Studie: Haben Lügner wirklich kein Gewissen? 

Andere zu täuschen wird allgemein als unmoralisch angesehen. Allerdings lügen die meisten Menschen täglich. Sie neigen dazu, zu lügen, um sich selbst besser zu fühlen oder sich Schande oder Ablehnung zu ersparen – anstatt die Gefühle anderer zu schützen, wie eine neue Studie herausgefunden hat. Da Lügen weithin als unmoralisch angesehen wird, kann das Erzählen von Lügen psychologische Konsequenzen für den Lügner haben – auch wenn sie unentdeckt bleiben. Über diese psychologischen Auswirkungen des Lügens ist jedoch relativ wenig bekannt. Die meisten Studien konzentrierten sich auf die Auswirkungen des Lügens auf die Beziehung zwischen dem Lügner und dem Empfänger oder nur auf die Empfänger allein.

Forscher der Universität Twente in den Niederlanden führten vier Experimente durch, um festzustellen, wie sich Lügen auf das Selbstwertgefühl von Lügnern auswirken. Also ob sie psychologische Konsequenzen wie ein geringeres Selbstwertgefühl und negative Gefühle (Nervosität, Bedauern, Unbehagen oder Unglücklichsein) erfahren.

Test 1

In einem Test wurden die Teilnehmer aufgefordert, einen Tag lang ihr Lügenverhalten zu beobachten. 22 Prozent erzählten eine egozentrische Lüge – meist, um ihre Erfolge oder Erfolge aufzublähen. 8 Prozent logen, um eine andere Person zu schützen, und 69 Prozent gaben an, an diesem Tag nicht zu lügen. 

Test 2

In einem anderen Experiment wurden Freiwillige vor eines von acht Dilemmas gestellt, von denen vier egozentrisch und vier als "andersorientiert" bezeichnet wurden. Hier ist ein Beispiel für eine egozentrische Situation: "Sie befinden sich in einem Vorstellungsgespräch. Sie werden gefragt, ob Sie Erfahrung in einem relevanten Aspekt der Stelle haben, was Sie nicht haben." Eine "fremdbestimmte" Situation: "Ihre Freundin freut sich sehr über ihr neues Kleid. Es gefällt Ihnen nicht."

Fast 42 Prozent der Teilnehmer logen in der egozentrischen Situation, während etwa 46 Prozent eine Lüge erzählten, wenn sie mit einem "fremdbestimmten" Dilemma konfrontiert waren. Beide Gruppen von Lügnern berichteten über ein geringeres Selbstwertgefühl und mehr negative Gefühle im Vergleich zu denjenigen, die die Wahrheit sagten.

Test 3

Im abschließenden Test zeichneten die Probanden über einen Zeitraum von fünf Tagen hinweg ihr Lügenverhalten auf. Die Teilnehmer logen in 45 Prozent der Fälle, wobei 22 Prozent angaben, jeden Tag gelogen zu haben, und 19 Prozent behaupteten, an keinem Tag gelogen zu haben. Teilnehmer, die an einem bestimmten Tag gelogen hatten, erlebten einen Rückgang des Selbstwertgefühls im Vergleich zu ihrem Selbstwertgefühl am Vortag.

Studienergebnis

Summa summarum zeigen die Ergebnisse, dass, wenn jemand eine Lüge erzählte, sein Selbstwertgefühl niedriger war als am Vortag, was darauf schließen lässt, dass Menschen, die lügen, nicht generell ein geringes Selbstwertgefühl haben, sondern dass der Akt des Lügens das Selbstwertgefühl verringert – unabhängig davon, ob gelogen wird, um selbstsüchtigen Ziele zu verfolgen oder um anderen zu helfen.

Kann man erkennen, wenn jemand lügt?