Wirtschaft

Stress lass nach: Die neue Job-Wunder-Formel

Heute Redaktion
Teilen
Picture
Bild: Fotolia

Zwei Drittel der Arbeitnehmer in Österreich würden auf 10 Prozent des Gehalts verzichten, wenn sie dafür 20 Prozent mehr freie Zeit zur Verfügung hätten. Das ist die aktuelle Job-Wunder-Formel, die Freizeitforscher Peter Zellmann im Interview mit "Heute.at" bestätigt. "Diese Einstellung muss man sich aber finanziell leisten, sprich verzichten können."

Zwei Drittel der Arbeitnehmer in Österreich würden auf 10 Prozent des Gehalts verzichten, wenn sie dafür 20 Prozent mehr freie Zeit zur Verfügung hätten. Das ist die aktuelle Job-Wunder-Formel, die Freizeitforscher Peter Zellmann im Interview mit "Heute.at" bestätigt. "Diese Einstellung muss man sich aber finanziell leisten, sprich verzichten können."

Das alte Sprichwort, dass der Mensch nicht vom Brot alleine lebt, hat in wirtschaftlich härteren Zeiten wie diesen nach wie vor absolute Gültigkeit. Doch anders als früher unterliegen wir heute einer viel individuelleren Art zu leben und zu arbeiten. Jeder kann sich seinen Alltag viel freier einteilen.

Teilzeit statt Vollzeit kein Widerspruch

"Der Trend, mehr Teilzeit als Vollzeit arbeiten zu wollen stimmt und ist kein Widerspruch", sagt Peter Zellmann vom Institut für Tourismus- und Freizeitforschung in Wien.

"Jeder Mensch hat heute die Chance, für sich zu entscheiden, was ihm wichtig ist. Denn jeder arbeitet nur so viel, um sich seinen Lebensstil leisten zu können. Und hier muss es für viele Menschen nicht mehr das Luxus-Restaurant, Hotel oder Auto sein. Dementsprechend kommen sie mit weniger Geld aus und nehmen für sich lieber einen Teilzeit-Job und mehr freie Zeit in Anspruch."

Auto kein Statussymbol mehr

Die Erwartungen ans Leben sind bei der Mehrzahl der Menschen überraschend verschieden, urteilt der Sozialforscher. Viele Menschen sind bescheidener, als die Wirtschaft oft glauben macht, um die Kaufkraft hoch zu halten. "Die Konsumgesellschaft will uns einreden, berechenbar zu sein. Doch das sind wir nicht mehr. Man muss nicht alles haben, um glücklich zu sein. 'Häng dich an, sonst hängen wir dich ab'. Diese Sichtweise einer Konsumgesellschaft ist im Wandel. Ein Auto ist kein Statussymbol mehr."

Arbeit und Freizeit gleichwertig

"Wir leben nicht, um zu arbeiten. Wir arbeiten, um zu leben." Dieses Credo hat bei vielen Arbeitnehmern bereits Gültigkeit. Zumindest der Wunsch, darauf hinzuarbeiten, sei spürbar. "Wir versuchen unsere freie Zeit weit mehr zu nutzen als früher. Urlaub dient nicht mehr nur der Wiederherstellung der Arbeitskraft wie noch vor 100 Jahren. Arbeit und Freizeit stehen heute gleichwertig nebeneinander."

Wer nur für den Job lebt, lebt gefährlich

Wichtig sei dabei, sich ein zweites - privates - Standbein im Leben zu schaffen, wo man sich im Notfall  festhalten kann. Das kann die Familie, ein Hobby oder die ehrenamtliche Tätigkeit in einem Verein sein. Denn in wirtschaftlich turbulenten Zeiten kann es schneller als gedacht passieren, dass auch langjährige Mitarbeiter ihren Job verlieren. Menschen, die ihr Leben dann auf den Beruf ausgerichtet haben, fallen rasch ins Bodenlose.

"Die klassische industrielle Arbeit verlagert sich in den Dienstleistungssektor und in eine Betreuungsgesellschaft", sagt Zellmann. "Es geht nicht mehr nur um Produktion mit Muskelkraft." Das sei ein gesellschaftlicher Fortschritt. In vielen Branchen gehe es heute um "personenbezogene Dienstleistungen, Betreuung, für Menschen da sein und das ist eine Riesensache."

;