Wien

Wiener Studenten müssen für Uni in Corona-Hotspot

Wirbel herrscht an der Universität für Bodenkultur (Boku). Mitten im Lockdown müssen Studenten zu verpflichtenden Praxistagen nach Lunz am See.

Rene Findenig
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Corona-Kontrollen der Polizei im Hotspot-Bezirk Scheibbs.
Corona-Kontrollen der Polizei im Hotspot-Bezirk Scheibbs.
Helmut Fohringer / APA / picturedesk.com

80 Wiener Boku-Studenten machen trotz hartem Lockdown in Wien und Niederösterreich verpflichtende "Hydrobiology"-Praxistage in Lunz am See im Bezirk Scheibbs. Nicht nur das: Scheibbs ist mit einer 7-Tages-Inzidenz von 309,1 derzeit nicht nur der Corona-Hotspot Niederösterreichs, sondern einer der am stärksten betroffenen Bezirke des Landes. Am vergangenen Freitag waren dort aufgrund der besorgniserregenden Situation sogar Ausreisekontrollen angelaufen. 

Im Ö1-"Morgenjournal" klagt eine Studentin über die verpflichtende Uni-Veranstaltung, bei der etwa Wasserproben entnommen und analysiert werden sollen. Sie kann nicht verstehen, warum die Lehrveranstaltung nicht verschoben oder abgesagt wurde: "Man schränkt sich halt privat zuhause so gut es geht ein, und dann kommt die Uni und man ist halt mit 80 Leuten unterwegs. Man ist dann in 20er-Gruppen eingeteilt, es sind halt Leute von überall sozusagen."

"Bis Donnerstag haben wir keine Gewissheit, ob wir überhaupt noch negativ sind"

Vor der Abreise hätten alle Teilnehmenden einen negativen Corona-Test vorweisen müssen. Einen neuen Test soll es erst am Donnerstag geben – diese bräuchten alle Studierenden, um überhaupt aus dem Bezirk Scheibbs wieder ausreisen zu dürfen. "Bis Donnerstag haben wir keine Gewissheit, ob wir überhaupt noch negativ sind", so die Studentin. In ihrer Zeit in Scheibbs wohnen die Studenten in Hotels und Appartements – die Uni stellte einen Nachweis aus, dass zu beruflichen zwecken verreist werde.

"Mich ärgert vor allem, dass es keine andere Möglichkeit gibt, diese Lehrveranstaltung positiv abzuschließen"

Selbst die Unterkunftgeber würden sich wundern, dass die Reise überhaupt möglich sei und teils würden die Studenten zu fünft ein Quartier bewohnen, berichtet die Studentin. Zwar gelte Indoor Maskenpflicht, zu den Veranstaltungen reise man aber in Fahrgemeinschaften. "Mich ärgert vor allem, dass es keine andere Möglichkeit gibt, diese Lehrveranstaltung positiv abzuschließen", so die Studentin. Dem widerspricht laut Bericht Boku-Vizerektor Gerhard Mannsberger: Es gebe die Möglichkeit, eine Ersatzarbeit zu beantragen, das gelte genauso als Abschluss. 

Zusätzlich biete man an, dass man im nächsten Jahr einen Fixtermin bekomme, wenn man die Übung heuer für den Abschluss nicht brauche, aber sie trotzdem machen wolle. Die Übung selbst zu verschieben sei aber kaum möglich gewesen, da die Vorlaufzeit ein Jahr betrage, heißt es. Generell gebe es bei solchen Übungen ausgeklügelte Sicherheitskonzepte. Und: Mannsberger bestreitet, dass es in Lunz am See Mehrbettzimmer gebe, es handle sich um Zweibettzimmer mit Einhaltung aller erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen.