrationsarbeit. Schwarz-Blau "rudert dagegen" und streicht Förderungen für Deutschkurse: Von ehemals 10.000 Plätzen wird es nur noch 5.000 geben.

Im heurigen Kursjahr, das im Juli begonnen hat, wird es statt 10.000 Plätzen in Deutschkursen in Wien nur noch 5.000 zu geben. Warum? Weil der Bund sich nicht mehr an den Kosten beteiligt, heißt es.

Im Allgemeinem ist seit der großen Flüchtlingsbewegung 2015 ein steter Rückgang von Asylwerbern zu verzeichnen. Dennoch – 5.000 geförderte Plätze sind 2.500 zu wenig, sagt Sozialstadtrat Peter Hacker (SP).

"Die Integrationsministerin (Karin Kneissl, FP) hat angekündigt, dass es zumindest für Asylwerber mit hoher Bleibewahrscheinlichkeit Mittel geben wird", so Integrationsstadtrat Jürgen Czernohorszky (SP). Man würde nun sehen, dass das nicht stimmt. „Der Bund zieht sich davon zurück, real existierende Probleme lösen zu wollen", ergänzt Hacker.

Hohe Folgekosten für die gesamte Gesellschaft

Derzeit dauern die Asylverfahren in Österreich zwei Jahre und länger. Diese Zeit, welche die Menschen in der Grundversorgung verbringen, sinnlos verstreichen zu lassen, wäre "verantwortungslos", meint Hacker. Das kann der Integrationsstadtrat nur bestätigen, er sieht deswegen hohe Folgekosten auf die Gesellschaft zukommen und betonte, dass Wien notfalls die notwendigen Maßnahmen selber setzen würde, um das Angebot zu verlängern.

Wer Deutsch nicht selber lernt, fliegt

Wer die Sprache nicht beherrscht, wird auch keinen Zugang zum Arbeitsmarkt finden. Erhält ein Asylwerber einen negativen Bescheid, dann wäre es zumindest Wissensbereicherung, so die Kritiker einstimmig im Gespräch mit der APA.

Dass aber Schwarz-Blau den Bezug der Mindestsicherung künftig an die Beherrschung von soliden Deutschkenntnissen knüpfen will und gleichermaßen sukzessive das Kursangebot streicht, findet Hacker "unerhört". Um so mehr, weil in Wien Kurse im Niveaubereich A1 bis B1 angeboten werden, in denen die Teilnehmer fachspezifische Begriffe aus Berufszweigen wie Gastronomie, Verkauf, Handwerk, Technik sowie Gesundheit und Soziales lernen. (bai)