Österreich

Studie zu Plastikhufen "völliger Gummi"?

Heute Redaktion
Teilen
Der Wiener "Fiakerbaron" Wolfgang Fasching kritisiert die Studie der Veterinärmedizinischen Universität Wien zu den "Plastikhufen".
Der Wiener "Fiakerbaron" Wolfgang Fasching kritisiert die Studie der Veterinärmedizinischen Universität Wien zu den "Plastikhufen".
Bild: Denise Auer

Die Studie, die Plastikhufe für Fiakerpferde als "gut geeignet" einstufte, sorgt für Wirbel. Das Ergebnis sei völlig falsch, kritisieren die Fiaker, einige Pferde seien bei den Tests sogar erlahmt.

Wie "Heute" berichtete, kam eine – von der MA28 (Straßenverwaltung und Straßenbau) und dem 1. Bezirk beauftragte – Studie der Veterinärmedizinischen Studie Wien zu dem Ergebnis, dass Kunststoff-Hufe als Ersatz für die herkömmlichen Eisenbeschläge prinzipiell "gut geeignet" wären. Für die Studie wurden vier Kunststoff-Modelle getestet.

Wiener "Fiakerbaron" widerspricht Studienergebnissen

Den medial vermittelten Ergebnissen der Studie widerspricht nun Wiens "Fiakerbaron" Wolfgang Fasching: "Das Gegenteil war der Fall: Die wahren Ergebnisse der Studie sind katastrophal. Der Kunststoff verklumpte sich dermaßen, dass er gegen den Pferdehuf drückte. In einem Fall fiel der Plastikhuf schon nach etwa 100 Meter einfach ab, in anderen war der Kunststoff kaum aus den Hufen der Pferde herauszubekommen". Für Fasching der Grund warum nur Ergebnisse publiziert wurden, die Studie selbst aber nicht.

Wie Fasching gegenüber "Heute" erklärte, seien vier Pferde durch die "Tests" erlahmt, waren für etwa drei Wochen nicht einsetzbar. "Ich weiß auch, dass alle an der Studie teilnehmenden Fiakerunternehmen diese deswegen zum Wohle der Pferde vorzeitig abgebrochen haben".

"Pro Fiaker Kultur"-Initiator Werner Kaizar bestätigt gegenüber "Heute" die Probleme. "Die getesteten Gummibeschläge waren völlig ungeeignet. Ein Unternehmer musste sein Pferd sogar mit einem Hänger abholen".

Tierärztin: Plastikbeschläge nicht "unbedenklich"

Als "unbedenklich" könnten die Plastikbeschläge sicher nicht angesehen werden, betonte auch Tierärztin Isabella Copar gegenüber "Heute". Sie kümmert sich bei 25 Jahren um Fiakerpferde, kennt deren Bedürfnisse und Probleme daher genau. "Das Hauptproblem aus meiner Sicht ist, dass die Plastikbeschläge für jeden einzelnen Huf perfekt passen müssen. Wenn alles gut passt, spricht nichts per se gegen Kunststoffbeschlägen, doch damit das gewährleistet ist, muss es sehr viele einzelne Prototypen geben, oft mit minimalen Abweichungen von nur 0,3 Millimeter und ist wird dann eben teuer. Denn wenn der Beschlag nicht passt, ist dass, als wenn Sie einen Schuh anziehen, der zu klein ist. Dann gibt es auch Probleme", so die Veterinärin.

Bei den Tests seien auch Plastikbeschläge gebrochen, die Splitter könnten sich in die Strahlfurchen, also die "Sohle" des Pferdes oder gar in das Hufgelenk eindringen. "Das kann im schlimmsten Fall auch ein Todesurteil für das Pferd bedeuten", so Copar.

Neu entwickelter Gummihuf vielversprechend

Aus diesem Grund hätte das Fiakerunternehmen Paul aus Eigeninitiative und selbstfinanziert neue, eigene Gummibeschläge entwickelt, so Kaizar. Diese seien besonders gelenkschonend und sollen bis zu sechs Wochen haltbar sein. Ab Juli sollen sie in der Innenstadt getestet werden. Auch "Fiakerbaron" Fasching sieht diese als "schon viel versprechend" an.

"Umstieg brächte zwei Tonnen zusätzlichen Plastikmüll"

Generell ist der Fiakerbaron aber kein Freund der Plastikhufe: "Gerade in Zeiten, wo sich alle bemühen den Plastikmüll zu reduzieren, sollen jetzt Plastikhufe her". Bei einem regelmäßigen Austausch alle vier Wochen und im Durchschnitt (je nach Größe der Beschläge) zwei Kilo Plastik pro Pferd würde das pro Jahr für alle rund 400 Fiakerpferde in Wien einen Zuwachs von rund zwei Tonnen Plastikmüll bedeuten, rechnet Fasching vor.

"Im Gegensatz dazu sind echte Hufeisen reines Eisen ohne Legierungen, sind also zur Gänze verwertbar. Auch bei Touristen sind gebrauchte Hufeisen als Souvenir heiß begehrt", so Fasching. Wieso man hier auf Biegen und Brechen das "Rad neu erfinden" und etwas ändern müsse, das "seit 5.000 Jahren" funktioniere, kann der Fiakerbaron nicht verstehen. "Wenn die VetMed den Fiakern vorschreiben will, welche Beschläge sie verwenden sollen, ist das, als wenn die Technische Universität den Formel 1-Teams vorschreibt, mit welchen Reifen sie fahren müssen", so Fasching.

Studie doch nur "Zwischenergebnis"?

Bei der Stadt sieht man die medial kolportierten Ergebnisse nur als "Zwischenbilanz", die Studie selbst sei noch nicht abgeschlossen, es müssten weitere Untersuchungen durchgeführt werden. Unklar bleibt, wieso die "Ergebnisse" vorgestellt wurden, wenn die Studie doch noch gar vollständig ist.

Fiaker fordern Gegenleistung für straßenschonende Beschläge

"Wenn die Fiaker nun aus Eigeninitiative Alternativen wie die Gummibeschläge suchen, um die Straßen zu schonen, wäre es nur fair, wenn es dafür eine Gegenleistung gibt", so Kaizar gegenüber "Heute". Konkret fordert er eine Rücknahme des Fiakerfahrverbots auf der Herrengasse (City) und eine fixe Zusage, dass der Fiakerstandplatz am Michaelerplatz (City) bleibt.

"Die Fiaker bauen auf Bürgermeister Ludwig, der die Fiaker bereits als fixer Teil der Stadt Wien bezeichnet hat", so Kaizar. Sollten die Forderungen nicht erfüllt werden, so kann sich der "Pro Fiaker Kultur"-Initiator, "in der Gewerkschaftssprache auch Kampfmaßnahmen" vorstellen. (lok)