Wien
Studie zeigt: So (un)zufrieden sind die Jungen in Wien
Die 15- bis 30-Jährigen sind mit Wien zwar zufrieden, große Herausforderungen sind aber die Themen Wohnen und Arbeit. Ihr großer Wunsch: mehr Grün!
Die Studie "Junge Menschen in Wien II" wurde vom SORA Instituts im Auftrag der AK durchgeführt und zeigt, wie sich die Lebenssituation junger Menschen entwickelt hat, im Guten wie im Schlechten. Basis ist die Sozialwissenschaftliche Grundlagenstudie (Sowi) der Stadt Wien aus 2018 mit über 2000 Personen und Veränderungen seit der ersten Studie aus 2013 sichtbar macht. Dass Wien immer jünger wird, während das Durchschnittsalter im Rest Österreichs ansteigt, schildert Günther Ogris, Leiter von SORA: "Mehr als die Hälfte der 15- bis 30-Jährigen sind aus dem ländlichen Raum oder anderen Ländern in Wien zugewandert. Das prägt diese Stadt". Nach Wien kommen sie laut Ogris vor allem wegen der Ausbildungsmöglichkeiten.
Hohe Unzufriedenheit beim Gehalt
Abgefragt und mit Schulnoten bewertet wurden die Themen Sicherheit (2013: 75%, 2018: 71%) Kultur (2013: 87%, 2018 84%) und Kinderbetreuung. Die höchste Bewertung erhält der öffentliche Verkehr mit 89% Zufriedenheit (2013: 87%). Verbessert hat sich die Beurteilung der Arbeitsmöglichkeiten mit 71% (2013: 61%). Drei von vier jungen Wienern geben an, mit ihrer Lebenssituation zufrieden zu sein (75%). Allerdings bedeutet dies einen Rückgang von 10% im Vergleich zu den vorigen Jahrgängen. Verschlechtert hat sich auch die Zufriedenheit mit der allgemeinen Arbeitssituation (-8%), vor allem bei Personen ohne Matura und bei Vollzeitbeschäftigten. Am unzufriedensten sind junge Wiener mit ihrem Einkommen (59% Zufridenheit). "Das betrifft besonders Menschen mit Kindern und wir gehen davon aus, dass sich diese Entwicklung durch die Pandemie weiter verschärft", erklärt Malena Haas von der AK Wien.
Von der Pandemie betroffen sind laut Haas vor allem Menschen, die sich im Übergang von Ausbildung zum Jobeinstieg befinden oder schon in prekären Verhältnissen arbeiten. "Wir fordern daher einen Ausbau von Lehrangeboten im privaten und öffentlichen Betrieben, verpflichtende Praktikumsgelder, Hilfe bei der Praktikumssuche durch eine zentrale Datenbank und den Ausbau des Studienförderungssystems. Der Studienerfolg soll nicht von einem verfügbaren Nebenjob abhängen."
Wohnen als große Herausforderung
Allgemein geben 88% der jungen WienerInnen an, gerne oder sehr gerne in Wien zu wohnen. Dieser Wert hat aber seit 2008 kontinuierlich abgenommen. Haas dazu: "Hier sehen wir die folgen der Wirtschaftskrise". Auch dieser Negativtrend soll sich nach Einschätzung der Experten durch die Pandemie verstärken. Kontinuierlich gestiegen ist die Wohnkostenbelastung, 2018 machen sie im Schnitt 30% des Haushaltseinkommens aus (2013: 26%). "Viele sind von finanzieller Überbelastung betroffen, besonders junge Familien mit Kindern. Wir wissen auch, dass junge Menschen vor allem am privaten Wohnungsmarkt nach einer Wohnung suchen. Das ist mit Abstand das teuerste Segment.", erklärt Haas: Als Gegenmaßnahme soll jungen Wienern der Zugang in den geförderten Wohnbau erleichtert werden, etwa durch den Wegfall von Kautionen für SMART-Wohnungen.
Wunsch nach mehr Grün und Freiraum
Abgefragt wurden Wünsche der Jungen für mehr Lebensqualität im Wohnumfeld: Klarer Sieger ist der Wunsch nach mehr Grünfläche (56%), gefolgt von angenehmen Plätzen und öffentlichen Freiräumen. Auf's Treppchen schafft es trotz der hohen Zufriedenheit der Wunsch nach einer besseren Öffi-Anbindung. "Die Pandemie hat Probleme im öffentlichen Raum aufgezeigt und den Wunsch nach Grünflächen noch verstärkt. Der Wegfall dieser Räume, zum Beispiel durch die Sperre von Parks, birgt das Risiko von Vereinsamung", warnt Sina Moussa-Lipp von der AK Wien. "Öffentliche, konsumfreie Freiräume für junge Menschen müssen erhalten und ausgebaut werden."
Einkommen beeinflusst Gesundheitsempfinden
Die überwiegende Mehrheit (82%) der Jungen bezeichnet sich als gesund. Aber: Je knapper das Haushaltseinkommen, desto weniger ist man mit seinem Wohlergehen zufrieden. In beiden Gruppen zeigt sich 2018 eine Verschlechterung von 11%. Von Angst, Depression oder Traurigkeit betroffen zu sein, geben besonders oft junge Frauen, Personen unter 20, arbeitslose Personen und jene mit knappem Haushaltseinkommen an.