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Stronach pfeift Lugar bei Gewerkschaften zurück

Heute Redaktion
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Frank Stronach peift seinen Klubchef Robert Lugar - der während seiner Abwesenheit als Sprachrohr fungiert - in Sachen Gewerkschafts-Kritik zurück. Er, Stronach, habe nie gesagt, dass man die Gewerkschaften nicht braucht, beteuerte er am Sonntag in der ORF-Reihe "Im Zentrum". Und sagte sogar wörtlich: "Die Gewerkschaften sind wichtig."

Frank Stronach peift seinen Klubchef Robert Lugar - der während seiner Abwesenheit als Sprachrohr fungiert - in Sachen Gewerkschafts-Kritik zurück. Er, Stronach, habe nie gesagt, dass man die Gewerkschaften nicht braucht, beteuerte er am Sonntag in der ORF-Reihe "Im Zentrum". Und sagte sogar wörtlich: "Die Gewerkschaften sind wichtig."

Aber sie seien überverwaltet, hätten "Paläste" und müssten sich ändern, brachte er doch einige Kritik an - ohne freilich genau sagen zu können, was geändert werden sollte am sozialpartnerschaftlichen System Österreichs. Dass Stronach auf die Gewerkschaften losgeht, hatte die "Kronen Zeitung" am 24. Mai geschrieben. Wobei der Milliardär selbst nur damit zitiert wurde, dass "keine Regierung, keine Gewerkschaft Arbeitsplätze garantieren" könne. Aber die "Krone" fragte bei Team Stronach-Klubchef Lugar nach, ob das so zu verstehen sei, dass Stronach die Gewerkschaft auflösen möchte.

Und dieser sagte: "Frank sieht das so: Die Gewerkschaften brauchen wir nicht - er sorgte ja als Unternehmer immer selbst gut für seine Mitarbeiter", ergänzt von eigenen Angriffen gegen die Gewerkschaft. In den Tagen darauf doppelte Lugar noch nach und forderte schließlich, die Sozialpartner auf Arbeiterkammer und Wirtschaftskammer zu reduzieren, also auf die Gewerkschaften und die Landwirtschaftskammer zu verzichten.

"Ich war nicht da"  

Er habe diesen Vorschlag nicht gemacht, sagte Stronach dazu am Sonntag. Er lasse "alle sprechen, ich binde keinen Maulkorb um" - und er habe nicht mitgelesen, weil "ich war nicht da", antwortete er auf die Frage, ob er Lugars Meinung denn nicht teile. Aber der Parteigründer stellte doch klar: Letztlich gelte, was er sage, "ich vertrete das Team Stronach". Und: "Ich lege die Regeln fest und ich habe immer gesagt, dass die Gesellschaft ausbalanciert sein muss und es Arbeitervertretungen geben muss."

Kritik an der Gewerkschaft hatte er allerdings anzubringen: Sie nehme den Arbeitern 200 Mio. Euro ab, die Verwaltung sei zu groß - wie Österreich überhaupt "überverwaltet" sei. Alle müssten sich ändern, wichtig sei, wie man Arbeitsplätze schaffen und erhalten könne. Dies konnte ÖGB-Präsident Erich Foglar - unter Darstellung der wichtigen Rolle der Gewerkschaft beim Schutz der Arbeitnehmer - nicht unwidersprochen lassen: Die 200 Millionen seien die Mitgliedsbeiträge der 1,2 Millionen freiwilligen Mitglieder, die Gewerkschaft habe keine "Paläste", sondern normale Bürogebäude - und das meiste, was sie ausgebe, gebe sie für die Mitglieder aus.

"Sonst kommst ned weiter"  

Stronach bezweifelte die Freiwilligkeit - und auf Foglars Widerspruch, dass es keine Zwangsmitgliedschaft gibt, schwenkte er auf Kritik an der Parteibuchwirtschaft um. Es sei "umheimlicher Druck da .... in Niederösterreich musst ein schwarzes Parteibuch haben, in Wien ein rotes, sonst kommst ned weiter". Was genau geändert werden müsste an Gesetzen zur Gewerkschaft konnte Stronach auf Anhieb allerdings nicht sagen. Alles müsse durchleuchtet werden, sagte er nur, und bot an, eine Beratungsfirma zu bezahlen, die erheben soll, um wie viel man die Gewerkschaft reduzieren könnte. Gewissermaßen ausgewogen griff Stronach dann auch noch die Wirtschaftskammer an: Sie sei ein "Machterhaltungsnetzwerk", diene der "Freunderlwirtschaft".

"Im Zentrum" bot aber nicht nur die Auseinandersetzung zwischen Team Stronach und der Gewerkschaft, sondern auch jene über die Sonntagsöffnung zwischen der Nahversorgungskette dayli und der Gewerkschaft. Dayli-Eigentümer Rudolf Haberleitner warf der Gewerkschaft vor, mit ihrem Vorgehen gegen die Sonntagsöffnung 3.500 Arbeitsplätze zu vernichten und 2.300 geplante zu verhindern - weil deren Attacken Investoren verscheucht hätten. Dem widersprach Foglar vehement: Die Gewerkschaft habe sich um die Einhaltung der Gesetze zu kümmern und habe dies getan. Und "wenn ein Geschäftsmodell gegen das Gesetz ist, werden sich keine Investoren finden."